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Mögglingen: Es hört auch nachts nicht auf

Sie haben ihre Marathon-​Aufgabe gemeistert. Nach 24 Stunden Zähl– Arbeit in neun Schichten wissen die Mögglinger über den ganz normalen, alltäglichen Lkw-​Wahnsinn in ihrer Ortsdurchfahrt Bescheid. Das Ergebnis ist noch erschreckender, als erwartet.

Freitag, 11. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 55 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
MÖGGLINGEN. „Uns sind die Augen aufgegangen“, sagt Inge Opferkuch. Die erste stellvertretende Bürgermeisterin gehörte zu den Organisatorinnen der Zählaktion, bei der 40 Freiwillige der Bürgerinitiative „B 29 raus“ alle durch Mögglingen rollenden Lastwagen 24 Stunden lang registrierten.
„Für uns war neben dem Ergebnis auch das direkte Erleben der Situation wichtig“, erklärt Opferkuch. Es sei bedrückend, wenn die großen Fahrzeuge quasi im Sekundentakt mit dem ganzen Lärm, Feinstaub und Gefahrenpotenzial stundenlang an einem vorbeizögen.
Als sich alle Zähler nach dem Ende der letzten Schicht gestern früh um 7 Uhr zu einem gemeinsamen Frühstück trafen, fehlten den meisten erst einmal die Worte. Zu stark waren die Eindrücke. Gerade auch die in der Nacht eingesetzten Helfer hatten erwartet, wenigstens irgendwann einmal zehn Minuten lang keinen Laster mehr zu sehen – was sich als Irrtum erwies.
„Es bleibt an dieser Straße
kein Lebensraum mehr“
„Es bleibt an dieser Straße kein Lebensraum mehr“, klagt Inge Opferkuch. Die Auswertung der Listen ergab folgendes Ergebnis: Zwischen 7 und 10 Uhr am Donnerstag fuhren 562 Lkw westwärts durch Mögglingen, ostwärts waren es 512. Die Zahlen entwickelten sich wie folgt weiter: 10 bis 13 Uhr 578 Richtung Gmünd, 572 Richtung Aalen.
Von 13 bis 16 Uhr waren es 436 bzw. 495 Laster, von 16 bis 19 Uhr 149 bzw. 200. Dann ließ das Aufkommen deutlich nach, ohne jedoch je ganz abzureißen. Von 22 Uhr bis Mitternacht kamen je 47 Lkw pro Richtung durch die Hauptstraße. Von Mitternacht bis 2 Uhr waren es 62 in Richtung Gmünd und 51 In Richtung Aalen. Ähnlich die Zahlen von 2 bis 4 Uhr: 61 bzw. 48.
Dass es nach 4 Uhr wieder massiv mit dem Lastverkehr los ging, musste die letzte Zähler-​Schicht feststellen. In den drei Stunden bis 7 Uhr waren 320 Lkw westwärts und 197 ostwärts in der Mögglinger Ortsdurchfahrt unterwegs.
Zwischen 7 und 22 Uhr am Donnerstag war eine weitere Zählstelle am Abzweig der Straße nach Heubach eingerichtet. Auch dort wurden 721 Lkw gezählt, was für einen nicht unerheblichen Querverkehr spricht.
„Wir haben uns beim Frühstück darüber unterhalten, welche durchschnittliche Länge wir pro Lkw ansetzen sollen“, berichtet die stellvertretende Bürgermeisterin. „Wenn wir eine realistische Zahl mit der Summe der insgesamt gezählten Lkw multiplizieren, ergibt sich eine Schlange von 68 Kilometern Länge. Das reicht locker von Mögglingen bis vor die Tür des Verkehrsministeriums in Stuttgart.“
Dorthin werden die Mögglinger ihre Zahlen liefern. Denn der heutige Verkehrsminister Winfried Hermann hatte zu seinen Berliner Zeiten eine Eröffnung der Umgehung 2010 in Aussicht gestellt – und widrigenfalls von der Möglichkeit gesprochen, zumindest Nachts ein Durchfahrtverbot für Lkw zu erlassen.

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