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Das Land und seine Künstler

Die Kunst öffnet neue Horizonte, derlei hört man oft, die gängige Münze der Vernissagenredner. Doch in den Prediger bringt die Sommerausstellung „Baden-​Württemberg 60“ tatsächlich frische Luft.

Freitag, 01. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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AUSSTELLUNG (rw). Es handelt sich zum einen, von den Hans-​Thoma-​Preisträgern Karin Sander und dem gestern Abend zur Ausstellungseröffnung anwesenden Fritz Schwegler abgesehen, um junge Künstler aus dem Land (na, zumindestens unter 40), zum anderen schafft es diese Schau, qualitativ überzeugend die Vielfalt der Kunst-​Positionen darzustellen. Das muss nicht jedermann gefallen, und nicht mit jedem der 60 Exponate braucht man sich anzufreunden. Es reicht, wie Christoph Bauer, der Leiter des Singener Museums und einer der Juroren, sagte, wenn man sich damit auseinandersetzt und sich ein individuelles Verhältnis zum jeweiligen Werk erarbeitet.
Wo dies gar nicht gelingt, kann man immer noch zum nächsten gehen: Diese Ausstellung bietet der klassischen Zeichnung ebenso Raum wie dem konventionellen, autonomen Tafelbild – dessen Hintersinn einen aber quasi hinterrücks anfallen kann – über Raum– und Videoinstallationen bis zu ironischen Fotoprints und ganz minimalistischen Positionen wie dem Rorschach-​Test von Thomas Straub, der zwei Äste, einmal Fichte, einmal Linde, nebeneinander an die Wand lehnt. Die Symmetrieachse muss man sich denken, dann wirken sie wie gespiegelt.
Christoph Bauer wie auch der Ministerialrat Harald Gall vergaßen nicht zu betonen, dass die Kunst eine Bedeutung im Land hat, und auch OB Arnold stimmte das Lied von den Inseln der Kunst an, welche die Entwicklung einer Gesellschaft voranbringen. „Ohne Kunst bliebe Bildung technokratisch“, wie wahr und wie gerne gerade im Schwabenland vergessen. Aber an Geburtstagen erinnert man sich gerne der Kunst, sie ist schließlich eine Zierde, ob nun 60 Jahren Baden-​Württemberg oder 850 Jahre Schwäbisch Gmünd. Vielleicht ist diese Ausstellung auch ein Vorschein auf einen neuen Prediger, auf den sie Lust macht, weil neben der Predigergalerie zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder die Dauerausstellungsräume im zweiten Obergeschoss aufgemacht und mit Kunst gefüllt wurden. „Das Land vergisst seine Künstler nicht“, sagte Christoph Bauer; diese Ausstellung ist auch ganz praktische Kunstförderung. Vor allem aber zeige sie eine Vielgestaltigkeit, die Bauer von der Beliebigkeit abgrenzt: „Die Kunst ist so vielgestaltig wie unser Leben geworden.“ 60 Jahre und schon abgeklärt.

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