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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Der praktizierende Denkmalpfleger Robert Dinser warnt vor einer krassen Fehlentscheidung beim Bebauungsplan „Am Königsturm“

Alle wünschen sich ein alsbaldiges Sanierungsprogramm mit Neubebauung auf der innerstädtischen Gewerbebrache der ehemaligen Silberwarenfabrik Deyhle am Fuße des Königsturms. Doch am aktuellen Investoren-​Entwurf scheiden sich die Geister.

Mittwoch, 12. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Der dazugehörige Bebauungsplan „Am Königsturm“ wird heute um Bau– und Umweltausschuss des Gemeinderats erneut beraten (öffentliche Sitzung ab 16 Uhr im großen Rathaussaal). Voraussichtlich in der nächsten Vollsitzung des Gemeinderats soll dann endgültig entschieden werden. Auf der einen Seite steht bei den Stadträte die Freude darüber, dass sich ein Investor gefunden hat, um das sehr schwierig zu bebauende Hanggelände zu einem innerstädtischen Wohngebiet zu entwickeln. Auf der anderen Seite hat sich bei den jüngsten Beratungsrunden auch Unbehagen angesichts der angestrebten Architektur bemerkbar gemacht. Vor allem CDU-​Fraktionssprecher Celestino Piazza plädiert leidenschaftlich: Stadtverwaltung und Investor mögen eine Rückkehr zum ursprünglich angestrebten Konzept einer aufgelockerten und vor allem auch niedrigeren Bebauung mit familienfreundlichen Stadthäusern vollziehen. So wie dies ja auch Grundlage des ursprünglichen Planungswettbewerbs war, bei der die VGW dem auswärtigen Konkurrenten unterlag. Zwischenzeitlich sei die Zahl der Wohneinheiten beträchtlich auf nunmehr 50 erhöht worden, so dass Piazza eine problematische Verdichtung sieht. Seitens der Stadtverwaltung wird jedoch argumentiert, dass in der Summe der Baufläche sich überhaupt nichts verändert habe.
Was jedoch die Höhenentwicklung der Gebäude und die Zahl der Etagen anbelangt, gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Zwischenzeitlich melden sich auch Anlieger und andere Bürger zu Wort, die vor einer Architektur von Reihenhäusern und vor allem Wohnblöcken warnen, die ihrer Ansicht nach in dieses Altstadtensemble nicht passen. Aufsehen erregt ein offener Brief von Robert Dinser an Oberbürgermeister Richard Arnold und an alle Mitglieder des Gemeinderats. Der Gmünder Geschäftsmann hat sich in den vergangenen Jahren mit sorgsamen Sanierungsprojekten an mehreren Altstadt-​Immobilien sehr verdient gemacht, so dass seine sachlich vorgetragenen Ratschläge für die Stadtväter sicherlich von Gewicht sind. Robert Dinser warnt vor einer kurzfristigen Denkweise im Umgang mit dem Deyhle-​Areal. Wachgerüttelt sei er von der Studie „Wohnen und Arbeiten in der Altstadt von Schwäbisch Gmünd“, deren Ausstellung gerade im VHS-​Gebäude am Münsterplatz zu sehen ist. Wieso, so stellt der sachkundige und heimatverbundene Robert Dinser kritisch die Frage, gebe Verwaltung und Gemeinderat eine solche Studie überhaupt in Auftrag, um nun das krasse Gegenteil durchzusetzen. Er fühle sich angesichts der geplanten Wohnblöcke an die Art des sozialen Wohnungsbaus der 50er-​Jahre erinnert, also an Gebäude, wie sie derzeit in der Rehnenhofsiedlung ja schon wieder abgerissen werden. Dinser appelliert an die Entscheidungträger und die Gmünder: „Aber es gibt noch eine Zeit nach der Landesgartenschau. Lasst uns doch für diesen Bereich unterm Königsturm etwas nachhaltig Gutes entwickeln, das auch in 50 Jahren noch als gelungen angesehen wird! Es wäre eine dauerhafte Blamage für Schwäbisch Gmünd, wenn bei Stadtführungen zum Königsturm dies unter misslungene Investorenbebauung zum Programmpunkt würde“. Robert Dinser schlägt auch eine breite Bürgerbeteiligung mit Ausstellung und auch mit Darstellung von ehrlichen Computersimulationen der Gebäude-​Höhenentwicklung vor. Er glaube, dass die Bevölkerung einen Anspruch auf Offenlegung und Präsentation habe und warnt davor, die Bürgerschaft mit einem Satzungsbeschluss im Gemeinderat vor vollendete Tatsachen zu stellen.
Dinser steht mit seinem Einspruch nicht allein. Mit ähnlicher Argumentation hat zuvor auch schon die Anlieger-​Familie Gutowski-​Brenner starke Bedenken angemeldet: Notfalls werde man sogar juristische Schritte in Gestalt eines Normenkontrollverfahrens gegen das Vorhaben einleiten.

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