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Schwörhaus-​Konzert: Dialog zwischen Geige und Klavier

Mit zwei international tätigen Musikerinnen und einem Programm für Kenner und Liebhaber starteten die Schwörhaus Konzerte der städtischen Musikschule ins neue Jahr. Mit Barbara Doll, Violine und Patricia Pagny, Klavier präsentierten sich zwei erfolgreiche und ausgezeichnete Kammermusikerinnen den rund 50 Besuchern.

Dienstag, 14. Februar 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 24 Sekunden Lesedauer

Von Christine Lakner

KONZERT. Gemeinsam interpretieren die beiden Sonaten für Violine und Klavier von Beethoven, Debussy, Schumann und Mendelssohn Bartholdy und bewiesen damit, dass sie die für die Kammermusik unabdingbare Subtilität und Intimität besitzen. Bereits das Eröffnungsstück aus dem Jahr 1800/​01, die Sonate für Violine und Klavier F-​Dur Op.24 von Ludwig van Beethoven erfordert von beiden Musikerinnen höchste technisch-​virtuose Brillanz und musikalische Gestaltung.
Die unbeschwert heitere Atmosphäre des Werkes, das unter dem Namen „Frühlingssonate“ bekannt ist, entspann sich bereits im Allegro in einem wunderbaren Dialog zwischen Geige und Klavier. Über dem Werk schwebte ein heller Zauber, der die Hörer fast froh und zuversichtlich stimmte. Das lyrische Allegro, das Adagio – geprägt mit seinem strömenden, schwingenden Zusammenklang und seinen reichen Verzierungen, das rasante Scherzo und das überaus farbige, melodische Rondo spielten beide Musikerinnen in vollendeter klanglicher Balance und makelloser Klarheit. Violinistin und Pianistin wirkten wie ein einziges Instrument, das nicht enden wollende, träumerische Selbstgespräche führte. Die fast marschmäßig aufklingenden Elemente wurden mit den Pizzicati der Violine präzise ausgestaltet. In diesem Satz zeigte Barbara Doll eine erste Kostprobe ihres rasanten und präzise zugreifenden Spiels und betonte die weiten Aufschwünge.
Ganz anders dann der Charakter Claude Debussys Sonate für Violine und Klavier g-​Moll. Das 1917 entstandene und von Zigeunermusik geprägte Werk kann man durchaus als geheimnisvoll bezeichnen. Das Thema selbst ist simpel. Das virtuos wirbelnde Finale dagegen bezeichnete Debussy selbst als „schlichtes Spiel eines Gedankens, der sich um sich selbst dreht, wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt“.
In dieser Sonate suchten die Virtuosinnen scheinbar den besonderen Klangeffekt, sowohl horizontal – melodisch – als auch vertikal – akkordisch. Es gelang Barbara Doll nicht nur, die komplexe Mehrdimensionalität der einzelnen Sätze herauszuarbeiten, sondern ihnen im selben Moment auch eine beeindruckende Leichtigkeit zu verleihen. Patricia Pagny arbeitete ihr dabei am Klavier mit begleitenden Einwürfen zu. Gleichzeitig rückten beide nicht sich, sondern das Unmittelbare, das Verzaubernde der Musik in den Vordergrund.
Nach der Pause ging es zurück in die Romantik, zu Robert Schumann und seinen Drei Romanzen Op. 94. Diese ‘Drei Romanzen’, ursprünglich für Oboe und Klavierpart komponiert, wirkten mit dem überaus kultivierten und kantablen Klang der Violine sehr überzeugend, während der Klavierpart nur eine untergeordnete Rolle spielte. Aber Patricia Pagny meisterte ihren Begleitpart mit technischer Perfektion und einem sensiblen Gespür für die Interpretationseigenheiten der Violinistin. Abschließend stand die Sonate F-​Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy auf dem Programm. Wunderbar sensibel, mit herrlichen Klangfarben, immer wieder auch mit hochvirtuosem Elan interpretierten die beiden Musikerinnen schwungvoll den herrlichen Ersten Satz und die intensive Expressivität des Adagios. Das Finale dagegen glich einem virtuosen Feuerwerk. Das Perpetuum mobile des Hauptthemas wurde unterbrochen vom Beschwingt-​Tänzerischen eines zweiten Themas. Die schmiegsame Phrasierung und die feinen Temporückungen, mit denen die Violinistin Barbara Doll und ihre anpassungsfähige Begleiterin Patricia Pagny diese melodische Entwicklungen behandelten, sowie die Leichtigkeit in rhythmisch lockeren Abschnitten wirkten bestechend. Hier zeigte sich, dass auch Tempo für die Musikerinnen kein Problem war. Während Patricia Pagnys Finger nur so über die Tasten flogen, beherrschte Barbara Doll auch in den höchsten Lagen in atemberaubender Geschwindigkeit ihre Violine souverän.
Die restlos begeisterten Zuhörer erklatschten sich zwei Zugaben, wofür die Musikerinnen Mendelssohns Lied „Auf Flügeln des Gesangs“ und ein Stück von Maria Theresia von Paradis auswählten.

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