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Von wegen altes Eisen — die Rostpoeten

Es glich einem poetischen Feuerwerk, was Hubert Minsch da alles in seiner Eröffnungsrede über den Rost zusammengetragen hat.

Freitag, 15. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 27 Sekunden Lesedauer

AUSSTELLUNG (brd). Das ging vom Eisen im Blut über den Rost in der Wasserleitung und auf den Rosenblättern zum Rostbraten, zum Lattenrost und zur alten Liebe, von den Arbeitsplätzen am Eiffelturm oder der Golden Gate Bridge bis zu den leckeren Aussichten auf ein Rostbratwürstchen und Wasseralfinger („Hütten“-)Bier anschließend im Hof seiner Galerie im Gmünder Mühlbergle.
In der Kunst sei Rost das Symbol für Vergänglichkeit und entwickele eine ganz neue, spannende, surreale Ästhetik. Rost bringe Farbe, eine neue Oberflächenstruktur und führe weg von der idealisierenden Schönheit des schönen Scheins. Rost rüste ab, wenn er Waffen und Stacheldraht befällt. Das war schon mal ein phänomenaler Einstieg in das Thema, bevor Minsch die einzelnen Künstler und ihre Werke vorstellte.
Nicht weniger phänomenal entwickelte sich der musikalische Beitrag von Peter Nickel, der auf seinem Cello einzelne Werke der Ausstellung im direkten Gegenüber interpretierte. So verrostet hat man Cellotöne selten gehört. Das bröselte, rieselte, flatterte, wummerte, brummte. Die Saiten aufs äußerste strapaziert, ließ er diese Performance zum absoluten Klangerlebnis werden. Fotografie, Oxydbilder, Skulpturen und Objekte und eine Menge „Rostbarkeiten“ auf den Tischen forderten anschließend zum Betrachten auf. Ein total verrosteter Fernseher von Michael Ankenbrand wird den späteren Archäologen Rätsel aufgeben, der „größte Rosthaufen der Welt“, die Völklinger Hütte, ist auf Fotos präsent, der „Ätschmäx“ von Max Hoffmann streckt in lustiger Höhe allen die Zunge raus und Karin Siegels Arbeiten attestierte Minsch ein „betreutes Rosten“, welches einen magischen Charakter verleihe. Auch die Skulpturen von Eckart Dietz werden der Veränderung durch die Zeit ausgesetzt sein.
Eines schien jedoch sicher zu sein: Wer so quirlige Ideen umsetzt wie Hubert Minsch in seiner Galerie, der wird nicht so schnell Rost ansetzen. Dafür sorgen neben den eigenen die ausgestellten Arbeiten von Eckart Dietz, Ingrid Sperrle, Michael Ankenbrand, Karin Siegel, Alfons Glocker, Jens Werlein, Wolfgang Tomeczek, Klaus Ripper, Max Hoffmann und weiteren Künstlern aus dem „Rostalbkreis“.

Termine zum Staunen: Foto-​Grafik-​Art-​Gallery, Mühlbergle, Samstag, 16. Juni, 18 – 21 Uhr; jeden Mittwoch 18 – 21 Uhr. Finissage: 13. Juli um 18 Uhr.

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