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Nostalgisch: Holtmann im Spielplatz

Livemusik satt mit der Band Acoustic Groove, Reminiszenzen an die 60er und 70er Jahre, Parodien und schräge Vergleiche und auch gelbe T-​Shirts als Quizgewinne gab es am Samstag im Café Spielplatz.

Montag, 25. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 48 Sekunden Lesedauer

KLEINKUNST (wil). „Guten Abend Baden-​Württemberg“ war der Titel der SWR Vorabend-​Veranstaltung und irgendwie stand die Einladung mehr als ein Rückblick im Raum, ein Rückblick auf die unzähligen guten Abende in dieser Kultkneipe am Münsterplatz. Natürlich war das Cafe ausverkauft, die Gäste – noch einmal – gut drauf. „Alles live“ war angekündigt und so waren die Jungs aus Heubach, Wasseralfingen und Abtsgmünd richtig gefordert, bei diesem Heimspiel die nötige Stimmung zu erzeugen. Peter Grabinger am Klavier begleitete in die „kleine Konditorei“ genauso souverän wie auf den Highway to Hell, der denn aber von Winfried Magg (Bass), Patrick Schwefel (E-​Gitarre) und Andreas Franzmann (Percussion) voll aufgepflastert wurde. Immerhin unterstützten sie einen Moderator, der schon als übergewichtig, angetrunken und politisch inkorrekt angekündigt war. Doch Matthias Holtmann ließ sich von schlechtem Image nicht beeindrucken, parodierte und kalauerte sich durch den bunten Abend und setzte treffsicher all die Pointen, die er nicht vernuschelte. Natürlich durfte ein Schlenker auf den Geschlechterkampf nicht fehlen, ebenso wenig wie der aktuelle Bezug zur Fußball-​EM.
Als Radiomoderator beleuchtete Holtmann die verschiedenen Programme und deren Zielgruppen und präsentierte die Amboss-​Polka dann eben für verschiedene Geschmäcker. Die Werbung dient vor allem dazu, den Hörern den Tag zu strukturieren, damit sie immer merken, wenn wieder eine Stunde vorbei ist und weil ja niemand Werbung sieht oder hört, durfte das Publikum dann auch die Werbemelodien mitsingen. Im Stakkato die Aufzählung, mit wem sich Rundfunk so beschäftigt und hier stand dann Mutter Teresa neben Vadder Abraham – eine erschreckend realistische Einschätzung unserer Informationsmedien. Und Holtmann blieb makaber, die Liste der Frühverstorbenen („Die Besten sterben jung“) schloss er mit Jopie Heesters und einem großen Fragezeichen.
Am Beispiel der alten Schnulze von der „kleinen Konditorei“ führte er durch die Literatur und ließ die Szene von Raymond Chandler oder Rosamunde Pilcher beschreiben. Mit einer phänomenalen Leistung wartete seine Co-​Moderatorin Simone von Racknitz auf: sie trug Loriots berühmte Zusammenfassung der ersten acht Folgen von „Die zwei Cousinen“ — der th-​Text, an dem schon Evelyn Hamann verzweifelte — frei vor, was sicher als Höhepunkt des 90-​minütigen Vorabendprogramms gelten darf. Mit Partyspielen zum Mitsprechen und –raten wurde das Publikum auch weiterhin eingebunden, waren die Rundfunkprogramme von AFN und dem frühen RTL den meisten Anwesenden doch noch aus ihrer Jugend bestens bekannt. Ein wenig nostalgisch der Abend, manchmal ein bisschen angestaubt, aber doch eine Alternative zum seichten 08/​15-​Fernsehen – und die Band Acoustic Groove setzte mit ihren eigenen Akzenten das Publikum immer wieder unter Strom.

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