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Nachrichten Kultur

Alles Kollegen der Künste: Gmünder ART

Man weiß es: der Abend beginnt erst später. Vor 20 Uhr waren am Freitag die Künstler auf dem Johannisplatz und im Prediger noch weitgehend unter sich. Doch dann wurde es auf der „Gmünder ART“ lebendig.

Samstag, 02. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 24 Sekunden Lesedauer

KUNST (rw). Ein paar Grad wärmer hätten ein paar hundert Menschen mehr bedeutet. Reiner Schmid, der neben der Johanniskirche die Werkbank mit seinem Holzrelief aufgebaut hatte, schickte einen besorgten Blick zum Himmel, als ein paar Regentropfen fielen: Vorübergehend einpacken? Es blieb bei den paar Tropfen.
Simultanität ist das Prinzip der Gmünder ART: Vieles läuft gleichzeitig an diversen Schauplätzen ab. Gestern Abend im Wesentlichen nach der Eröffnung um 21 Uhr, zu der Toba Borke und die abstürzenden Tontauben den Sound lieferten — und den „Support“ für den, man staune, rappenden Oberbürgermeister. Um die 300 Leute wurden Ohrenzeugen. „Macht mal Alarm für meinen Kollegen“, forderte der Frontmann, was das Publikum fröhlich johlend quittierte. Borkes andere Kollegen waren nicht minder erstaunlich: Pheel als lebende Beatbox mit Knack-​, Klack-​, Zisch– und Schnarrlauten, sowie der junge Wirbelwind an der Konsole, der auf den schönen Namen „arschtritt lindgren“ hörte.
In der Johanniskirche entfaltete danach „Trad+“ zu den Sandornament-​Projektionen seine archaischen Klangwelten mit Dudelsack und Drehleier, Geige und Gitarre; und im Münster öffneten sich die „Pforten der Wahrnehmung“ zu Glauben, Leben und Geben mit Tanz-​Ensembles von Ludmila Schnell, Karren Foster und Karim Bideau. Im Turm-​Theater beschwor Hubert Minsch derweil mit der Schwörhaus-​Bigband das „visuelle Echo der Wahrnehmung“, indem er Fotos der Natur zu „abstrakten Metamorphosen“ umwandelte. Und die Kunstwerke? Die standen dicht an dicht auf dem Johannisplatz, wo sie sich gegenseitig der Wirkung beraubten.Was man wieder einmal sah: Skulpturen und Objekte brauchen Abstand und Konzentration, sonst werden sie Dekoration. Die im Prediger hatten es besser, sie hatten mehr Raum und Ruhe. Die Visitor-​Macher Gunar Seiz und Ragnhild Becker jedenfalls waren happy. 200 ihrer Gipsobjekte hatten sie schon verteilt. Sie müssen ja nicht gleich in den Orbit wie das eine — extra aus Aluminium — , das mit einem russischen Satelliten seit vier Jahren die Erde umkreist. So weit kann es mit der Kunst kommen.

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