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Die Liza-​Minnelli-​Collage

Powerfrauen sind beide: Liza Minnelli, die alles daransetzte, mehr als nur „die Tochter von“ zu sein, alle bedeutenden Film– und Musikpreise einheimste und auch Asita Djavadi, die das Leben der Diva auf die Bühne bringt.

Dienstag, 24. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer

KABARETT (wil). Asita Djavadi gastierte nach ihrem Piaf-​Abend diesmal mit einer Liza-​Minnelli-​Collage, begeisterte das Publikum mit zahlreichen bekannten und weniger bekannten Liedern und zeigte auch den Menschen, die Diva Minnelli und das kleine Mädchen Liza.
Eine Liza Minnelli will im Mittelpunkt stehen — und dafür hat sie auch etwas getan. So stürmte sie durch den Vorhang mitten ins Publikum, schüttelte Hände, bot Autogramme an, beantwortete ungestellte Fragen und genoss sichtlich den ganzen Hollywood-​Rummel — um dann als Asita Djavadi ins Schwäbische zu verfallen. Unterstützt wurde sie von Jan Röck am Klavier, der geduldig die Pausen füllte, wenn die Diva wieder einmal unpünktlich war, der sie als innere Stimme begleitete oder auch einmal den Talkmaster spielte — der vor allem aber eine brillante Musikbegleitung war. Djavadis Programm beginnt mit dem Höhepunkt, den frühen 70-​er Jahren, mit Cabaret und dem Oscar. Ein furioses Feuerwerk auch ihre Liedauswahl, von „Willkommen“ aus Cabaret über „Money makes the world go round“ bis „Maybe this time I feel lucky“, stimmgewaltig vorgetragen. Doch wo Licht ist, muss auch Schatten sein. Liza ist die Tochter der berühmten Schauspielerin Judy Garland und des Regisseurs Vincente Minnelli, ihr Kinderzimmer sind die Kulissen der Studios, das erste Mal steht sie mit drei Jahren vor einer Kamera. Zum einen sehnt sie sich wie jedes Kind nach der Mutter, mit der sie in einer späteren Szene abrechnet, zum andern will sie auch ein Star werden. Gerade hier muss sie sich durchsetzen, um mehr zu sein als nur „die Tochter von“.
Djavadi gibt hier mehr als einen Lebenslauf mit Liedern, ihr Programm weist so ziemlich alles auf, was man auf der Bühne bieten kann. Zunächst wird das Publikum einbezogen und lernt mit ihr das Lied von Liza mit „Z“ — ein wichtiges Stück Identität der jungen Künstlerin. In über einem Dutzend Kostümen fegt Djavadi über die Bühne, zeigt alle Facetten des Glamourgirls, des Vamps, der Gescheiterten und der Kämpferin. Sie singt in allen Körperhaltungen, Liegestütz, zusammengekrümmt an einem Stuhl oder auf dem Klavier winkend.
Sie singt, tanzt und steppt, bietet zwei Stunden prickelnde Spannung, setzt Erfolgssong auf Erfolgssong und fällt plötzlich in dieses Loch, das Liza Minnelli in den 80-​er Jahren durchlebte. Drogenprobleme, Identitätskrise, Karriereknick und dann wieder der Kampf zurück ins Bühnenlicht. Es ist einerseits ein faktengetreuer Lebenslauf, andererseits eine bunte Collage mit Andeutungen und Dementis, mit Überspielungen und tiefen Einblicken in die sensible Psyche.
Oft wird das Verhältnis zu Daddy thematisiert, die Männergeschichten – neben den vier Ehen – aufgegriffen, die unzähligen Promis eingeflochten, die sie teils schon als kleines Mädchen kennen lernte und von denen sie lernen durfte, so wie von Charles Aznavour oder Fred Astaire. Der Dreh von Cabaret in Deutschland wird erzählt, sie outet sich als Reinkarnation von Sally Bowles, „New York, New York“ fehlt ebenso wenig wie „Somewhere over the Rainbow“.
Asita Djavadi ist mit diesem Programm eine hervorragende, gesungene und gespielte Biografie Liza Minnellis gelungen, die nichts auslässt, durch ihre Schlaglichter aber auch nicht ermüdet und von der Interpretin perfekt umgesetzt wird.

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