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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Großes Interesse an Exkursion zum Fledermaustag

Vom Andrang bei der Exkursion zur Europäischen Fledermausnacht in der Gmünder Südstadt waren selbst die Veranstalter von NABU und Naturkundeverein überrascht.

Donnerstag, 30. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 25 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (wab). Sie verstecken sich am Tag, aber wenn es dämmert huschen sie wie Schatten über den Abendhimmel und sind der Schrecken von Stechmücke und Schmeißfliege. Der Faszination Fledermaus folgten rund 40 Naturfreunde jeden Alters bei der „European Bat-​Night 2012“ in Schwäbisch Gmünd. Die Initiatoren freuten sich über den unerwarteten Andrang.
„Huh, die ist mir fast über den Kopf gewischt!“ — „guck, die fliegen im Tandem!“. Die Kinder sind kaum zu halten, als sie gemeinsam mit erwachsenen Naturfreunden den abendlichen Himmel bei den Kleingärten nahe der Gmünder Südstadt erkunden.
Vor ihren Augen vollführen Batmans Vorbilder die wildesten Kapriolen und flattern ihnen förmlich um die Ohren. Das hätte so nahe vor der Haustüre keiner gedacht.
Mit Ultraschall-​Detektoren in den Händen gehen die jungen Naturfreunde auf Pirsch und belauschen die nur scheinbar lautlosen Nachtjäger, deren Rufe sonst für das menschliche Ohr unhörbar sind. „Am Echo ihrer hohen Schreie erkennen die Fledermäuse ihre Beute, nämlich fliegende Insekten“, erklärt Walter Beck vom Gmünder NABU (Naturschutzbund Deutschland).
Mit dem Detektor und etwas Übung könne man einige Fledermausarten an ihrem „Dialekt“ unterscheiden, so Beck. Größe und Flugweise liefern zusätzliche Hinweise. So identifizieren der Fledermausexperte und seine Kollegen Zwergfledermaus und Wasserfledermaus. Auch das große Mausohr und die Breitflügelfledermaus scheinen hier unterwegs zu sein.
„Fledermäuse kennen die meisten Menschen heute eher als Requisit in Vampirfilmen als aus eigener Anschauung“, bedauert Beck. Das hänge zum einen mit der versteckten Lebensweise der scheuen Nachttiere zusammen. Tagsüber verstecken sie sich in unzugänglichen Ritzen an Mauern und Dächern, auf nicht ausgebauten Dachböden, hinter Fensterläden, in Höhlen oder Kellergewölben. Und wenn sie abends zu ihren Jagdausflügen aufbrechen, nimmt kaum jemand von ihnen Notiz: „So manche späte Schwalbe, die in der Dämmerung durchs Blickfeld huscht, ist in Wirklichkeit eine Fledermaus.“ Zum anderen seien Fledermäuse aber auch bedroht, so der Biologe. Das Aufkommen von Insektiziden und Holzschutzmitteln in den 60er-​Jahren, eine zusehends ausgeräumte Feldflur und gesteigerter Ordnungssinn bei der Hausrenovierung hätten Jagdgründe und Schlupfwinkel für Fledermäuse rar gemacht und die Bestände einbrechen lassen. „Inzwischen erholen sich einige Arten wieder“, sagt Beck, „allerdings haben ihre Bestände die alte Stärke längst nicht erreicht. Schade, denn die scheuen Nachtjäger sind einfach faszinierend, wie die 40 Teilnehmer der Fledermausexkursion bestätigen können. Es gibt aber noch mehr Gründe, sich um Fledermäuse zu sorgen und ihnen das Leben leichter zu machen: „Natürlich kann man Tiere nicht einfach in nützlich und schädlich einteilen“, schränkt Beck ein. Im Ökosystem habe jede Art ihre Berechtigung. „Fest steht aber, dass Fledermäuse uns einen Gefallen tun, indem sie große Mengen Stechmücken, Fliegen und Schadinsekten vertilgen.“ So stopfe sich eine einzelne Zwergfledermaus in einer Nacht bis zur Hälfte ihres Körpergewichts mit Insekten voll. In den Tropen werde deshalb bereits mit Fledermaus-​Nistkästen zur biologischen Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft experimentiert. Indem man am Haus oder im Garten Nistkästen aufhängt und den Garten naturnah gestaltet, kann man auch hierzulande etwas für die streng geschützten Tiere tun, betonen Beck und seine Kollegen von NABU und Naturkundeverein. Besonders wichtig ist den Naturschützern, dass Haus– und Gartenbesitzer die versteckt lebenden Fledermäuse nicht aus Unkenntnis vertreiben oder gar töten. „Bevor Ritzen und Zwischenräume verspachtelt oder lose Dachplatten befestigt werden, sollte man sich überzeugen, dass keine Fledermäuse leben“, rät Beck. Auch wenn an einem Haus mit Fledermausquartier eine Renovierung anstehe, gebe es fast immer eine Lösung, damit Batmans Vorbilder nicht obdachlos werden.

Alle Veranstaltungen des NABU und des Naturkundevereins unter www.nabu–
gmuend​.de oder www​.nkv​-gd​.de

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