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Künstler im Bannkreis der Staufer

Alles abgefeiert im Jahr des Stadtjubiläums? Nicht ganz: Noch ist das Reichskrone-​Replikat im Werden, und Hans Kloss malt an seinem Staufersaga-​Bild. Aber auch andere Künstler und Kunsthandwerker machten die Staufer zum Thema.

Freitag, 24. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 13 Sekunden Lesedauer

KUNST (rw). „Die Staufer sind zurück“ hieß ein Geschichtenband, den der Göppinger Manuela Kinzel Verlag herausbrachte. Sein künstlerisches Gegenstück ist im Juli erschienen: der Bildband „Gmünder Künstler im Bannkreis der Staufer“, der Mediävist Prof. Dr. Hubert Herkommer schrieb das Nachwort zu dem 102 Seiten starken, in den Buchhandlungen erhältlichen Werk. Im Herbst letzten Jahres erging ein Aufruf an die regionalen Kunstschaffenden, sich mit dem Staufer-​Thema auseinanderzusetzen, die Reaktion sei überwältigend gewesen und das Ergebnis eine „reiche Auslese“ in verschiedenen Gattungen, Techniken und Stilen, vom traditionellen Tafelbild bis zur Installation, vom Schmuck bis zur Glasskulptur.
Hubert Herkommer in seinem Nachwort: „Der Inspiration durch ein individuell ganz unterschiedliches Eintauchen in das staufische Fluidum verdanken sich wunderbare Kunstwerke. Die so entstandene ästhetische Atmosphäre erlaubt es, sie nicht einfach nach dem Alphabet der Namen ihrer Schöpfer anzuordnen. Nachdem sich die zehn Künstlerinnen und 15 Künstler in den Bannkreis der Staufer hineinziehen ließen, war es möglich, ihre Arbeiten nach acht Leitideen zu gruppieren, die inmitten der schwäbischen Landschaft den Geist dieser großen abendländischen Epoche atmen.“
Man kennt Ludwig Uhlands panegyrische Verse: „O, denk an jenen Berg, der hoch und schlank /​sich aufschwingt, aller schwäb’schen Berge schönster“, sie eröffnen den ersten Part des Reigens und stellen die Landschaft um den Hohenstaufen dar, bis hin zur breiten Panoramaaufnahme der Lichtinstallation von Walter Giers und Ewald Nägele, die mit Laserstrahlen die zentralen Orte des Stauferlandes verband, „staufische Brennpunkte“, nennt sie Hubert Herkommer. Auch wenn das Pathos der schwäbischen Romantiker den Heutigen fremd geworden sei – die Künstler können von diesem Berg nicht lassen: „Er bleibt ein magischer Blickfang (Gerd Eberle). Seine Ausstrahlung verändert sich mit den Jahreszeiten, mit der Wärme des Sommers (Hildegard Beck), der Reife des Herbstes (Claudia Kuhn), der Stille der verschneiten Winterlandschaft (Claudia Kuhn) oder auch mit der Glut des vergehenden Tages (Gerhard Stock), die zum Nachsinnen über historische Größe und Vergänglichkeit anregt.“
Wo die historischen Dokumente fehlen, schlägt die Stunde poetischer Sagen, „das gilt auch für die Tiefenbohrung in die Gmünder Entstehungsgeschichte.“ So greifen Künstler und Kunsthandwerker wie Andreas Diefenbach und Michaele und Conrad Stütz die Ringlegende auf und verarbeiten sie, Alfred Bast legt auf dem Boden der Johanniskirche seine archaisierenden Ornamente aus Marmormehl, andere nehmen die mittelalterliche Baukunst als Motiv, bis hin zur Gebrauchsgraphik. So findet auch Gerd Eberles Plakat vom Stadtjubiläum anno 1962 seinen Platz, das Kaiser Rotbart zu einer Art Gmünder Schutzmantel-​Madonna umwandelt.
Um bei Barbarossa zu bleiben: An diesen schrieb einst Otto von Freising: „Besser ist zur Höhe als auf der Höhe. Denn der Mensch kann niemals in dem gleichen Zustand bleiben, und wenn er auf dem Gipfel ist, muss er bald wieder herabsteigen.“ Aufstieg und Niedergang, die Unterwerfung unter das Rad der Fortuna, man hat derlei in den Taten dieser Dynastie reichlich Anlass gefunden, über Macht und Geschichte zu meditieren. Und darüber hinaus geht’s zum Geistigen und Spirituellen, das die sichtbaren Formen als Sinnbilder der geistigen Schönheit nimmt, Licht und Farbe unkörperlich auffasst, wie es mittelalterliche Glasfenster vermögen. Glasarbeiten Gerhard Schechingers beispielsweise wirken wie ein Nachklang der Mystik.

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