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Windenergie: Keine Gräben unter Gemeinden aufreißen

Die Entscheidung, die die Verbandsversammlung im Schwäbischen Wald am 22. Oktober in Sachen Windenergie zu treffen hat, ist weitreichend. Das erkannte man auch daran, dass sich gestern rund 70 Menschen zu einem Augenschein in Schechingen einfanden.

Freitag, 11. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 39 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
SCHECHINGEN. Die von Bürgermeister Werner Jekel eingeladenen Vertreter der Nachbar-​Gemeinderäte hatten sich schon auf dem Platz beim Sportlerheim versammelt, als plötzlich eine regelrechte kleine Völkerwanderung um die Ecke bog. Mehrere Dutzend Einwohner Horns gesellten sich zu der Gruppe, darunter eine Reihe Kinder mit Protestplakaten.
Jekel hatte zum Auftakt betont, dass sich alle Verbandsgemeinden seit längerer Zeit mit dem Thema Nutzung von Windenergie beschäftigen. Mit dieser Einladung gehe es ihm einzig und allein darum, die Auswirkungen der Entscheidung über den künftigen Teil-​Flächennutzungsplan aufzuzeigen, die die Verbandsversammlung am 22. Oktober zu treffen hat.
Natürlich habe jede Gemeinde ihre eigenen Interessen. Der Schechinger Gemeinderat sei allerdings einmütig der Meinung, dass eine Ausweisung der Gebiete Büttenbuch und Glockenäcker für Windkraftnutzung die Gemeinde „unglaublich beeinträchtigen“ würde. Gemeinsam mit dem bestehenden Windpark Striethof zwischen Eschach und Ruppertshofen würde auf der Westseite Schechingens „eine ganze Wand von Windkraftanlagen“ das Landschaftsbild kaputt machen.
Für die Gemeinden sei die Frage, was die geforderte „substanzielle“ Ausweisung von Windkraft-​Flächen bedeutet, angesichts des unbestimmten Rechtsbegriffs eine Art Damoklesschwert. Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim habe einen Plan, der nur 0,4 Prozent ausgewiesen habe, für nichtig erklärt Die VG Schwäbischer Wald hätte nur mit dem Striethof und dem Büttenbuch schon 1,3 Prozent. Selbst das Windkraft-​Vorzeigeland Schleswig Holstein strebe nur 1,5 Prozent an.
Es gelte daher, „fair und sachlich über die Glockenäcker nachzudenken“. Die Diskussion dürfe keine Gräben unter den Gemeinden aufreißen.
„Mit dem Argument Klimawandel wird auf eine falsche Entscheidung gedrängt“, erklärte Hans-​Peter von Bötticher aus Eschach für die Windrad-​Gegner. Im Windatlas werde die Windhöffigkeit der Gebiete Büttenbuch und Glockenäcker absichtlich schön gerechnet. Die beim Striethof erhobenen realen Zahlen seien ganz andere. Bötticher verwies auch auf die vielen im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft beobachteten Roten Milane, die geschützt werden müssten, statt sie durch Windräder zu gefährden. Und Schleswig-​Holstein mit seinen 1,5 Prozent, so ergänzte ein weiteres Mitglied der Initiative, sei wesentlich weniger dicht besiedelt, als Baden-​Württemberg, wo man kaum irgendwo zwei Kilometer fahren könne, ohne auf einen Ort zu treffen.
Gemeinsam begaben sich alle dann zum Ortsrand, um die Situation zu begutachten. Beeindruckt zeigte sich mancher von dem Ballon, den die Initiative hatte aufsteigen lassen, um die Nabenhöhe der geplanten riesigen Windräder zu verdeutlichen.

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