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Kammerorchester Rosenstein: White Christmas, draußen und drinnen

Draußen Sternengefunkel und bitterkalt, drinnen Glühweinduft und Zimtsterne, so waren die vielen Besucher im katholischen Gemeindehaus in Heubach schon einmal richtig eingestimmt auf das festliche Programm, das Dirigent Jonathan Rhys Thomas für diesen Abend zusammengestellt hatte.

Montag, 10. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 39 Sekunden Lesedauer

KONZERT (brd). Über dreißig junge und jung gebliebene Musiker und Musikerinnen hatten sich im ersten Teil zwei Werke aus der Barockzeit vorgenommen, die alles von ihnen abverlangten. Telemanns „La Lyra“-Suite für Streicher und Basso continuo gefiel mit ihrer großen Vielseitigkeit. Thomas hatte den Charakter der einzelnen Tänze differenziert herausgearbeitet und der Yamaha-​Cembalo– Part fügte sich stimmig in das satte Klangvolumen der Streicher. Wer Telemann eher in der zweiten Reihe der großen Barockmusiker verortet hatte, konnte bei diesen Tänzen immer wieder den damals revolutionierenden Mut des Komponisten zu Dissonanzen und ungewöhnlichen Intervallen und Harmonien hören. Der letzte Tanz, die Gigue erfreute mit ihren ihr typischen Dreierfiguren und der damit einhergehenden Leichtigkeit.
Anschließend rückte der Flügel in die Mitte des Geschehens. Johann Sebastian Bachs E-​Dur-​Konzert stand auf dem Programm, gespielt von Brigitte Wenke, Lehrerin an der Rosenstein-​Musikschule und darüber hinaus als Konzertpianistin bekannt.
Dieses Werk verlangt von Orchester und Solist höchste Konzentration und Disziplin. Die Schönheit entwickelt sich aus der metronomischen Exaktheit zwischen Orchester und Soloinstrument, wobei ursprünglich der Solopart auch einem Blasinstrument hätte gewidmet sein können. Brigitte Wenke hat sich dieser Aufgabe gestellt, die Bach‘schen Phrasierungen glasklar herausgearbeitet und Läufe und Triller perlend aneinandergereiht. Ergreifend schön Bachs zweiter Satz, das singende, melodiöse Siciliano in moll, bei dem das Soloinstrument in einen bewegenden Dialog mit den klagenden Akkorden der Streicher tritt. Vielleicht hätte in diesem Satz ein Cembaloton oder der tragende Ton einer Oboe (ursprünglich vermutetes Instrument) für mehr Wärme gesorgt. Nach der Pause sorgten vier verschiedene Medleys von europäischen und deutschen Weihnachtweisen für adventliche Stimmung und Brigitte Wenke las passend dazwischen Gereimtes und Ungereimtes. Dirigent Thomas zeigte in diesem Teil sein Können als Komponist und Arrangeur. Auf seine ganz eigene Weise schaffte er es , nie ins Kitschige abzurutschen, immer auch ein bisschen gegen das Klischee, mal sperrig, mal rhythmisch, wobei er es ganz gern auch „gezupft“ mochte. In diesen Arrangements plätscherte nicht nur Heubacher „Albquellwasser“, da war auch eine Menge walisische Ursprünglichkeit zu hören. Den Musikern konnte man die Spielfreude an den Augen ablesen, dem Dirigenten den Stolz, dieses Orchester dirigieren zu dürfen und dem Publikum hat es gefallen, so gut, dass „White Christmas“ als Zugabe noch einmal wiederholt werden musste.

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