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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Friedensschule beteiligte sich am landesweiten Aktionstag „Gemeinschaftsschule“

Vor allem Eltern nutzten gestern am „Aktionstag Gemeinschaftsschule“ die Gelegenheit, die Friedensschule kennen zu lernen, das „personalisierte Lernen“ und alles, was die noch immer neue Schulart ausmacht.

Donnerstag, 25. September 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 24 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Traumhaft, was Christian Zech da macht: Er erzählt von einem Mann, der mit Papier Dutzende verschiedene Töne erzeugt – Tan Dun chinesischer Komponist, dem die Musik im Film „Der erste Kaiser“ zu verdanken ist – und will, dass die Kinder selbst probieren und hören. Was ist Geräusch, wann entsteht Musik. Erst auf Deutsch, dann auf Englisch lässt er „dumb ways to die“ (blöde Arten, zu sterben) in den richtigen Rhythmus bringen, sprechen und singen: Das Sicherheitsliedchen aus Australien, das helfen sollte, Unfälle am Bahnsteig zu verhindern, wurde im Internet zum Renner; die meisten Kinder haben’s schon gehört, und an der Friedensschule wurde es gestern praktisch neu erfunden. Zech ist Musiker, Kulturmanager und Konzertpädagoge; einmal in der Woche lässt er seine Friedensschüler Klangskulpturen erfinden und macht keinen Hehl daraus, dass es ihm Freude macht, mit den Kindern zu arbeiten. Musik, sagt er, eröffnet einen ganz anderen Zugang zur Sprache.
Auch Gymnasiallehrer Jörg Eschbach, der mit den Sechstklässlern Französisch lernt, gab gestern einen Einblick in seinen Unterricht. Dass Schülerinnen und Schülern selbst entscheiden, wie tief sie in ein Thema einsteigen, gefiel den Gästen. Einige haben wohl überforderte Realschüler daheim und überlegen, noch zu wechseln. Wenn Eltern, wie beispielsweise ein Mutlanger Papa, erzählen, dass ihr bislang „gefrustetes“ Kind „aufblüht“, spricht sich das herum.
Die Friedensschule als Pionierschule kann jetzt bereits Fünft– und Sechstklässler im Unterricht zeigen. Sie hat zudem deutlichen Zulauf – von 21 Fünftklässlern vor zwei Jahren auf nunmehr 37. Sehr früh in diesem neuen Schuljahr, so Schulleiterin Daniela Maschka-​Dengler, hat das Land diesen Öffentlichkeitstag der Gemeinschaftsschulen angeregt; viel konnte ja noch nicht erarbeitet werden. Ihre Schule kann allerdings mit den Leistungstests am Ende des vergangenen Schuljahres punkten: Für Maschka-​Dengler eine schöne Bestätigung ihrer Überzeugung, dass dem „personalisierten Lernen“ die Zukunft gehört. Schule und Lehrkräfte stellen sich in diesem Modell auf das ein, was die Kinder können, und dann, so ihre Erfahrung, „wachsen sie über sich hinaus“, „finden im Unterricht Mut“, wollen mehr wissen, mehr leisten.
Französisch ist Pflichtfach; ab der siebten Klasse werden Naturwissenschaften unterrichtet – Vorbereitung auf einen möglichen Wechsel von der Gemeinschaftsschule aufs Gymnasium, was ja Grundlage der zweiten Bildungssäule ist: Nach Kräften fördern und gegebenenfalls auf alle Abschlüsse hinführen. Immerhin 25 Prozent der Schüler in Klasse 5 haben eine gymnasiale Empfehlung. Ganz wichtig für die Schulleiterin ist, dass auch Lehrkräfte des Regelgymnasiums und der Realschule im Boot sind.
Schülerinnen und Schüler entscheiden, wann sie ihre Arbeiten schreiben und auf welchem Niveau. Mit positiver Verstärkung zu arbeiten, mit Ermutigung und Motivation sei schlicht ein Umsetzen der Hirnforschung; ebenso wird das selbstständige Arbeiten in der „Lernzeit“ durch Wissenschaftlichkeit begründet. „Es gibt keine Hausaufgaben“, erklärte ein Schüler, warum ihm seine (Ganztages-)Schule gefällt. Für die Stadt kamen gestern Schulamtsleiter Klaus Arnholdt und Gemeinderätin Sigrid Heusel. Norbert Zeller, Leiter der Stabstelle Gemeinschaftsschule, Schulmodelle, Inklusion beim Kultusministerium, sprach von den Vorteilen, die es habe, wenn sich Kinder ihre „Lernpfade“ ebenso selbst aussuchen könnten wie Tempo und Schwierigkeit. Die Friedensschule habe als eine der ersten Gemeinschaftsschulen auf diesen Weg gesetzt. Dass nicht alle Kinder von Anfang an Motivation und Leistung zeigen – und dennoch alle Chancen verdient haben – war gestern eine der wichtigsten Aussagen. Klaus Arnholdt sah die Politik der Stadt bestätigt, „Bildung vor die Klammer“ zu setzen, sprich von Sparmaßnahmen auszunehmen. Auch er dankte dem Gmünder Gemeinderat.

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