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Bürgerversammlung spornt Böbinger an

Bürgermeister Jürgen Stempfle zeigte sich sehr zufrieden. In der gestrigen Bürgerversammlung haben nahezu 100 Bürgerinnen und Bürger Ideen zur Landesgartenschau formuliert und Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert. Erfreulich dabei: es waren überdurchschnittlich viele junge Böbinger im Bürgersaal anwesend.

Freitag, 11. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

BÖBINGEN (el). Die Kleine Landesgartenschau wird etwas Besonderes, denn nicht eine oder zwei Kommunen werden sie im Jahr 2019 veranstalten, sondern 16 Städte und Gemeinden entlang des Flusslaufes der Rems. Böbingen als eine der drei Gemeinden im Quellland der Rems – an der jungen Rems – möchte gerne Gartenschauprojekte mit Hilfe der Bürger angehen. Denn nur mit den Bürgern werde es funktionieren, so Bürgermeister Jürgen Stempfle in seinen einleitenden Worten. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Gartenschau der Gemeinde Böbingen gut tut, denn ein Großteil dessen, was für die Schau am und neben dem Wasser erbaut, errichtet und gestaltet wird, soll Böbingen auch nach dem Ende im Oktober 2019 bereichern und ergänzen. Stempfle zeigte sich auch erfreut darüber, dass die Zusammenarbeit mit den beiden Gemeinden Mögglingen und Essingen sehr gut funktioniere.
Jochen Senner vom Landschaftsbüro Planstatt Senner stellte die Ideen, die sich aus Gesprächen und Begehungen mit dem Bürgermeister und der Verwaltung ergeben haben, vor. So stehen die Themen „Rems und Natur“, die Gestaltung der Rems und des Klotzbaches in den Ortslagen sowie gemeinsame Projekte mit Mögglingen und Essingen oben auf der Agenda. Jochen Senner betonte ebenfalls die Notwendigkeit eines Dreiklangs zwischen Verwaltung und Gemeinderat, den Bürgern und den Planern, sonst könne die Umsetzung eines derart ambitionierten Projektes nicht funktionieren. 2019 höre sich nach viel Zeit an, so der Planer. Aber bereits Anfang 2014 muss es verbindliche Gemeinderatsbeschlüsse der Städte und Gemeinden zur Teilnahme an der Gartenschau, zu den Projekten und somit auch zu den Kosten geben. Dadurch werden auch Anträge auf Zuschüsse und Zuweisungen aus verschiedenen Fördertöpfen möglich, denn als Zuschussgrundausstattung stehen „nur“ drei Millionen Euro für alle 16 Kommunen zur Verfügung. Schwerpunkte in Böbingen werden sein die Landschaftsentwicklung, die Entwicklung der Ortskerne an Klotzbach und Rems, die Gewässer selbst, deren erlebbar machen, denn meist sind die beiden Fließgewässer nicht oder nur schlecht zu erreichen.
Die Gartenschau selbst wird an den sogenannten 16 Perlen an der Rems in Wellenbewegungen Schwerpunktveranstaltungen durchführen, denn „von der Quelle bis zur Mündung können wir die Gartenschauteile nicht einzäunen“, so der Senner. Ein großer Bestandteil der Gartenschau, auch aufgrund ihrer Weitläufigkeit, wird die Mobilität innerhalb der Gestaltungsräume sein, als Stichworte nannte er die E-​Bikes und E-​Busse, Segways und andere umweltfreundliche Fortbewegungsmittel. Bahn und S-​Bahn soll ebenfalls eine herausragende Bedeutung zufallen, so soll selbst der alte Bahnhof in Essingen als Haltepunkt reaktiviert werden.
Eric Schuler, Projektplaner bei Planstatt Senner, stellte den Böbingern die Schwerpunkte im Einzelnen vor. So zum Beispiel die Gestaltung der Rems, des Klotzbaches im Tal und in den Bachauen, an der Seergasse mit einem vom Bach durchflossenen Weiher mit Aufenthaltsbereichen, Zugänge an Bach und Fluss sowie Aufenthaltsbereiche an der Rems.
Ins Bewusstsein der Menschen, die die Gartenschau in Böbingen besuchen, soll auch der Limes sowie die sichtbaren Spuren der Römer rücken. Insbesondere der Limes soll virtuell mit Fahnen, einem Turm und einer bepflanzten Nachzeichnung hervorgehoben werden. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Verknüpfung der Volksfrömmigkeit, deren Zeugnissen mit einem Wegekonzept sein. So soll der Jakobsweg so geführt werden, dass die Beiswanger Kapelle mit eingebunden ist. Hierzu soll ein Konzept analog zu den Glaubenswegen ausgearbeitet werden.
Großen Raum werden auch die Themen Landnutzung, Landwirtschaft, Gartenbau, Hofladen und Biergarten einnehmen. Kulinarische Genüsse aus der Gemeinde, auch aus einem Beweidungskonzept mit dem Auerochsen, oder dem auch früher in Böbingen heimischen Limpurger (Leintäler) Rind. Verknüpft werden in die Projekte auch das Thema „Grünes Klassenzimmer“ für Schulen und Vorschulkindergarten, das Remsradwegenetz sowie Spielbereiche mit Wasser und ein Kräutergarten der Römer. Nach diesen Einführungen startete die Ideenschmiede der Anwesenden, und es wurden an diesem Abend viele, viele Ideen auf Karten geschrieben und an die Stellwände gepinnt. Es war spürbar, dass die Böbinger an dieser Gartenschau mitgestalten werden. Dieter Prölß brauchte mehrere Karten für seine Ideen zum Thema Limes und Römer. Hermann Müller vom Albverein ist buchstäblich Feuer und Flamme und will sich mit seinen Wanderkameraden in die Ideenschmiede mit einbringen. „Vielleicht wird das unser letztes Projekt, denn die Mitglieder im Albverein werden älter und junge Mitglieder kommen nicht nach“, so Müller mit Bedauern.
Aber vielleicht braucht ihm gar nicht so bange werden, denn eine große Schar Ministranten waren der Einladung zur Bürgerversammlung gefolgt und mit dabei, wenn es um die Rundwanderwege und die Inhalte gehen wird.
Viele Wünsche wurden schriftlich an den Stellwänden formuliert, so auch, die weniger mobilen Senioren nicht zu vergessen, die ebenfalls gerne die Rems und den Klotzbach neu erleben möchten, also barrierefreie Lösungen, ein zünftiger Biergarten unter Linden oder Kastanien, ein Parcour-​Park, das Beweidungskonzept mit den Limpurger Rindern und vielleicht auch Hällischen Schweinen, ein Römerspielplatz für die Jüngsten, eine teilüberdachte Naturbühne, ein Wochenende mit dem „Limes in Flammen“ – die Ideenschmiede sprudelte nur noch. Böbingen ist nach den gestrigen Eindrücken mit Leib und Seele und generationsübergreifend dabei.

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