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Im Kunstmuseum in Heidenheim: Böbinger Kunstfahrer staunen über moderne Formen der Kunst

Eine „Jubiläums“- Fahrt war angesagt, nämlich die inzwischen 30. Fahrt der Böbinger Kunstfahrer. Bemerkenswert auch insofern, fanden die 30 Fahrten im Zeitraum von knapp zweieinhalb Jahren statt. Dieses Mal ging es ins Heidenheimer Kunstmuseum.

Mittwoch, 27. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 2 Sekunden Lesedauer


Von August Freudenreich
BÖBINGEN. Auf jeden Fall war im Voraus klar: diese Kunstfahrt musste etwas ganz Besonderes und Ausgefallenes sein. Und gut, wie es die Glücksgöttin mit den Böbingern meinte – findet derzeit im Kunstmuseum Heidenheim eine höchst kapriziöse Ausstellung statt, die den vielsagenden Titel trägt: „Käfer, Crash & Capri– Batterie — wie Künstler Technik sehen“.
Hierzu passt natürlich auch, dass das Kunstmuseum Heidenheim kein Allerweltsmuseum ist, sondern ein Museum (was vielen sicherlich nicht bekannt ist), das 1989 im ehemaligen „Volksbad“, einem 1904 errichteten Jugendstilbau, eröffnet wurde. Seitdem dient die einstige Schwimmhalle als Galerieraum.
Nun aber zurück zur Ausstellung. Stefanie Rohleder, eine veritable Kunstwissenschaftlerin, führte zunächst in die „Geschichte“ der aktuellen Ausstellung ein; eine Ausstellung, die in dieser Form überhaupt zum ersten Mal stattfindet. Zu verdanken ist sie dem früheren Geschäftsführer eines Technologieunternehmens, nämlich Dr. Hans Peter Schiffer, der in seiner Sammlung aufzeigt, mit wie viel Phantasie und Kreativität Künstler sich die Welt der Technik einverleiben.
Prominentes Beispiel hierfür – die möglicherweise provokante Überschrift des Artikels deutet darauf hin – ist zum Beispiel die Kunstmalmaschine von Horst Pommerenke; eben die schon erwähnte Schlagbohrmaschine. Statt eines Bohreinsatzes ist sie mit einem Malstift bestückt. Diese hängt an einer langen Kette an einem fahrbaren Gerät befestigt – von der Decke nach unten und wird zudem von umstehenden Gebläsegeräten in die unterschiedlichsten Richtungen „geführt“. Dabei entstehen auf einem weißen, großformatigen Blatt Papier durch den hin und her schwingenden Schlagbohrer bizarre Malfiguren.
Weitere Beispiele aus der etwa hundert Exponate umfassenden Ausstellung gefällig? Der belgische Künstleringenieur Panamarenko bringt es fertig, ein kleines Hummel– ähnliches Tret– U– boot– Helikopter– Spielobjekt auf die Räder zu bringen, das sogar einen ersten Schwimm-​Test besteht.
Oder es sei der britische Pop-​Art-​Pionier Richard Hamilton genannt, der fünf runderneuerte Autoreifen via Siebdruck im Handumdrehen in ästhetisch äußerst attraktive Artefakte verwandeln kann.
Auch die negativen Seiten der Technik werden reflektiert. Dabei geht von der Fotoserie „Crashs“, also von Unfällen, eine besondere Faszination aus. Der Schweizer Polizeifotograf Andreas Odermatt ist es, dem einerseits sehr realistische und gleichzeitig doch schon fast poetisch zu nennende Aufnahmen gelingen.
Diese drei Einzelbeispiele mögen genügen. Nicht unterbleiben darf aber die Nennung anderer großer Namen wie Man Ray, Jean Tinguely, Robert Rauschenberg, Andy Warhol, Tom Wesselmann und Claes Oldenburg, die bei dieser interessanten Technikkunst-​Schau vertreten sind.
An der jüngsten Böbinger Kunstfahrt nahmen wieder vier Schülerinnen der Böbinger Werkrealschule teil sowie treue Gäste aus Schwäbisch Gmünd und Heubach. Man war sich in der abschließenden und nachfolgenden Gesamtbeurteilung einig, dass der Reiz der Angebotspalette der Böbinger Kunstfahren darin besteht, dass einerseits die Alten Meister, die Modernen Klassiker, aber eben auch die zeitgenössische Kunst in all ihren Erscheinungsformen zu ihrem Recht kommen. So ist es nicht verwunderlich, dass mit Spannung darauf gewartet wird, wie der Veranstaltungskalender 2014 aussieht.

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