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Helmut Klotzbücher rezitierte Heinrich Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen“

Der Laubacher Tierarzt Helmut Klotzbücher ließ Texte des Dichtes Heinrich Heine mit sprühendem Witz wieder lebendig werden. Das von ihm vorgetragene Versepos „Deutschland. Ein Wintermärchen“ fesselte die Zuhörer im lauschigen, gut temperierten Gewölbekeller von Schloss Hohenstadt.

Freitag, 21. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 22 Sekunden Lesedauer

LITERATUR (fa). „Im traurigen Monat November wars, die Tage wurden trüber …“, so beginnt Heines satirisches Versepos. Es behandelt in spritzig-​witziger Erzählkunst die Reise des im Exil in Paris lebenden Dichters zu seiner Familie und zu seinem Verleger Julius Campe nach Hamburg. Der Grenzübertritt bei Aachen, das Wiedertreffen des Preußentums, der dunkle Dom zu Köllen, der verunsicherte Vater Rhein, traumhaftes Zusammentreffen mit dem deutschen Sehnsuchtskaiser Barbarossa und ein furioses Finale in Hamburg mit rauschhaftem Ausblick auf den deutschen „Zukunftsduft“, das waren die Stationen im starren, kleingeistigen und vorrevolutionären Deutschland.
Helmut Klotzbücher hielt keinen sturen Gedichtvortrag“, er spielte den Dichter, der im romantischen Gewölbekeller des Hohenstadter Schlosses, ganz wie unter engen Freunden eloquent erzählte, parodierte, karikierte, mal wehmütig, mal auftrumpfend, massiv fordernd und auch triumphierend.
Er schlüpfte in die Rolle des unzufriedenen Vater Rhein, der des deutschtümelnden Gespräches überdrüssig war, präsentierte den mythischen Kaiser Barbarossa nicht als alten Haudegen, sondern als senilen Greis. Er spielte die Rolle der weinseligen Hamburger Schutzgöttin Hammonia und ließ sich als Dichter-​Ich mit auf ihr Kämmerlein mitnehmen. Diese versprach Heine einen Ausblick in die Zukunft Deutschlands und verlangte einen frivolen Liebesdienst mit den Worten „Heb auf das Gewand und lege die Hand“. Mit ihrer wilden Ekstase begeistert sie den Dichter für neue schöpferische Visionen. Zum Ende entwirft Heine ein optimistisches Bild zukünftiger Generationen, die alte Heuchelei soll verschwinden, denn schon „knospet die Jugend, welche versteht, des Dichters Stolz und Güte“. Helmut Klotzbücher gelang es ausgezeichnet, die bildreiche poetische Sprache Heines und die von satirischem Furor geprägte Kritik an den damaligen Zuständen darzustellen, sei es mit seinem Sprachausdruck wie auch mit ungekünstelte Gestik und Mimik.
Der gut 70 minütige Monolog fesselte deshalb die Zuhörer von der ersten bis zur letzten Minute und wurde von diesen mit lang anhaltendem Beifall belohnt.

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