Die Klöster und die Dichter
Es geht um die Ruhe, Stille und inspirierende Atmosphäre, die Klöster den Autoren schon über Jahrhunderte boten. Literarische Spaziergänge durch baden-württembergische Klöster beschreibt Andrea Hahn in ihrem neuen Buch.
Mittwoch, 23. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 46 Sekunden Lesedauer
Zu Anfang der Lesung begab man sich ins Kloster Lorch. Dieses soll, wie es seine Schwägerin in ihrer Biografie über ihn beschreibt, schon Friedrich Schiller inspiriert haben. Der spätere Dramatiker und klassische Großdichter verbrachte drei Jahre seiner Kindheit in Lorch. Er hatte es sich später gemeinsam mit einem Freund vorgenommen, ein Konradin-Drama zu schreiben. Dessen traurige Geschichte kannte er, die Grablege der Staufer und die Bilder in der Klosterkirche boten ihm sicher Erinnerungen an Schauplätze. Während sein Freund Karl Philipp Conz ein Konradin-Stück verfasste, blieb es bei Schiller bei der Idee.
Auch eine wenig bekannte Zeichnung des Klosters, die seine Schwester Christophine anfertigte, findet sich im Buch. Im Buch von Andrea Hahn finden sich viele Zeichnungen, die Fotos stammen von Chris Korner und transportieren viel Stimmung und Atmosphäre, so dass sich der Leser gut vorstellen kann, wie sich die Dichter gefühlt haben könnten.
In Achim von Arnims Roman „Die Kronenwächter“ besucht der Protagonist Berthold die Grablege der Staufer in der Klosterkirche. Durch einen Sturm öffnet sich die Tür wie von Geisterhand. Dieses Erlebnis verbindet auch Hahn mit dem Kloster, da auch sie es bei orkanartigem Wetter besuchte.
Andere Ereignisse die sich in Klöstern zutrugen, waren die Hochzeit von Caroline Schlegel und Friedrich Schelling im Kloster in Murrhardt. Mark Twain berichtete in seinem „Bummel durch Europa“ über das „lauschige Menschennest“ Allerheiligen bei Oppenau im Schwarzwald. Wenn man das Bild dieses Klosters im Buch betrachtet, könnte man sich dieses gut als Kulisse für Dramen oder Ritterspiele vorstellen. Kloster Denkendorf war der Spielplatz von Fritz Alexander Kauffmann – die elterliche Senf-Fabrik war im ehemaligen Kloster untergebracht. Auch Justinus Kerner verbrachte seine Kindheit in Maulbronn im Kloster. Beide schrieben darüber. Und selbst bei Theodor Heuss, dem Journalisten und ersten Bundespräsidenten, hinterließ das Kloster Spuren: Er schrieb ein Essay über die Barockkirche in Zwiefalten. Mit diesem Kapitel schloss die Lesung. Anschließend wurde sehr rege über das Gehörte diskutiert.
Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4364 Tagen veröffentlicht.