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Leinzeller Schulklasse produziert und vermarktet einen pädagogisch sehr wertvollen „Teamkran“

Gemeinsam geht es nicht nur besser – es geht überhaupt nur, wenn die Gruppe koordiniert vorgeht und sich als ein Team empfindet. Diese Erkenntnis stellt sich schnell ein, wenn man mit dem „Teamkran“ spielt.

Freitag, 15. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 34 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
LEINZELL. Die Gründung einer offiziellen Schülerfirma in der neunten Klasse hat an der Leinzeller Realschule Tradition. Doch dieses Jahr durfte unter der Regie von Klassenlehrerin Vanessa Regner und Konrektor Thomas Krieg (der den Fächerverbund Erdkunde, Wirtschaftslehre und Gemeinschaftskunde unterrichtet) schon eine achte Klasse, in etwas einfacherer Form, unternehmerisch tätig werden. Ein Schuljahr lang befassen sich daher Jugendliche aus Eschach, Schechingen, Gschwend, Täferrot und Ruppertshofen mit der Projektierung, Herstellung und Vermarktung eines „Teamkrans“.
Wie ein Spinnennetz spannen sich die Fäden von einer Kunststoffscheibe zu den Händen der Mitspielerinnen und Mitspieler. An dieser Scheibe in der Mitte befindet sich ein Haken, mit dem man Holzklötze anpacken und in Längsrichtung aufeinanderstapeln kann. Was sich leicht anhört, kann ganz schön schwierig sein; denn das Greifen und Stapeln der Holzteile ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit, für die man – dies ist die besondere Spielidee – nicht nur eine einzige ruhige Hand, sondern sehr viele ruhige Hände braucht. Sobald Einzelne im Team eigenmächtig an den Strippen ziehen, fällt das hölzerne „Kartenhaus“ ein und man muss von vorn beginnen. Dass die Aufgabe nur durch Absprache und mit viel Geduld zu lösen ist, sorgt für einen hohen pädagogischen Wert dieses Spiels. Es stellt sich beim Spielen in der Regel auch schnell heraus, dass es in fast jeder Gruppe Leute gibt, die gerne die Führungsrolle übernehmen und den anderen Anweisungen geben. Andere Mitspieler wiederum lassen sich gerne leiten.
Für die Jugendlichen aus der Klasse 8b hat das Wort „Teamkran“ sogar eine doppelte Bedeutung. Um ihr Produkt auf den Markt zu bringen, mussten zunächst aus einer Schulklasse mit vielen Individualisten verschiedene Teams gebildet werden, die nach Absprache agieren. Wie wichtig es ist, miteinander zu reden, stellte sich zum Beispiel bei der Materialbeschaffung heraus. „Da gab es auch mal stressige Phasen, in denen wir uns über Details nicht gleich einig waren und es auch noch nicht klar war, wie wir die Materialien für unser Projekt bezahlen sollen“, erzählt ein Mitglied der „Geschäftsleitung“.
Weil sich die Lehrer bewusst zurückhalten, gab es naturgemäß vor wichtigen Entscheidungen auch Diskussionen. Sollen wir die Hölzer unbehandelt lassen, sie lackieren oder lieber mit Öl imprägnieren? Bei der Klärung dieser Frage lernten die Jugendlichen, dass Lacke eine empfindlichere Oberfläche bilden als Öle und dass manche Lacke aufgrund der darin enthaltenen Lösungsmittel nicht gerade umweltfreundlich sind.
Neben Sägen, Schleifen, Fräsen und Bohren gehörte auch das Marketing zu den Aufgaben der Schülerinnen und Schüler. Sie haben eine eigene Internetseite (www​.Tkk8​-Teamkran​.npage​.de) als Werbeplattform erstellt, einen Flyer entworfen und selbst Sponsoren für das Projekt gewonnen. Durch den Verkauf von „Aktien“ – hier waren nicht zuletzt die Eltern gefragt – wurde das Stammkapital für das Unternehmen beschafft.
Beim Schuljubiläum im Sommer will die Klasse ihr Produkt präsentieren – und hofft natürlich, dass sich bei dieser Gelegenheit noch weitere Käufer finden, um alle 30 projektierten „Teamkräne“ an den Mann respektive an die Frau zu bringen. Flankierend wird Konrektor Thomas Krieg Kontakte zu anderen Schulen als potenzielle Abnehmer knüpfen.
An guten Argumenten fehlt es ihm dabei nicht. Denn der Teamkran – dies haben die Probe-​Spielrunden in der Klasse 8b und auch beim Elternabend gezeigt – ist nicht nur pädagogisch sehr wertvoll, sondern macht vor allem sehr viel Spass.
„Wir Mädchen waren besser als die Jungs!“, freute sich eine Schülerin. „Die haben es schneller geschafft, sich abzusprechen“, bestätigt einer ihrer Klassenkameraden. Aber was ist, wenn man den Schwierigkeitsgrad erhöht und während des Spiels das Sprechen nicht erlaubt? Dann wird es zwar richtig kompliziert, aber die Mitspieler lernen dadurch, wie man sich auch ohne Worte versteht.

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