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Markus Mantel: Die Kunst des inneren Gleichgewichts

Der Maler Markus Mantel ist unvergessen. Dicht gedrängt standen die Gäste bei der Ausstellungseröffnung bis auf die Treppe im zweiten Stock im Schloss in Heubach.

Donnerstag, 19. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 8 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (en). Bürgermeister Klaus Maier, bei Vernissagen immer dabei, hat im Schloss noch nie eine so gut besuchte Eröffnung erlebt. Aus Anlass des Geburtstags von Markus Mantel (1931 — 2005), der am 29. Mai 80 Jahre alt geworden wäre, stellten seine Frau Else, sein Sohn Marcus und dessen Frau Sabine eine beeindruckende Auswahl seines umfangreichen Schaffens zusammen. Vernissagenredner Wolfgang Nußbaumer ließ sich von Else Mantel berichten: „Ein Tag ohne Malerei war für ihren Mann ein verlorener Tag. Wenn er eine Idee im Kopf gehabt hat, konnte deren Umsetzung gar nicht schnell genug gehen. Und ihr Mann hatte viele Ideen.“ Nußbaumer beschrieb Markus Mantel als jemanden, der nie viel Aufhebens um seine Person gemacht hat. Es war dem gelernten Feinoptiker und akademische Maler, der sein Rüstzeug unter anderem bei Professor Willi Baumeister an der Stuttgarter Kunstakademie erhalten hat, wichtig, verstanden zu werden. Seine Bilder hängen in vielen privaten Wohnungen, Büros und Geschäftsräumen seiner nahen schwäbischen Heimat. Markus Mantel war viel zu bodenständig, um sich dem Kunstbetrieb auszusetzen und sich selbst zu vermarkten. Nußbaumer sprach von den besten und ungewöhnlichsten Arbeiten, die der Künstler aus Passion und Profession schuf, indem er in belichtete Röntgenfilme seine künstlerische Botschaft hineinkratzte. Zeichnerisch brillant und mit schwungvollem expressivem Duktus. In der Physiognomie, im Gesichtsausdruck, sah Markus Mantel die Summe der seelischen Vorgänge, die sich darin spiegeln.
Markus Mantel habe über seine Arbeitsweise gesagt: „Ich muss von vorneherein eine klare Vorstellung der Gesamtkomposition haben.“ Das Ziel Mantels war eine Kunst des inneren Gleichgewichts, der Reinheit und der Heiterkeit — als ein seelisches Beruhigungsmittel. Bei den Landschaftern beruft sich der Künstler auf Maler wie Cezanne und bei den biblischen Themen ist eine Fernwirkung des italienischen Meisters Giotto zu erkennen. Laut Nußbaumer braucht sich der Künstler aus Lautern nicht hinter dem malenden Monsignore Sieger Köder — für den letzten Samstag ein Museum eröffnet worden ist — zu verstecken, weder in seiner Bibelkenntnis und wie sich diese auf den Leinwänden wieder findet, noch in der malerischen Umsetzung der Motive.
Markus Mantels weitere Maxime für seine frühen biblischen Bildern: „Alles was in einem Bilde nicht von Nutzen ist, hat als schädlich zu gelten“. So stelle sich der Lauterner Künstler in die Tradition abendländischer Malerei, die in ihren Bildern das Wort Gottes illustriert und gefeiert hat. Dabei stellt er seine kreative Arbeit dezidiert in den Dienst dieser Glaubensbotschaft.
Sein aus einer prallen Farbpalette schöpfendes malerisches Temperament konnte sich entfalten in seinen Landschaften und Stadtansichten. Sein kompositorischer Wille, die Idee möglichst rasch und ausgereift umzusetzen, kam ihm mit seinen virtuosen technischen Fähigkeiten gerade bei den Aquarellen zu gute, so Nußbaumer. Die beiden Aquarelle „Rosenstein“ und „Lauterburg, ein Jahr vor Markus Mantels Tod entstanden,bezeichnete Nußbaumer als „Quintessenz eines Künstlerlebens“. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Bläserensemble Lautern.

Die Ausstellung ist bis 26. Juni im Heubacher Schloss zu sehen. Öffnungszeiten: Di 9 – 13 und 15 – 18 Uhr, Mi 9 – 12 und 15 – 18 Uhr, Do 9 – 12 Uhr, Fr 9 – 12 und 13 – 17 Uhr, Sa 9 – 13 Uhr, Feiertage von 11 bis 16 Uhr.

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