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Sport und Krebs — Fünfter Onkologischen Patiententag am Stauferklinikum

Sport und Krebs lautete das diesjährige Motto des Onkologischen Patiententages am Stauferklinikum und die interessierten Besucher bekamen einiges zu hören, das Mut macht, auch wenn die Diagnose Krebs lautet.

Montag, 26. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

Von Alfred Pradel
MUTLANGEN. Krebs, diese Diagnose verändert die Welt eines Patienten schlagartig und nachhaltig. Aber wie kann man der Krankheit, die jeden treffen kann, entgegentreten? Wie kann man seine Situation mit der Diagnose verbessern? Wie können Angehörige dem Betroffenen, der Betroffenen Unterstützung bieten, durch eigene Aktivität? Die Antwort lautet schlicht und einfach: mit Sport.
Älter werdende Menschen, immer besser werdende Diagnostik, all das lässt zumindest subjektiv den Eindruck zu, immer mehr Menschen erkranken an Krebs, eine Diagnose, die viele Menschen noch mit einem Todesurteil gleichsetzen. Und doch ermöglichen es gezieltere, bessere Therapien verbunden mit gesunder Ernährung und eben Sport, mit Krebs zu leben, diesen vielleicht sogar zu besiegen.
Prof. Dr. Holger Hebart, Vorstandssprecher des Onkologischen Schwerpunkts Ostwürttemberg, stellte in seinem Grußwort am Samstag eindeutig klar, dass die körperliche Aktivität eines Menschen sowohl für die Prävention als auch für ein Behandlung von Krebserkrankungen von großem Vorteil ist. Um diese Erkenntnis der Bevölkerung des Altkreises Gmünd näher zu bringen, wurde gemeinsam mit Selbsthilfegruppen, Sportvereinen, der Stadt Schwäbisch Gmünd, der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und dem Stauferklinikum das Netzwerk „Sport und Krebs Schwäbisch Gmünd“ gegründet, das am Samstag zahlreichen Betroffenen, Angehörigen aber auch interessierten Besuchern vorgestellt wurde.
Professor Hebart stellte den Sport als Gemeinschaftserlebnis in Patientengruppen und Sport als Therapie vor. Und er stellte eindeutig fest, dass sportlich aktive Menschen weniger an Krebs erkranken. Dies ist mittlerweile durch intensive Forschung und Statistiken nachgewiesen.
Erster Bürgermeister Joachim Bläse, der sich als Grußwortredner für die Raumschaft und insbesondere den Sport verstand hob das Thema Krebs als gesellschaftliche Herausforderung hervor, ein Thema, das jeden jederzeit treffen könne, als persönlich Betroffener oder als Angehöriger. Bläse begrüßte den Aufbau des Netzwerkes Sport und Krebs Schwäbisch Gmünd, da Sport ein wichtiges Element sei, sowohl bei der Therapie als auch für den Weg zurück ins Leben.
Prof. Hebart stellte das Netzwerk Sport und Krebs vor, das in nächster Zeit ausgebaut und ausführlich, auch über eine Internetpräsentation und Flyern ins Bewusstsein der Bevölkerung gebracht werden soll. Der Patient als Mittelpunkt des Netzwerkes hat in der Stauferklinik mit dem medizinischen Fachpersonal die erste Anlaufstelle für Diagnostik und Therapie. Für die sogenannten weiteren Angebote stehen dann Deutsches Rotes Kreuz, Sportvereine, Fitnessstudios und andere Institutionen bereit. So kann zum Beispiel ein geschulter Friseur ein wichtiger Partner werden und sein.
Erfreulich großes Netzwerk
steht für Betroffene bereit
Als Prävention und Therapieform steht Sport dann auch im Fokus der Krankenkassen als Partner im Netzwerk. Holger Hebart zeigte sich erfreut darüber, dass neben dem Amt für Bildung und Sport der Stadt Schwäbisch Gmünd Sportvereine teilweise seit vielen Jahren dem Sport für Patienten mit Krebs nahestehen. Beispielhaft nannte er den FC Spraitbach. Aber auch der RCC Petticoat, der SV Lindach, der SV Großdeinbach und der Schwimmerverein Gmünd stehen als Partner mit geschultem Trainings– und Betreuungspersonal bereit. Das Netzwerk soll sukzessive weiter ausgebaut werden.
Ganz dem Thema haben sich zwei junge PH-​Studentinnen verschrieben. Ines Schwarz und Stefanie Neugebauer stellten am Onkologischen Patiententag ihre Masterarbeit unter dem Titel „Sport gehört zur Therapie wie ein Medikament“ vor. In ihrer Arbeit haben die beiden Studentinnen im Februar 2011 Interviews geführt und im Mai einen Fragebogen verteilt. Erfreut zeigten sich beide über die gute Resonanz der Arbeit am Klinikum, bei der eine Hospitation unter anderem im Sozialdienst und in der Begleitung einer Psychologin integriert war.
Im Ergebnis zeigte sich, dass viele Betroffene bereits vor der Erkrankung aktiv waren, einige sportlich. In der Therapie begrüßte eine Mehrheit das Angebot an Sport. Während die männlichen Patienten sich überwiegend eine Sporttherapie in gemischten Gruppen vorstellen konnten, waren die Frauen gerne für sich, auch um besser in gemeinsame Gespräche zur Erkrankung zu kommen. Wichtig für einen Therapieerfolg sind auch die Abgrenzungen innerhalb der Demographie, der sportlichen Aktivitätsmöglichkeiten und der Teilnahmebereitschaft. Wichtig für Ines Schwarz und Stefanie Neugebauer aber auch für das medizinische Fachpersonal war die Erkenntnis eines großen Teils der Befragten, dass Sport die Krebstherapie unterstützt und positiv befördert.
Einen lebhaften, lebendigen und spannenden Vortrag hielt Dr. Armin Walz, der schon Joachim Löw, den heutigen Bundestrainer der Fußball-​Nationalmannschaft unterstützte und heute im Pharmabereich tätig ist. Walz ist Autor des Ratgebers „OnkoWalking, sportliche Betätigung mit Krebs“. Er betonte, dass das Thema Sport einen richtigen Eindruck vermitteln muss. Sport ist je nach Leistungsfähigkeit ein Spaziergang, 50 Runden im Formel 1 Fahrzeug oder ein Marathonlauf. Bei Patienten muss Spass und Freude im Vordergrund stehen. Er betonte auch den Wandel in der Bewertung des Sports im Laufe der letzten Jahrzehnte. Hat man vor 50 Jahren einen Arzt für verrückt erklärt, wenn er Herzinfarktpatienten zum Sport getrieben hat, passiert dies heute mit einem Arzt, der dies nicht macht – Stichwort Cardiosport.
Armin Walz zeigte auch die Fragestellung des „wann und wie“ auf. Sport als Prävention, nach der Diagnose, während der Therapie, seien es Operation, Chemo– oder Strahlentherapie. Wichtig ist auch, dass der Sport in der Nachsorge und bei positiver Diagnose Begleiter des Patienten bleibt. Dr. Walz stellte auch Sport bei einer schlechten Prognose, bei Metastasierung oder in palliativen Bereich vor. Sport kann auch bei diesen Patienten ein Gefühl der Freude und des Wohlfühlens vermitteln. Er stellte in seinem Vortrag aber auch deutlich klar: Wenn auch der Krebs bei sportlich aktiven Menschen weniger auftritt, auch sportliche Menschen können an Krebs erkranken. Sport ist Prävention, keine Verhinderung.
Wissenschaftlich nachgewiesen ist mittlerweile jedoch auch, dass Sport die Lebensqualität an Krebs erkrankter Menschen verbessert, die Psyche stärkt und auch das Miteinander stärkt, wenn Angehörige in die sportliche Betätigung mit einsteigen. Zur Frage, welche Sportarten geeignet sind, konnte Armin Walz kaum eine Sportart ausschließen. Ob Spiele, Tanzen, Schwimmen, TaiChi oder Walking – alles was sich der Patient zumuten kann, ist möglich. Das OnkoWalking ist Alltagstraining, risikoarm, mit geringer Belastung für Knochen und Gelenke. Walking kann alleine oder in der Gruppe ausgeführt werden und ist ganzjährig möglich. Walking ist kostengünstig, Walz bat jedoch, bei der Funktionalität der Bekleidung und der Qualität des Schuhwerkes nicht zu sparen.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Patienten, Angehörigen und Besucher des Informationstages die Gelegenheit, Selbsthilfegruppe kennen zu lernen und mit Betroffenen persönlich ins Gespräch zu kommen. Auch über gesunde Ernährung konnte man sich informieren und bekam gleich Tipps für leckere Dips zu Rohkost und Vollkornprodukten mitgeliefert. Eine leckere Ernährungsalternative auch für gesunde Menschen.
In der Onkologischen Tagesklinik erfuhr man mehr über die Therapien. Beim Betreten der Räume für die Chemotherapie und den oftmals notwendigen Bluttransfusionen konnten einem schon ein mulmiges Gefühl beschleichen, wohl wissend, dass in diesen Räumen oftmals neues Lebensglück, neuer Lebensmut zurückgegeben wird.
Und in dieser Tagesklinik sorgen viele motivierte Menschen wie Marion Peukert und ihr Team, Monika Buchmann als Psychologin sowie Cornelia Becker auf der Palliativstation für die erkrankten Menschen, in der Therapie der Hoffnung oder aber auch auf dem letzten Weg, dem ohne Wiederkehr.

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