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Walter Giers und sein herausragendes Lebenswerk

Für sein „herausragendes singuläres Lebenswerk“ erhält der Gmünder Künstler Walter Giers den Kulturpreis des Landes Baden-​Württemberg. Er wird ihm am kommenden Montag in Karlsruhe überreicht.

Mittwoch, 22. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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KUNST (rw). Der vor kurzem 74 Jahre alt gewordene Walter Giers gilt als einer der Väter der „Electronic Art“ und hat regional, national und international mit seinen Werken bleibende Spuren hinterlassen. Eine Jury wählte Giers als Hauptpreisträger unter 28 Bewerbungen am 2. März aus (die RZ berichtete darüber). Den mit 20000 Euro dotierten Preis, der alle zwei Jahre von der Baden-​Württemberg-​Stiftung und den Volksbanken-​Raiffeisenbanken verliehen wird, erhält der Gmünder für seine Medien– und Lichtkunst, mit welcher er eine Pionierleistung vollbracht habe. Giers habe in den nahezu fünfzig Jahren seines Schaffens eine „herausragende singuläre Lebensleistung“ vollbracht.
Walter Giers wurde 1937 in Mannweiler in der Pfalz geboren, wuchs bis 1945 in Prag und dann in Kevelaer am Niederrhein auf. Zunächst Jazzmusiker, studierte er ab 1959 an der damaligen Werkkunstschule in Schwäbisch Gmünd, der heutigen Hochschule für Gestaltung. 1963 gründete er in der Stauferstadt ein eigenes Designbüro.
Ein Objekt jener Jahre waren kugelförmige Lautsprecher, die damals einen ungemein futuristischen Eindruck machten. In den 90-​er Jahren hatte er einen Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und seitdem den Professorentitel.
Mit Einzel– und Gruppenausstellungen war Walter Giers seit 1968 in Museen in Saarbrücken, Stuttgart, München, Amsterdam und Toronto vertreten. Giers gilt als Pionier der „Electronic Art“ — andere folgten erst später. Er stieß mit seinen mal hintergründig witzigen, mal poetisch meditativen elektronischen Objekten in Bereiche vor, die traditionelle Gattungsgrenzen hinter sich ließen. Und dem Betrachter nicht zuletzt das Vergnügen bescherten, auf das Zirpen, Piepsen, Rauschen und Blinken von Giers Objekten Einfluss zu nehmen — wenn nicht der Zufallsgenerator davor war.
„Der Künstler arbeitet mit optischen und akustischen Elementen, die sich in Licht-​Ton-​Kunstwerken vereine, die im Grenzbereich zwischen bildender Kunst, Design, Technik und Musik angesiedelt sind. Giers steht in der Tradition des Konstruktivismus und der kinetischen Skulptur von Naum Gabo und Heinz Mack bis hin zu Jean Tinguely und Rebecca Horn“, so verortet ihn Peter Weibel (Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe) kunsthistorisch. Walter Giers war und ist auf vielen Gebieten aktiv, ein universeller Geist, Ideen– und Impulsgeber auch in der Stadtgestaltung. Von ihm stammen in Schwäbisch Gmünd die Leuchten und das Lichtkonzept für Markt– und Münsterplatz einschließlich der Fassaden. Doch zweifellos ist die „Electronic Art“ seine Domäne.
Demnächst, bei der Gmünder Art am 1. und 2. Juli, kann man ihn auf diesem ureigenen Gebiet wieder im Prediger-​Innenhof erleben: Dort schlägt er das „Lichtbuch“ auf. Gewissermaßen ein weiteres Kapitel im Schaffen dieses schöpferischen Multitalents, der schon mal als der „Daniel Düsentrieb von Schwäbisch Gmünd“ bezeichnet wird.

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