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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Restaurierte Weigle-​Orgel in der Johanniskirche geweiht

Die Königin der Instrumente ist zurück. Die Weigle-​Orgel erklingt nach umfangreicher Sanierung und Restaurierung wieder. Davon konnten sich gestern Abend mehrere hundert Besucher in der Johanniskirche überzeugen, die nach der Weihe dem Spiel von Münsterorganist Stephan Beck lauschten.

Sonntag, 24. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 27 Sekunden Lesedauer


Von Alfred Pradel
SCHWÄBISCH GMÜND Vollbesetzt war die imposante romanische Johanniskirche, als Weihbischof Dr. Johannes Kreidler am Johannistag, also dem Namenstag sowohl des Bischofs als auch der Kirche, die mit viel Liebe zum Instrument sanierte Carl Gottlob Weigle-​Orgel weihen und ihr wieder ihren eigentlichen Zweck, der musikalischen Verkündigung des Gotteslobs zurückgeben konnte.
Münsterpfarrer Robert Kloker konnte bei seiner Begrüßunsrede neben Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold auch seinen Vorgänger, Münsterpfarrer Alfons Wenger und den evangelischen Dekan Immanuel Nau begrüßen. In seiner kurzen Ansprache zeigte sich der Münsterpfarrer stolz und erfreut, dass es nicht zuletzt Dank namhafter Spenden gelungen sei, dieses Orgeldenkmal zu erhalten und wieder bespielbar zu machen.
Vor der Weihe der Orgel sangen die St.Michael-Chorknaben a capella „Nun jauchzet dem Herren, alle Welt“. Weihbischof Dr. Johannes Kreidler betonte in seiner Ansprache, dass die Orgel zurecht als Königin der Instrumente bezeichnet werde, bilde sie doch alle Töne ab. Von der Freude bis zur Trauer, vom Lob bis zur Klage: „Die Orgel drückt alle Emotionen aus“. Zur Feiergemeinde gewandt sagte der Bischof, dass die Gläubigen sich ein Zeichen wünschen, dass Gott anwesend ist. Und, „wir sind alle auf Zeichen Gottes angewiesen“, sagte Dr. Kreidler. „Mit der Musik der Orgel kann ein Zeichen geschaffen werden, dass uns Gott neu erfahrbar macht“, so der Weihbischof in seiner Predigt weiter. Wichtig sei, dass die Musik einen Zugang zu Gott schaffen könne und die Orgel als Zeichen für Gott erklinge. nach der Ansprache stieg Weihbischof Dr. Johannes Kreidler mit Pfarrer Kloker die Stufen der Wendeltreppe zur Orgel empor, um diese mit Weihwasser, Weihrauch und Segensworten zu weihen.
Hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt geschwiegen, war es nun am Münsterorganist Stephan Beck, der sanierten und restaurierten Königin erste Töne zu entlocken. Und die Weigle-​Orgel zeigte in ihrem Spiel, dass sie viel zu lange ein Dornröschendasein fristen musste. Ein solches Instrument darf nicht stumm bleiben. Mancher Kirchenbesucher wird am gestrigen Abend Gott gedankt haben, dass Carl Gottlob Weigle ein Meisterstück mit hoher Qualität erschaffen hatte, dass auch jahrzehntelangen Pflegerückstand verziehen hat.
Mit einem Einweihungskonzert wurde die Weigle-​Orgel wieder ihrer Bestimmung übergeben, auch mit dem Auftrag an die jetzige und die nachfolgende Generation, dieses besondere Instrument zu bewahren und zu bespielen. Stephan Beck spielte Max Regers Introduktion und Passacaglia d-​moll sowie vom gleichen Komponisten Melodia B-​Dur, op.129/4; andächtig dann das Werk „Vater unser im Himmelreich“, die Sonate Nr. 6 op. 65/​6 von Felix Mendelsohn Bartholdy. Breiten Raum nahm Edvard Grieg ein. Stephan Beck spielte zudem die Lyrischen Stücke „Arietta“, „Wächterlied“, „Elfentanz“ und „Norwegisch“. Aus dem eigenen Repertoire erfreute Gmünds Ausnahme-​Organist mit Orgelimprovisation über den Choral „Ein Haus voll Glorie schauet“. Nach einem beeindruckenden vielstimmigen „Großer Gott, wir loben dich“, dem Schlussgebet und dem Segen durch Weihbischof Dr. Kreidler schloss die Weihe mit dem Orgelstück „Dein, o Herr ist die Kraft“, gesungen von den St. Michael-​Chroknaben.
Es bleibt zu hoffen, dass es auf der Weigle-​Orgel, von Johannes Klais, Orgelbau Bonn mit Team als opus 1890 restauriert, viele weitere Konzerte geben wird. Die Königin aus der Johanniskirche hätte es mit ihrer Stimme, mit allen abgebildeten Töne verdient; Freude und Trauer, Lob und Klage in einer mystischen Kirche. Und wie zitierte Oberbürgermeister Richard Arnold in seinem Grußwort Vicor Hugo: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“. Ein pointierter, stimmiger Satz, der keiner weiteren Worte mehr bedarf.

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