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Mögglingen erfasst sein Straßennetz

Nein, um die Privatsphäre muss einem bei diesem Auto nicht bange sein, auch wenn es auf den ersten Blick perfekt in den Überwachungsstaat aus dem Orwell-​Buch „1984“ passen würde. Das Fahrzeug aus Berlin macht aktuell präzise Aufnahmen des Mögglinger Straßennetzes.

Freitag, 10. April 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
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MÖGGLINGEN. „Wir profitieren von den Segnungen der modernen Technik“, sagte Bürgermeister Adrian Schlenker, als er gestern das Projekt „Straßenkataster“ präsentierte. Mögglingen verfüge über viel Infrastruktur. Für Kanäle und Wasserleitungen habe man bereits ein Kataster. Bei den Straßen befinde man sich dagegen bislang „im leichten Blindflug“. Der Bauhof habe seither den jeweiligen Zustand ermittelt und dem Gemeinderat vorgeschlagen, welche Sanierungen sinnvoll wären. Jetzt wolle man einen Gleichklang erreichen.
Hätte man das Straßennetz mit der klassischen Vermessungstechnik aufgenommen, hätte dies sehr lange gedauert – und wäre entsprechend teuer gewesen. Mit der Berliner Firma „eagle eye technologies“ habe man eine günstige Alternative gefunden.
Die Befahrung der Straßen mit dem speziell ausgerüsteten Mercedes Sprinter, von dem es in Deutschland gerade mal eine Handvoll gibt, kostet die Gemeinde dennoch 30 000 Euro.
Bislang haben bereits die Großen Kreisstädte Aalen und Ellwangen ihr Straßennetz von „eagle eye“ aufnehmen lassen. Die Mögglinger sahen sich die Sache im vergangenen Jahr in Jagsthausen an – und waren schnell überzeugt. Die Aufnahmen bringen einen weiteren Vorteil: Sie liefern recht genaue Angaben darüber, was das der Gemeinde gehörende Straßennetz wert ist. Diese Information ist für das Rathaus wichtig, wenn der Haushalt in den kommenden Jahren von der Kameralistik auf die Doppik umgestellt wird.
Wie das Ganze funktioniert stellte eagle-​eye-​Mitarbeiter Alexander Gumnior vor. Insgesamt seien in Mögglingen 33 Kilometer Straße zu vermessen. Bevor es morgens los geht, wird das Fahrzeug an einem genau eingemessenen Punkt beim Jugendzentrum „kalibriert“. Danach weiß die Technik im Sprinter anhand eines auf dem großen Dachgestell montierten Kreiselkompasses und zweier GPS-​Empfänger zu jedem Zeitpunkt zentimetergenau, wo sie sich gerade befindet.
Jede Straße wird in beide Richtungen befahren und mit zehn Kameras abgefilmt. Auf den Bildern, die der Kunde später geliefert bekommt, sind dann alle Verkehrsflächen im Detail zu sehen. 2000 Aufnahmen pro Kilometer werden gemacht. Das erfordert natürlich erhebliche Speichergrößen für die Daten: Das Innenleben des Sprinters „schluckt“ mehrere Terabyte.
Legt man die Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven übereinander, können Schäden dreidimensional betrachtet und bewertet werden. Außerdem nimmt der Wagen das Einzelinventar auf: Straßenbeleuchtung, Verkehrszeichen, Kanaldeckel et cetera.
Für eine Gemeinde sei es wichtig, über den Zustand ihrer Straßen im Bilde zu sein. Die Verkehrswege könnten von Fall zu Fall bis zu 50 Prozent des kommunalen Vermögens ausmachen: „Das will man nicht herunterwirtschaften“, machte Alexander Gumnior deutlich.
Eine Besonderheit betrifft in Mögglingen noch die Bahnhof– und die Hauptstraße. Diese 1,6 Kilometer werden von eagle eye hochgenau – also in Zentimeterschritten – aufgenommen, um eine Basis für die geplanten Umbauten zu haben. Für diese Vermessung kommt auch ein Laserscanner auf dem Fahrzeugdach zum Einsatz.
Spätestens nach den Sommerferien will das Berliner Unternehmen die fertig zusammengestellten Daten der Gemeinde Mögglingen übermitteln

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