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Nachrichten Kultur

Zupackend: Orgelkonzert mit Stephan Beck

Im Rahmen der Jubiläumswoche der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd gab der Münsterorganist Stephan Beck, zugleich Lehrbeauftragter der PH, am vergangenen Mittwoch Abend im Heilig-​Kreuz-​Münster ein rund einstündiges Orgelkonzert.

Donnerstag, 14. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 52 Sekunden Lesedauer

Von Christine Lakner
KONZERT. Stephan Beck hatte ein Programm in ungewöhnlicher und interessanter Zusammenstellung gewählt, darunter auch Eigenes.
Gleich zu Beginn erklang ein ungemein virtuoses Stück, die „Dorische Toccata und Fuge, BWV 538“ des bekanntesten Barockkomponisten: Johann Sebastian Bach (1685 – 1750). Bach selbst spielte das Stück am 28. September 1732 bei der Abnahme der neuen Orgel der Martinskirche in Kassel. Der Unterschied zwischen der Toccata, die formal und thematisch vom ersten bis zum letzten Takt aus einem Guss geformt ist, und der Fuge mit ihrer unglaublichen Dichte ist für Spieler wie Hörer eine Herausforderung.
Stephan Beck brillierte durch klarste Artikulation der Läufe, packenden Zugriff auf die mächtige Architektur und leuchtende Registrierung. Durch die virtuosen Passagen in diesem Werk kam auch der majestätische Klang der Klais-​Orgel des Münsters besonders schön zum Tragen.
Nach dieser genial-​virtuosen Einleitung folgte das „Offertoire sur les grands jeux” aus der „Messe à l’usage des paroisses“ des französischen Komponisten Francois Couperin (1668 – 1733). Stephan Beck interpretierte das Werk überzeugend. Er phrasierte und artikulierte sehr gekonnt, sein Spiel war frei von jeglichem Manierismus.
Stephan Beck verstand es sehr gut, Couperins Musik leicht klingen zu lassen. Durch perfekte Technik, saubere Intonation, dezente, aber geschmackvolle Verzierungen überzeugte der Organist.
Im Folgenden erlebten die Zuhörer ein eigenes Werk von Stephan Beck: Mit seiner „Improvisation über Songs und Kinderlieder“ gab er bekannten Volks– und Kinderliedern wie „Spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn“, „Sur le pont d’ Avignon“ oder dem Schlaflied „Weißt Du wieviel Sternlein stehen“ ein klanglich völlig neues Bild, ohne dabei aber die eigentliche Melodie zu vergessen. Mit viel Lebendigkeit und Musizierfreude ließ Stephan Beck dabei die Orgel in den verschiedensten Klangfarben ertönen.
Einen grandiosen Schlusspunkt bildete die „Suite Gothique op.25“ von Léon Boëllmann (1862 – 1897). Expressiv und doch innig erklang der Introduction-​Choral. Es schien, als nutzten Komponist und Interpret das Wechselspiel zwischen Fortissimo– und Mezzoforte-​Passagen, um eine beinahe räumliche Wirkung herzustellen. Wunderbar zu hören waren sowohl das tänzerisch beschwingte „Menuet gothique“ das sich recht erdennah ausnahm, als auch das folgende „Priere a Notre-​Dame“, ein wunderschöner Satz mit weit geschwungenen und einen großen Tonumfang durchmessenden Melodiebögen. In der berühmten Toccata schließlich zeigte der Organist seine stupende Virtuosität, als er unter den rasend schnellen Dreiklangsbrechungen der Oberstimmen das majestätische Thema entfaltete.
Stephan Beck wählte eine den jeweiligen Stücken hervorragend angepasste Registrierung und stellte damit die Klangmöglichkeiten seines Instrumentes unter Beweis. Der Nachhall der Münsters tat ein Übriges zur ausgezeichneten Klangqualität. Mit zwei Zugaben nach reichlich Beifall, darunter das „Carillon de Westminster“, den Improvisationen über den berühmten Big-​Ben-​Uhrenschlag, setzte der Organist dem Konzert eine jubilierende Krone auf.

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