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Schöne Tradition: Weihbüschelbinden

Nicht nur in Gmünd wird die Tradition des Weihbüschelbindens seit vielen Jahren gepflegt. Auch andernorts möchte man diesen Brauch an den Tagen vor Mariä Himmelfahrt nicht mehr missen. In Heuchlingen trifft man sich seit zehn Jahren gemeinschaftlich zum Binden der Weihbüschel. So auch gestern wieder.

Donnerstag, 15. August 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 6 Sekunden Lesedauer

Von Nicole Beuther
HEUCHLINGEN. „Da kommt noch viel mehr dazu“, bekam die achtjährige Michaela zu hören, als sie gestern zusammen mit ihrer Großmutter Maria Wall ihren ersten Weihbüschel band. Wall ist es seit jeher ein großes Anliegen, zusammen mit einigen anderen Heuchlingern die Tradition zum Fest Mariä Himmelfahrt zu pflegen. Bereits als Jugendliche hat die Frau aus Brackwang Weihbüschel gebunden. Und der jüngeren Generation das Wissen um den großen Reichtum, den die Natur birgt, näherzubringen, ist ihr wichtig.
„Die Feldfrüchte kommen oben hin, dann kommen die Gartenfrüchte“, erklärt Maria Wall ihre Vorgehensweise beim Binden eines Weihbüschels, dessen Mitte stets eine Königskerze bildet. Davon, dass die Anzahl der Kräuter dieses Jahr bei weitem nicht so üppig ausfällt wie in den vergangenen Jahren, war gestern auf den ersten Blick nichts zu erkennen. Wie immer waren die Tische, die auf dem Schulhof in Heuchlingen aufgestellt wurden, fast übersät mit Kräutern wie Schafgarbe, Frauenmantel, Mädesüß, Beinwell, Ferkelkraut und Rotklee.
Vermutlich liegt es am langen Winter, dass manche Kräuter sehr rar vorhanden sind in diesem Jahr; einzig der Dost ist reichlich vorhanden. Doch die Frauen haben wie immer eifrig Kräuter gesammelt und sind nicht nur im heimischen Garten, sondern auch am Waldesrand und auf den Wiesen und Feldern fündig geworden.
Auch Gisela Maier aus Heidenheim machte sich gestern wieder mit großem Eifer ans Binden der Weihbüschel. Bereits seit vielen Jahren besucht sie am Tag vor Mariä Himmelfahrt ihre Schwester Beate Hegele in Heuchlingen, um mit ihr gemeinsam diese Tradition zu pflegen.
Eine Tradition, die sie sich – beide sind evangelisch – erst im Erwachsenenalter zu eigen gemacht haben. Die Liebe zur Natur und zu den Pflanzen war ausschlaggebend („Unsere Mutter hat uns die Liebe zu den Pflanzen vererbt“); was es mit Mariä Himmelfahrt auf sich hat, ist ihnen natürlich längst nicht mehr fremd.
Mit viel Freude und flinken Händen machte sich gestern auch Marianne Wahl ans Weihbüschelbinden. Sie ist Mesnerin in Mögglingen und dort auch für den Blumenschmuck verantwortlich. Gleichzeitig ist sie im Obst– und Gartenbauverein in Heuchlingen aktiv und freut sich, dass dieser vor vielen Jahren das gemeinschaftliche Weihbüschelbinden in der Gemeinde ins Leben gerufen hat. Die Hälfte des Betrages, der beim Gottesdienst gestern Abend für die Weihbüschel eingenommen wurde, kommt der Kirchensanierung zugute, die andere Hälfte dem Obst– und Gartenbauverein.

Info: Das Weihbüschelbinden geht auf die Marienlegende zurück, nach der am dritten Tag nach dem Begräbnis Mariens die Apostel ihr Grab besuchten und dieses leer vorfanden. Stattdessen waren dort verschiedene Heilkräuter zu sehen. Die Zusammenstellung der Kräuter ist je nach Region sehr unterschiedlich; bei vielen spielt die heilige Zahl eine Rolle, wie etwa 7, 12, 24, 72 oder 99. Der Mittelpunkt sollte aus einer Königskerze bestehen. Es heißt, dass die Heilkräuter um den 15. August die größte Intensität haben.

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