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Alfdorfer Konzept für Flüchtlinge findet Mehrheit

Es gab nur noch Stehplätze am Montabendabend bei der Gemeinderatssitzung in Alfdorf. Die glich mehr einer Bürgerversammlung. Vor allem galt das Interesse dem Tagesordnungspunkt „Unterbringung von Flüchtlingen“. Wie auch alle anderen Gemeinden und Städte in Baden-​Württemberg, so ist Alfdorf mit der Verpflichtung konfrontiert, angesichts der globalen Ereignisse eine zunehmende Anzahl von Menschen aus Krisen– und Kriegsgebieten unterzubringen und gesellschaftlich zu betreuen.

Montag, 17. November 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer

Wie Bürgermeister Michael Segan ausführte, habe es schon eine vorbereitende Sitzung des Gemeinderats, vor allem aber auch kürzlich eine Bürgerversammlung zu diesem Thema gegeben. Auf den Tischen lag ein Schreiben des Musikvereins Alfdorf, der um Sensibilität beim Vorhaben des geplanten Errichtens einer Flüchtlingsunterkunft direkt neben dem „Haus der Musik“ an der Hauptstraße bat. Hierzu soll ein baufälliges Gebäude abgerissen und voraussichtlich ein Fertighaus mit Platz für 16 Menschen errichtet werden. Insgesamt muss sich Alfdorf auf die so genannte Zweitunterbringung von etwa 50 Flüchtlingen einstellen. Bürgermeister Segan beschrieb eine grundsätzliche Bereitschaft der Gemeinde und der Bürgerschaft, sich dieser humanitären Aufgabe stellen zu wollen, auch mit ehrenamtlichen Kräften aus Kirchengemeinden und Vereinen. Dies sei unlängst auch bei der Bürgerversammlung zum Ausdruck gekommen.
Umso mehr ging der Bürgermeister mit scharfen Worten mit einer Flugblattaktion ins Gericht. Er sprach von „,menschenverachtenden Inhalten“ Schlimm sei auch die Verbreitung via Internet gewesen. Es sei menschlich zutiefst zu verurteilen, was da vor dem Hintergrund des Leids vieler Menschen in der Krisenregionen der Welt verbreitet worden sei. Er, Segan, setze sich zusammen mit zugesagten Kräften aus der Bürgerschaft für eine Willkommenskultur ein. Gerne habe die Gemeindeverwaltung die Anregungen aus der Bürgerversammlung zugunsten einer möglichst dezentralen Unterbringung dieser Menschen aufgegriffen. Die wichtigste Überarbeitung der ursprünglichen Pläne: In Alfdorf soll es eine dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge geben. Die ursprünglich angedachte Lösung für eine Sammelunterkunft auf dem Areal Hauptstraße 82 für 30 Personen sei reduziert auf 16 Menschen. Das Konzept für die Zweitunterbringung beinhalte weitere Plätze in zwei Wohnungen am Schloßgartenweg. Das Thema Erstunterbringung sei zurück gestellt.
Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, wobei vor allem zunächst die Meinungen der Gemeinderäte Günter Mayer und Dr. Wolfgang Hipp heftig zusammenprallten. Mayer gab sich betont informiert und kritisierte die Eile, die seiner Meinung nach von der Gemeindeverwaltung bei diesem Thema vorgegeben werde. Hipp wiederum konfrontierte Mayer mit den Fragen, wo er das Problem sehe und wieso Ängste vor ankommenden Menschen geschürt würden, die man ja noch gar nicht kenne. Völlig unnötig werde da Panik gemacht. Gerade das dezentrale System sorge doch dafür, dass sich die Flüchtlinge schnell in Alfdorf einfügen können. „Im Prinzip eine Frage der Menschlichkeit“, so fasste Dr. Hipp zusammen. Auch Bürgermeister Michael Segan zeigte sich befremdet angesichts von Äußerungen des Christdemokraten Mayer und verwies auf die breite bürgerschaftliche Bereitschaft, Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen zu wollen. Gemeinderätin Birgit Wiedmann sprang Mayer jedoch zur Seite und beschrieb Erfahrungen anderswo und Unbehagen im Hinblick auch von allein hier ankommenden männlichen Asylbewerbern aus anderen Regionen. Die humanitäre Einstellung der Gemeinde Alfdorf überwog die Bedenken: Mit 14 zu zwei Nein-​Stimmen und bei einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat für das dezentrale Willkommens-​Konzept, wobei der Bürgermeister wiederholt betonte: Der umstrittene Gebäudeabriss Hauptstraße 82 mit Neubau eines Flüchtlingsheims für 16 Menschen werde mit dem Musikverein bzw. Haus der Musik noch eng abgestimmt.

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