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Stauferglanz aus Gatter-​Gusseisen

Als nach langwierigen Verhandlungen mit dem Besitzer über den Erwerb des ehemaligen Bahnhofhotels endlich eine Lösung gefunden wurde, nahmen Mitarbeiter des Bauhofs die gusseiserne Staufertafel ab. Sie findet jetzt einen neuen Platz an der Grät.

Montag, 06. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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GESCHICHTE (gs). Die Tafel wird im Buhlgässle an der Grät angebracht. Der Hinweis auf dieses Objekt war rechtzeitig aus der Bürgerschaft gekommen. Die Herkunft des kunstvoll gestalteten Reliefs blieb jedoch zunächst im Dunkeln, da der Vorbesitzer des einst reputierlichen Gmünder Hotels bereits verstorben war. Es war aber von vornherein klar, dass die Tafel nicht den Weg ins Museum nehmen sollte, sondern auch im Hinblick auf die 850-​Jahr-​Feier der Stadt als historisches Schaustück der Bevölkerung präsentiert werden sollte; ein Vorschlag, der auch von Stadtführern ins Gespräch gebracht wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sahen Historiker die Staufer als das Herrschergeschlecht des Hochmittelalters, welches am besten geeignet schien, den Gedanken der deutschen Nation und ihrer Größe zu transportieren. Nach der Reichsgründung von 1871 rief ein „Hohenstaufencomiteé“ dazu auf, ein würdiges nationales Denkmal auf dem Kaiserberg Hohenstaufen zu errichten. Das mit viel Engagement begonnene Unternehmen kam jedoch unter Kaiser Wilhelm II. ins Stocken. Dieser hielt die preußische Geschichte für glorreich genug, auch ohne Staufer-​Abglanz. Selbst die königlich-​württembergische Regierung bevorzugte ein Kaiser-​Wilhelm-​Denkmal in Stuttgart. Die angesammelten Gelder verwendete man zur Renovierung der Barbarossakirche, für das neue Hallenbad in Göppingen, und 250 Reichsmark erhielt der Schwäbische Albverein für den Bau einer Schutzhütte auf dem Gipfel. In ihr wurde dann noch ein figürliches Stauferrelief zum Gedächtnis an die Schwabenherrscher angebracht; entworfen von G. Halmhuber und hergestellt in der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) in Geislingen. Durch fahrlässige Brandstiftung wurde die Schutzhütte im Sommer 1975 ein Raub der Flammen. Ihr folgte ein größeres Unterkunftshaus mit Restauration auf dem Bergplateau. Die Staufertafel aber – so wurde vermutet – war dem Brand zum Opfer gefallen. Zur Freude und Überraschung stiftete jedoch ein Bürger aus Hohenstaufen dann eine verkleinerte Ausgabe des Reliefs, hergestellt in schwerem Grauguss. Was zunächst keine Beachtung fand, wurde jedoch dieser Tage wieder aktuell, weil die Stadt Göppingen durch den Erwerb das Recht zur Neugestaltung des Gipfelbereiches erhielt unter Beteiligung der Gesellschaft für Staufische Geschichte Göppingen. Die Planung sieht einen Abriss der vorhandenen – als unschöne Notlösung empfundene – Hütte vor. Jetzt wurde auch die Staufertafel und ihre Herkunft nochmals hinterfragt, zumal der Sponsor noch in Hohenstaufen wohnt und weitere Exemplare in der Umgebung gesichtet wurden, so dass zumindest die Annahme berechtigt ist, dass das Original nicht zerstört wurde und Abgüsse in der jetzigen Form auf den Markt kamen. Der Gmünder Nachguss jedenfalls erfolgte bei der Gießerei Gatter in mehreren Exemplaren aus Anlass eines Besuchs des damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger. Vorlage könnte das in Metall getriebene Ur-​Relief von Göppingen gewesen sein.

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