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Andrea Badeys Sicht auf Weihnachten

„Ich wollte dat Lied immer schon ma singen, passte aber nie. Heute eigentlich auch nich, aber ich sing et einfach ma für Sie — zu Weihnachten“. Nicht erst „Rote Rosen soll es regnen“, hinreißend interpretiert als Zugabe von einer ebenso hinreißenden Andrea Badey, sorgte im Alten Schulhaus in Mögglingen für stürmischen Applaus beim Publikum.

Donnerstag, 20. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 48 Sekunden Lesedauer

KLEINKUNST (vh). „Oh, die Fröhliche“ ein Weihnachtsspecial, ebenso sanftmütig und einfühlsam wie die Faust auf das Auge. Wenn die Badey die Vorweihnachtszeit verarbeitet, hat das fast die Romantik wie ein Boxkampf Klitschko gegen einen drittklassigen Sparringspartner.
Süß begann sie, mit Spekulatius. Verteilt an die Zuschauer — auch die „mit die dritten Zähne. Sind ganz weich, vom letzten Jahr.“ Ein bisschen „Annemation“ müsse sie jetzt machen unterbrach sie die Nettigkeiten abrupt. „Warum sin die Leute da so hell, muss ich mir dat Elend jetzt den ganzen Abend angucken“, kriegte zunächst mal der Mann an der Technik sein Fett weg.
„Warum haben Menschen gerade zur Weihnachtszeit immer schlechte Laune“, diese Frage walzte Andrea Badey auf ihre so ganz eigene Art aus wie einen Weihnachts-​Plätzchenteig. Weihnachten in der Familie, bei ihrer Schwester. Natürlich auch mit der ganzen anderen puckligen Verwandtschaft. Angefangen beim Vokuhila-​Schwager Jochen, nichts anderes bedeutend als vorne kurz und hinten lang, mit fettigem Pferdeschwanz, den Kindern und natürlich „Ommma“, so eine Oma, die mindestens mit drei „m“ gesprochen wird. Eine tolle, handfeste und schlagfertige Frau.
„Mit 20 kommsse an kein Bauarbeiter vorbei ohne mit dem Hintern zu wackeln, mit 40 wackelste nur noch mit dem Kopf“, nur eine ihrer trockenen Bemerkungen. Für Schwiegersohn Jochen nur Verachtung empfindend: „Der Kerl war weg Zigaretten holen, aber ist doch tatsächlich zurückgekommen. Wat is dat denn für’n Kerl, der wiederkommt?“ Dass Omma auch handfeste Lieder zu singen weiß, demonstrierte die Badey mit Ommas Text: „Heut lass ich mein Gebiss im Glas und mach auf Hammer-​hart“.
Ob die Erzählungen und Gespräche mit der Kneipenwirtin Luzy oder ihrer Freundin Marga, der Bordsteinschwalbe, die zu Weihnachten immer ihre besten Umsätze macht. Einfach nur toll erzählt von einer Badey, die mal im tiefsten Kohlenpott-​Slang schwadroniert, dann wieder in reinem Hochdeutsch, messerscharf drauflos schimpft, dass es kracht.
Wie Andrea Badey ihre Geschichten und Zoten an Frau und Mann brachte war einfach umwerfend. Sie ist unverwechselbar. Frech, dann wieder in einem Lied zärtlich, leise. Nur um im nächsten Moment wieder die großen Saiten anzuschlagen. Wenn es stimmt, dass die lieben Mädchen in den Himmel und die frechen Mädchen überall hinkommen, wohin kommt dann eigentlich die Badey?
Lassen wir die Frage unbeantwortet. Fest steht: Ihr zuzuhören ist ein ganz besonderer Genuss. Bleibt zu hoffen, dass man sie in der nächsten Kabarettreihe noch einmal erlebt

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