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Die Schlacht bei Waldstetten: Gmünd verging die Lust auf Krieg

Ein gutes halbes Jahrtausend später können die jeweiligen Repräsentanten launige Bemerkungen über ein Geschehen machen, das im Grunde nur entsetzlich war, und das Publikum goutiert es.

Montag, 11. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSSTELLUNG (rw). Zeit heilt Wunden, heißt es. Und man will auch nicht daran rühren, kann es auch nicht, weil die Verhältnisse so ganz und gar anders sind. Wir leben nicht mehr im Mittelalter.
Die Ausstellung über die „Schlacht bei Waldstetten“, von Walter Wentenschuh konzipiert (die RZ berichtete), lockte am Freitagabend eine Menge Besucher in die Grät, wo sie dicht an dicht im Flur den Reden lauschten.
Thema ist jene jetzt wohl gründlich dem Vergessen entrissene kriegerische Auseinandersetzung zwischen Truppen der Reichsstädte Schwäbisch Gmünd und Schwäbisch Hall auf der einen Seite, rechbergischen und württembergischen Soldaten auf der anderen Seite, die sich im Süddeutschen Städtekrieg am 1. September 1449 vermutlich bei der Pfeilhalde vor den Toren Gmünds zutrug. Waldstetten mitsamt seiner Burg wurde eingeäschert, um die 200 Tote waren am Ende zu beklagen. Man muss sich vorstellen, dass sich hier ein gesellschaftlicher und ökonomischer Konflikt in einer bürgerkriegsähnlichen Aktion entlud — die Beteiligten lebten sonst als Nachbarn nebeneinander, nur in verschiedenen Herrschaften. Sucht man nach Vergleichen, anachronistisch wie sie sind, kommt einem am ehesten der Balkankrieg der 90-​er Jahre in den Sinn. „Krieg ist konkret“, daran erinnerte Erster Bürgermeister Joachim Bläse in seiner Rede. „Er verursacht nur Leid und Zerstörung.“ Aber dann wurde man wieder fröhlicher und neckte sich ein bisschen. Waldstettens Bürgermeister Michael Rembold erinnerte an die Obelisken bei der Pfeilhalde, die bis heute signalisierten: „Liebe Gmünder, net weiter als bis do no“, und noch 1972 habe Waldstetten „klug, besonnen und weit vorausschauend“ auf Gmünder Eingemeindungsgelüste reagiert. Mit dem Haus Rechberg — Folge der Erinnerung — sei man noch immer „ein Herz und eine Seele“. Sprach’s und überreichte Bläse ein winziges Tellerchen mit Rechberger Wappen („der starke Löwe“) und eine Postkarte: „Gruß aus Waldstetten.“ Der konterte damit, dass die Reichsstadt immerhin etwas gelernt habe: „Sie hatte danach keine Lust mehr, Krieg zu führen.“ Und: „Rechberg gehört heute zu Gmünd.“
Viel tiefer schürfte die Historikerin Dr. Gabriele von Trauchburg in ihrem Vortrag über Ulrich von Rechberg zwischen Württemberg und der Reichsstadt Gmünd. Und sie lobte die Ausstellung, die Mittelalter vor der Haustür lebendig mache.

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