Bundesweit erste und wohl auch einzige „Inklusions-Eisdiele“ ist in Heubach und bietet feste Arbeitsverträge für Menschen mit Behinderungen
Seit Ende März gibt es nun das „Eis am Markt“ in Heubach – es ist in seiner Art deutschlandweit einzigartig. Und dies nicht wegen der 65 leckeren Eissorten, sondern weil das Lokal Menschen mit Behinderungen beschäftigt – und dies nicht im echten Inklusionsbetrieb.
Freitag, 11. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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HEUBACH (el). Deshalb war es für die beiden „Chance Ostalb“-Manager Volker Enzer (von der Lebenshilfe Aalen) und Jörg Sadowski (von der Lebenshilfe Schwäbisch Gmünd) gestern ein besonderer Tag, als sie im Rahmen eines Pressegespräches zwei Menschen mit Handicap vorstellen konnten, die nach einem halbjährigen Praktikum mit einem unbefristetem Arbeitsvertrag eingestellt wurden.
Thomas Schimpf und Marc Illsinger, beide aus Aalen, lieben ihren neuen Arbeitsplatz so sehr, dass beide die beschützenden Werkstätten, in denen sie bisher gearbeitet haben, verließen und sich den Herausforderungen des ersten Arbeitsmarktes gestellt haben. „Wir sind die erste und meines Wissens einzige Eis-Manufaktur in Deutschland, die Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt bringt“, sagt Volker Enzer und freut sich, dass die beiden nun Eismeisterin Manuela Scharfenecker und Dominic Peotta, der als pädagogische Fachkraft die Betreuung, aber auch alle Arbeiten im Eiscafe meistert, unterstützen.
„Mir gefällt die Arbeit hier in Heubach, ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und freue mich, wenn den Kunden das Eis, dass ich ihnen serviere schmeckt“, sagt Thomas Schimpf mit strahlendem Gesicht, dann geht´s für den 35-Jährigen an die Espressomaschine, und ruckzuck steht das Gedeck mit einem Glas Wasser auf dem Tisch.
Auch Marc Illsinger macht die lange Anfahrt von Aalen aus nach Heubach, sonntags geht’s immer über Schwäbisch Gmünd, nichts aus. „Sonntags dauert es eben eine Stunde pro Strecke, aber ich bin gerne hier“, meint der 34-Jährige bekennende VfB-Fan, bevor er Schwarzwälder Kirsch-Eis anbietet. Beide arbeiten mit ihren Kollegen im Service, sie arbeiten aber auch die Wäsche selber auf, waschen, bügeln, zusammenlegen gehört genauso dazu wie das Putzen am Abend.
Die Idee zur Eismanufaktur kam Volker Enzer, als er im Heimatort Hüttlingen in eine neu eröffnete Eisdiele ging, sich bedienen ließ und dabei feststellte: „Das könnten Menschen mit Behinderung auch leisten.“ Bei einer Zugfahrt war er sich schnell mit dem Gmünder Kollegen Sadowski einig und so startete die Gesellschaft „Chance Ostalb“ mit der Eismanufaktur in den Räumen des ehemaligen Café am Markt in Heubach. Beide sind sehr zufrieden mit der Entwicklung nach einem halben Jahr, es gibt viele zufriedene Kunden und was sehr wichtig ist, eine hohe Kundenbindung. Auch das Catering mit Eis entwickelt sich zum vollen Erfolg; ab fünf Liter Eismenge wird produziert und geliefert. So wurde schon eine Firmenfeier mit 350 Personen beliefert und bedient, und das erste Restaurant wird Eis von der Manufaktur beziehen.
Auch für die kalte Jahreszeit haben sich die Eisspezialisten etwas einfallen lassen. Neben Sonderaktionen mit speziellen Eissorten im Winter, vom Lebkuchen– bis zum Zimteis, wird es auf dem Marktplatz eine Hütte geben und aus dieser Hütte heraus werden zur Mittagszeit leckere Suppen, Milchreis und Grießbrei serviert werden. Weitere Höhepunkte gibt es an den ersten drei Adventssonntagen, dann wird das Motto: „Feuer und Eis“ heißen, mehr wurde noch nicht verraten.
Die „Chance Ostalb“ hofft, dass das vorbildliche Inklusionsprojekt „Eis-Manufaktur“ weiterhin einen hohen Kundenzuspruch genießen darf, insbesondere auch über die Winterzeit hinweg. „Wir müssen alle unsere Kosten und die Chance für Menschen mit Behinderung im ersten Arbeitsmarkt mit unserem Betrieb erwirtschaften, es gibt keine Zuschüsse oder sonstige Zuwendungen für unser Projekt“, erläutern Volker Enzer und Jörg Sadowski die betrieblichen Hintergründe. Aber es hat auch etwas Gutes, wenn man sich selbst versorgen muss, mit Qualität und Freundlichkeit.
Seit gestern haben die vier aus der Eis-Manufaktur einen „Schnuppergast“: Christopher Jüttner, Inklusionsschüler an der Schillerschule in Heubach, macht dort ein Praktikum und erzählt mit großer Freude, welche Eissorten er schon am ersten Tag kennengelernt hat. Und sicherlich auch probiert …
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