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Das Kloss-​Epos: Gute Zeiten, schlechte Zeiten

„Unser Hans Kloss ist ein schwäbischer Breughel“, würdigte OB Richard Arnold den Gmünder „Stadtmaler“ und Schöpfer eines Epos zur Stadtgeschichte.

Montag, 14. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 23 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (wil). Von der Ringsage zur Stadtgründung bis zum Kunstmarkt von 1968 spannt Kloss den Bogen seines am Sonntag in der Johanniskirche offiziell vorgestellten „Gmünder Epos“ (die RZ berichtete) und visualisiert mit viel Farbe, großer Liebe zum Detail und Sachkenntnis bedeutende Ereignisse, aber auch das pralle Leben.
Wieder einmal war der Publikumsandrang größer als die Bestuhlung, und so waren auch die Seitenschiffe in der ehrwürdigen, aber völlig überfüllten Stauferbasilika als Stehplätze gut ausgelastet. Harald Immig trotzte im Gehrock der Kälte des Kirchenraums, denn der Barde wärmte mit seinen Balladen zwar die Herzen, aber nicht die Füße. Munter plaudernd erzählte er vom Leben Kloss’ und der Entstehung seiner Bilder und ließ in seinen Liedern die Staufer in ihrer mittelalterlichen Welt auferstehen.
Etwas weiter spannte OB Richard Arnold den historischen Bogen. „Nur im reflektierten Umgang mit der Geschichte können wir nach vorne schauen“, resümierte das Stadtoberhaupt. Jedes Gemälde greife ein Ereignis auf, sei es von welthistorischer Bedeutung wie Konradins letztes Weihnachtsfest in Gmünd oder einfach ein Blick in das Alltagsleben der Stadtbevölkerung wie ein Markttag.
Für schwere Zeiten werden schon einmal die apokalyptischen Reiter bemüht und ein Blick ins alte Hallenbad führt zurück in die gemütlichen zwanziger Jahre. „Hans Kloss hat mit seiner Malerei Geschichten zur Geschichte erzählt“, so Arnold und damit spreche er alle an. Als ein „Panorama des Bedeutsamen“ bezeichnete der Oberbürgermeister den Zyklus, für den Gmünd dankbar sein könne. Hans Kloss hat mit seinen Bildern die Stadtgeschichte vorstellbar gemacht, lässt in ihr suchen und entdecken, er hat für die Stadt ihre Geschichte geschaffen und sie ihr geschenkt.
Robert Kloker sah in der Johanniskirche, „das“ staufische Bauwerk Gmünds, den richtigen Ort für die Präsentation dieses Werks. Er stellte das Hochmittelalter mit dem Gegensatz Kaiser und Papst in den Mittelpunkt seiner Ausführungen und ging auf Kaiser Friedrich II. und Papst Urban IV. ein, der der staufischen Dynastie den Todesstoß versetzte. Hans Kloss Bilder zeigen, wie stark Glaube und Religion das Leben der Menschen prägten, und da dürfe auch schon mal ein Papst als Teufel dargestellt werden.
Hans Kloss entschuldigte sich mit den Worten, ein Maler solle malen und nicht reden – um dann doch locker und spannend zu erzählen, wie er zu den Staufern gefunden habe.
Nicht unerwartet war es seine Katze, die er in den 50-​ern vor den drei Autos am Kalten Markt schützen wollte und wegen der er ins Beutental gezogen sei. Hier habe ihn die Nachbarschaft zum Wäscherschloss und die Geschichte der Irene von Byzanz gefangen genommen.
Im Wendejahr 1989/​90 zog es ihn nach Sachsen und hier bekam er den Auftrag, die Geschichte Adam Rieses zu malen. Zurück in Lorch fühlte er sich mit der Kunstförderung auf besondere Weise konfrontiert – zur Verschönerung des Museums sollten neue Vitrinen angeschafft werden! Seine Antwort war das allseits bekannte Stauferrundbild nach dem Frankenhäuser Vorbild, das bis heute siebenhunderttausend Besucher zähle.
Dies wertet er als sichtbares Zeichen, dass das Kernland der Staufer wieder neu entdeckt werde und so folgte er gern dem Ruf Gmünds, die Stadtgeschichte in Bilder zu fassen.
Von 24 ursprünglich ausgewählten Themen und Motiven sind bis dato 16 fertiggestellt, die restlichen sollen bis zur Landesgartenschau folgen. Untergebracht sind die monumentalen Gemälde derzeit in der Grät, wo sie der Öffentlichkeit zugänglich sind und in Ruhe betrachtet werden können - wenn der Ansturm nicht ganz so riesig ist wie bei der Eröffnung am Sonntag.

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