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Nachrichten Kultur

Aus dem tiefen Süden

In der Reihe „Musik in Lorch“ präsentierte der Runde Kultur Tisch in der Fabrikhalle der Firma Bansbach Easy lift George Gershwins „Porgy an Bess“ als Erzähloper mit dem Freddy Wilkes Quintett.

Donnerstag, 22. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 24 Sekunden Lesedauer

JAZZ (jr). Vor einem Jahr hatte man mit „Tango in der Fabrik Bock“ einen großen Erfolg. Daran knüpfte man am Samstagabend an: In der neuen Fabrikhalle, in der die Firma Bansbach extra für dieses Konzert die Produktion herunterfahren ließ, hatte der Verein Fasnetsgesellschaft Lorch in Zusammenarbeit mit der Firma Bansbach und dem „Runden Kulturtisch“ den Aufbau und die Bewirtung gestaltet und organisiert. Dafür dankte Klaus-​Dieter Mayer im Namen des „Runden Kultur Tisches“. Der Erlös der Bewirtung soll der Kernzeitbetreuung der Grundschule gespendet werden.
Mayer, der Schulmusik und Erziehungswissenschaften studiert und als Sänger und Geschäftsführer beim Stuttgarter Kammerchor gewirkt hat, gab dem Publikum einen Einblick in die Entstehungsgeschichte und den Inhalt dieser „American Folk Opera“.
Das Gründungsmitglied des Bundesjugend-​Jazzorchesters, Mitglied der SWR Bigband und Jazzpreisträger Andi Maile schritt durchs Publikum auf die Bühne und begeisterte das Publikum mit seinem ausdrucksstarken Solo. Mayer als Vorleser der Erzähloper, sitzend auf einem Schaukelstuhl auf der Ladefläche eines Gabelstaplers, las Beschreibungen der Personen, des Handlungsortes, der Umgebung und der Situationen, die er so ausdrucksstark präsentierte, dass sich die Zuhörer in die dramatische Liebesgeschichte des Krüppels Porgy und der leichtlebigen Bess hineinversetzen konnten. Auch der Sänger Freddy Wilkes, der amerikanisch-​deutsche Vokalist, überraschte vom Hintergrund der Halle das Publikum durchschreitend, mit seiner facettenreichen kraftvoll-​groovenden Jazzstimme als er mit „Sometimes I feel“ die Bühne betrat.
Selten gab es mehr und heftige Kontroversen um ein Musikwerk als bei „Porgy and Bess“. Gershwin hatte in South Carolina die Alltagskultur, Alltagsrituale und Musik der Afro-​Amerikaner beobachtet, bevor er sein Werk komponierte. Dieses erhielt begeisterte Zustimmung, aber auch rassistisch motivierte Ablehnung. Das Freddy Wilkes Quintett erzählte die Geschichte neu, in moderner Jazzverarbeitung mit von Paul Müller arrangierten Songs und Improvisationen über die Leitmotive mit offenen Klangbildern in überzeugender Professionalität. Der in Stuttgart geborene Pianist Ull Möck, Inhaber des Förderpreises der Internationalen Bodenseekonferenz, erhielt mit verschiedenen Bandprojekten internationale Anerkennung und Schlagzeuger Peter Schmidt, auch gebürtiger Stuttgarter, wurde bekannt mit seiner Arbeit bei unzähligen Formationen in verschiedenen Bereichen moderner Musik mit namhaften Künstlern. Die Aufführung der Erzähloper berührte das Publikum mit ihrer Ausdrucksstärke und dem alltäglichen Inhalt, der Freude, Sehnsüchte, Hoffnungen aber auch Scheitern und Tod schilderte.
Um 1870 lebten die Farbigen in der „Catfish Row“ im Hafenviertel von Charleston in Ärmlichen Verhältnissen. Ihr beim Fischfang verdientes Geld verspielten sie schnell wieder. Der brutale Crown tötet Robbins, gegen den er im Spiel verlor, und flieht. Seine Geliebte Bess bleibt zurück und wird von Sporting Life umworben. Sie sucht aber Zuflucht beim Krüppel Porgy. Robbins Witwe Serena bricht zusammen. Bei einem Picknick der Fischer auf einer Insel trifft Bess wieder auf Crown und verfällt ihm wieder, wird aber von ihm vergewaltigt. Bess kehrt zwei Tage danach krank zu Porgy zurück. Während eines Unwetters taucht Crown wieder auf, um Bess zu entführen, Porgy ersticht ihn und kommt in Haft. Beim schweren Sturm ertrinkt Fischer Jake im Meer, seine Frau Clara drückt Bess ihr Baby in den Arm und kommt beim Rettungsversuch ums Leben. Mit Dealer Sporting Life verfällt Bess wieder dem Rauschgift und folgt ihm nach New York. Porgy macht sich auf nach New York um Bess zu suchen. Einige Melodien dieser Oper sind zu Jazz-​Standards geworden. „Summertime“ zählt zu den populärsten und meist gespielten Stücken . Das Publikum bedankte sich für diesen besonderen Abend in besonderer Umgebung mit begeistertem, langanhaltendem Applaus.

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