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Junger Kammerchor Ostwürttemberg: Trost und Trotz

Der junge Kammerchor Ostwürttemberg war in der Martinuskirche in Iggingen zu Gast. Nach dem Gastspiel in Finnland war dieses Konzert der Auftakt zur „Ostwürttembergtournee“ des Chores.

Mittwoch, 12. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 26 Sekunden Lesedauer

KONZERT (ska). Im JKO finden sich junge Sängerinnen zwischen 15 und 27 Jahren aus anderen Chören zweimal im Jahr zu einem Projekt zusammen. Dies fordert ein hohes Maß an Flexibilität von den Choristen und Mut, wenn der erste Auftritt dann gleich noch ins Ausland führt.
„Trotz und Trost“ hieß das diesjährige Sommerprojekt, welches nun in Iggingen zu Gehör kam. Den beiden Chorleitern Wilfried Lang und Thomas Baur ist es wichtig, einen guten Querschnitt durch die Epochen ins Programm zu nehmen und die jugendlichen Choristen für diese Stücke zu begeistern. Baur, der in Schönhardt bei Iggingen wohnt, vertritt die Meinung, dass dies am einfachsten geht, wenn den jungen Menschen die klassische geistliche Musik durch eigenes Musizieren nahe gebracht werde.
Den Choristen ist es gut gelungen dies zu verinnerlichen, was man am Freitag hören, sehen und spüren konnte. Dass dieses klanglich hervorragend dargebotene Programm nur in einer Probenwoche und einem Probenwochenende entstanden sein soll, mag man kaum glauben. Dies ging aus der Begrüßung von Rosi Schmid hervor, die die Besucher in ihrem Amt als stellvertretende Vorsitzende des Vereins musica sacra Iggingen begrüßte. Dieses Konzert wurde vom Verein einmal nicht zu Gunsten der Orgel, sondern in seiner weiteren Aufgabe, das kulturelle Leben zu bereichern nach Iggingen gebracht.
Im ersten Teil des Konzertes kam der Trost in den Stücken besonders gut zur Geltung und wurde durch das gesanglich hohe Niveau und die klaren Stimmen unterstrichen. Zu Beginn war das in der Renaissance entstanden „Magnificat“, ein Lobpreis auf Englisch, von Robert Parsons zu hören. Im frühbarocken Werk von Heinrich Schütz, „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, zeigte sich die Klasse des Chores, der dieses vom Komponisten für bis zu sieben Stimmen ausgelegte Stück in schöner Klarheit aufführte. Am deutlichsten wurde der Trost jedoch in Felix Mendelsohn Bartholdys Stück „Denn er hat seinen Engeln befohlen“. Hier bestach vor allem der Sopran durch reinen engelsgleichen Klang. Beim „Ave Regina“ von Josef Rheinberger verwoben sich die vier Stimmen zu einem Klangteppich, der die Besucher einhüllte.
Am Ende des ersten Teils folgten zwei Stücke der klassischen Moderne. Colin Mawbys „Christus resurrexit“ und Knut Nystedts „Sing and Rejoyce“. Das letzte Stück zeigte, wie gut die Musiker nicht nur klanglich sondern auch rhythmisch zusammen wirken, da es in der Rhythmik sehr hohe Ansprüche an einen Chor stellt. Der zweite Teil begann mit dem Höhepunkt des Konzertes, der Motette „Jesu meine Freude“ von Johann Sebastian Bach. Hier war vom Chor ein hohes Maß an Konzentration gefordert, da es sich um ein knapp 20-​minütiges Stück handelte, das ohne nennenswerte Pausen gesungen wird. Trotz minimaler Intonationsprobleme zur Mitte des Stücks zeigte sich hier wieder die Klasse des Chores, der sich schnell wieder fing und weiter durch eine saubere Koloratur und gute Choralgestaltung überzeugte.
Überzeugen konnte auch Tenor Volker Harnisch, der in Jaakko Mäntyjärvis „I was glad“ den Solopart sang. Mit seiner raumfüllenden Stimme konnte er den Trotz, der als Thema des zweiten Teiles gelten kann, sehr gut untermalen. Ein weiteres Nystedt-​Stück teilte den Chor in fünf Gruppen, die sich im Kirchenraum und auf der Empore verteilten. Die dissonanten Klänge lösen sich hier zum Schluss harmonisch auf. Dies bildete einen schönen Ausklang des Konzerts.

Wer den Verein unterstützen möchte, eine bessere Orgel für St. Martinus mitzufinanzieren oder mehr über musica sacra Iggingen wissen will, findet Informationen bei Vereine unter www​.iggin​gen​.de. Infos zum bald beginnenden Winterprojekt des JKO gibt es unter www​.jko​.hei​den​heim​.com.

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