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Philharmonische Kammersolisten gaben ein Konzert in der Lorcher Klosterkirche

Die Reihe „Musik in Lorch“ ist inzwischen ein wahrer Publikumsmagnet. Acht Mitglieder der Stuttgarter Philharmoniker gaben im Kloster ein Konzert als „Philharmonische Kammersolisten“.

Dienstag, 28. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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KONZERT (-ry) Das Klosterkonzert vom vergangenen Sonntag verdankte sich der Tatsache, dass der Kontrabassist Reinald Schwarz Mitbegründer der Konzertreihe ist. Und so musizierten außer seiner Frau Margarete und ihm weitere sechs Mitglieder der Stuttgarter Philharmoniker als Philharmonische Kammersolisten Stuttgart ein bemerkenswertes Programm: Mozarts Klarinettenquintett A-​Dur KV 581 sowie Schuberts Oktett F-​Dur D 803/​op. 166 — beides Kleinodien der Kammermusik.
Wenn man Mozarts Klarinettenquintett hört, wundert es nicht, dass große Theologen, wie Karl Barth, Hans Urs von Balthasar oder Benedikt XVI., das Werk des „von Gott Geliebten“ (Amadé) so schätzten; dass es immer wieder Kranken zur Gesundung verhilft. Das Motto des Kultursenders des NDR, „hören und genießen“, trifft das genauso wie das Konzept des Festspielhauses Baden-​Baden: den Menschen Freude zu bereiten. Genau dies war dem Konzert eigen. Die vielen nachbestuhlten Plätze waren dessen sichtbarer Beleg.
Spielten sich bei Mozart die Klarinette und die erste Geige die melodischen Bälle zu, so war Schuberts Werk gleichsam ein Mikrokosmos symphonischen Duktus’.
Ideenfülle und geniale Struktur beider Kompositionen zeugen von einer frühen Reife ihrer Tonschöpfer. In vergleichsweise so jungen Jahren derart Vollendetes zu schreiben, ist zugleich ein Verweis auf göttliche Begabung.
Die spieltechnische Kompetenz aller acht Künstler stand ohnehin außer Frage, sind sie doch allesamt erfahrene Profis. Was das Ohr vernahm, war Kunst höchster Vollendung. Wie da den Linien nachgespürt wurde, wie dialogisch das Ganze blühte, mit welch subtiler Dynamik die Partitur ausgelotet wurde, das spricht nicht nur für die Liebe der Musiker zu ihrer Profession, es zeugt zugleich von dem hohen Respekt, der jede Routine potenziert. Allein die freundliche Physiognomie des Konzertmeisters steckte förmlich an. In der prächtigen Akustik der Klosterkirche entfaltete sich die Musik hinreißend. Wie armselig dagegen nähme sich ein Verständnis von l’art pour l’art aus! Nein, hier lebte alles, strömte und entfaltete sich vorzüglich und riss die große Hörergemeinde einfach mit.
Nach dem Wechselspiel von Klarinette und Geige, durchaus selbstbewusst (nicht nur unterlegt) die übrigen Streichinstrumente, teils auch mit Soloantworten, kam mit Kontrabass, Fagott und Horn bei Schubert eine beachtliche Klangerweiterung. Statt der üblichen vier waren es jetzt sechs Sätze und zwei davon sogar noch zweigeteilt. Die Expansion war nicht nur quantitativ präsent, sondern gestaltete sich noch verwobener. Auch hier Dialog als Programm. Man musste innerlich einfach mitjubeln. Schubert setzte immer wieder noch eins drauf, als ob er gar nicht genug an Ideen hineinschreiben konnte. Das Schöne: dass alle acht Künstler völlig uneitel das Werk sprechen ließen. Bei makelloser Intonation (nur einmal gab es aufgrund der extremen Lage eine leichte Interferenz) und einer folgerichtig natürlichen Intensität der Linienführung. In den Tempi stets leichtfüßig, selbst beim Scherzando eines Allegro vivace (!). Zum Glück widerstanden die Philharmonischen Kammersolisten Stuttgart der langen Beifallsnötigung des Publikums: keine Zugabe. Wie hätte man auch nach solcher Dichte noch etwas draufsetzen können?! So konnte das Gehörte angemessen nachklingen in den lauen Sommerabend hinein.

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