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RZ-​Blick aufs neue „Gotteslob“

Zum ersten Advent, Beginn des neuen Kirchenjahrs, wird heuer zum ersten Mal aus dem neuen Gotteslob gesungen. Die RZ wollte wissen, was sich verändert hat im katholischen Gesangbuch.

Dienstag, 26. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer


OSTALBKREIS (bt). „Segne Du Maria, segne mich, Dein Kind“ ist wieder da. Wer es in dunkler Nacht gebetet oder immer und immer wieder im Kreis der Familie gesungen hat, freut sich über diese Ergänzung des Gotteslobs: Dass so viele Gläubige nicht abließen von diesem Lied, das Cordula Wöhler im Mai 1870 geschrieben hat, sorgte dafür, dass es fast 40 Jahre nach seinem Verschwinden aus dem katholischen Gesang– und Gebetbuch in die Neuausgabe aufgenommen wurde.
Münsterpfarrer Robert Kloker, nach seinem Lieblingslied gefragt, fängt gänzlich uncharakteristisch an zu singen; „Menschen die ihr wart verloren“ (Nr. 245), ebenfalls neu im Gotteslob – „ein sehr schönes Lied“, das Kloker den Gemeinden in Gmünd und Umgebung noch vorstellen wird. Schwester M. Lintrud Funk, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzent von Paul in Untermarchtal, nennt „O mein Christ, lass Gott nur walten“ (Nr. 844) ihr Lieblingslied in der neuen Ausgabe – ein Lied, das ihr Kraft schenke und „Vertrauen in Gottes weise Führung“.
Wichtig für all diejenigen, die dieselben Lieder immer und immer wieder kopieren mussten, weil die Leute nicht aufhörten, sie zu singen: Die Klassiker sind jetzt fast alle zu finden. In der Weihnachtszeit war kaum Platz für Modernes, weil Ergänzungen aus altem Liedgut wie „Ihr Kinderlein kommet“ (Nr. 248) oder „O du fröhliche“ (238) so selbstverständlich waren. Beim Durchstöbern fällt freilich auch auf, wie viele Taizé-​Gesänge vertreten sind. Dass englische Lieder abgedruckt wurden. Dass fast die Hälfte aller Lieder das „ö“ der Ökumene tragen, sprich in allen christlichen Kirchen gesungen werden können. Wer sich bislang nicht mitzusingen traute – „so hoch kann ich nicht“ – dürfte sich darüber freuen, dass einige Titel tiefer gesetzt wurden. Lieder, die vor allem für Familiengottesdienste bestimmt sind, finden sich in den Diözesanteilen (ab Nummer 801); bei Titeln wie „Wenn das Brot, das wir teilen“ (Nr. 470) im Stammteil kann also getrost davon ausgegangen werden, dass sie zu „Klassikern“ geworden sind. Grundsätzlich ist der Fundus der Lieder samt Text– und Melodievarianten, der diesem großen Werk zugrunde liegt, schier unüberschaubar.
Weihbischof Dr. Johannes Kreidler, Diözesanbeauftragter fürs neue Gotteslob, verweist nicht nur auf die große Auswahl alter und neue Lieder, sondern auch auf konkrete Anregungen für das persönliche und gemeinsame Gebet und auf Anregungen zur Glaubensvertiefung. Auch das führte zur Überarbeitung – der Versuch, Religiosität und Glaubenssuche der Menschen im beginnenden dritten Jahrtausend aufzugreifen und den enormen Veränderungen des letzten halben Jahrhunderts in so vielen Bereichen gerecht zu werden.
Viel Arbeit steckt im Gotteslob, und gleich zu Beginn gab und gibt es noch immer jede Menge Ärger, weil beim Druck teilweise Papier verwendet wurde, das den Erwartungen der Bistümer nicht entspricht – die Diözese Rottenburg-​Stuttgart, so gestern der Leiter der Bischöflichen Pressestelle Uwe Renz, hatte Glück: „Wir waren sehr früh fertig, und alles lief nach Plan.“ Gedruckt wurde in Nördlingen; Probleme habe es nicht gegeben. In anderen Bistümern verzögert sich die Auslieferung zum Teil bis Ostern 2014.
Erinnerung und Betrachtung
eines Pastoralreferenten
Beispielhaft hat die RZ Pastoralreferent Gerhard Jammer im Pfarramt St. Cyriakus in Durlangen befragt, der derzeit die „Nacht der offenen Kirchen“ am Samstag vorbereitet, zu der fast ausnahmslos alle Gemeinden einladen und bei der das neue Gebets– und Gesangbuch vorgestellt wird. An die Einführung des derzeitigen Gotteslobs im Jahr 1975 hat er, der damals noch sehr jung war, keine besondere Erinnerung: „Ich war 16 und viel stärker am Sakropop interessiert, den damaligen Jazz-​Messen oder der Musik Peter Janssens.“ Eine Akklamation im Hochgebet aus dieser Zeit hat ins neue Gotteslob Eingang gefunden, wie sich Jammer freut (Nr. 201).
Das damalige Gotteslob hatte er von Anfang an, „natürlich“, und hat damals wie heute stets sein eigenes Exemplar zu den Gottesdiensten mitgenommen. Später sei es, erinnert er sich, nicht nur persönliches Gesang– und Gebetbuch gewesen, sondern naturgemäß wichtiges Instrument bei der Vorbereitung von Gottesdiensten ebenso wie bei Besuchen kranker oder gebrechlicher Gemeindemitglieder, mit denen er in deren Zuhause gemeinsam gebetet und gesungen habe.

Das neue Gotteslob gibt Grund zur Freude, findet Jammer: „Ganz am Anfang bei der Nr. 1 geht es los mit der Bibel. Das wird nicht jeder am Beginn eines katholischen Gesang– und Gebetbuches vermuten.“ Oder ganz am Ende: In den Diözesanausgaben Rottenburg-​Stuttgart und Freiburg endet das Gotteslob mit der Kommunionspendung für eine „WortGottesFeier“ (Nr. 945). Wenn man die Diskussionen der vergangenen Jahrzehnte verfolgt hat, ist das alles andere als selbstverständlich. Und Jammer ist ziemlich sicher, dass das nicht in jeder Diözesanausgabe zu finden ist. Ebenso verhält sich dass mit dem Modell für einen ökumenischen Gottesdienst (Nr. 942). Bei den Liedern freut auch er sich mit Blick auf die bevorstehende Advents– und Weihnachtszeit, dass er für die „Sternsinger-​Schlager“ – zum Beispiel „Stern über Bethlehem“, Nr. 261 – keine Liedblätter mehr braucht oder Ansagen machen muss. Dasselbe gelte fürs St. Martinslied (Nr. 545) und viele andere mehr. Aber auch neue Lieder, die oft und gerne gesungen wurden, finden sich jetzt im Gotteslob: „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (Nr. 383), „Brot, das die Hoffnung nährt (378), „Komm, Herr segne uns“ (451), „Bewahre uns Gott“ (453) oder das Halleluja bei 483: „Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn“. Seine derzeitigen Lieblingslieder sind im Diözesananhang zu finden: „Wäre Gesanges voll unser Mund“ (831), „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ (852) und „Und ein neuer Morgen“ (707).
Bei der Frage, was er im neuen Gotteslob vermisst, fallen Gerhard Jammer zwei Lieder ein, die in die jetzige Kirchenjahreszeit passen: „Der Herr bricht ein um Mitternacht“ und „Komm, Herr Jesu, komm, führ die Welt zum Ende (dass der Tränenstrom sich in Freude wende)“. Kleiner Trost: Wenn diese und andere Lieder weiterhin gesungen werden, wieder und wieder, finden sie sich in der nächsten Ausgabe des Gotteslobs.

Zu einem gemeinsamen Abendlob in der Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald wird am Sonntag, 1. Advent, um 17.30 Uhr in die St.-Blasius-Kirche in Spraitbach eingeladen. Dabei werden die neuen Gesangbücher gesegnet. Mitgestaltet wird diese Andacht von Sängerinnen und Sängern des Chörle und des Kirchenchores Spraitbach und dem Kirchenchor Zimmerbach sowie Carmen Grau an der Orgel. Fast jede Kirchengemeinde lässt sich in dieser Nacht etwas einfallen; Infos dazu bei den „Kirchlichen Nachrichten“ am Samstag.

Den Druck der Diözesan-​Ausgabe hat der Schwaben-​Verlag, Ostfildern, übernommen.
Der überdiözesane Stammteil enthält 144 Lieder aus dem alten Gotteslob und 136 neue Lieder.
Das neue Gotteslob ist mit seinen 1200 Seiten um ein Viertel umfangreicher. Ebenso wurde für „höheren Lesekomfort“ ein neues, größeres Format gewählt. Damit passen die bislang genutzten Einbände nicht mehr.
Neues Layout: Neben der zweifarbigen Gestaltung (rote Überschriften, Zwischenblätter sowie Liednummern) enthält das neue Gotteslob auch mehrere Farbtafeln und zahlreiche Illustrationen. Der Beginn des Stamm– und Eigenteils ist jeweils mit einem Farbbild versehen, zudem finden sich 19 Zeichnungen der Kölner Künstlerin Monika Bartholomé, die zu Betrachtung und Meditation einladen wollen.
Ein Stichwortverzeichnis (Rubrik: „Was bedeutet …?“) hilft bei der Orientierung.
Querverweise auf thematisch verwandte Gebete und Lieder helfen bei der Vorbereitung von Gottesdiensten.
Zitate aus Tradition und Gegenwart des Christentums, unter anderem von Augustinus, Karl Rahner und Frère Roger, ergänzen die Inhalte einzelner Kapitel.

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