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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Feierstunde und Ausstellungen: Vor 70 Jahren wurde in Gmünd der Unimog geboren

Eingebettet in den Start für den Gmünder Sommer war am Sonntag auch ein industriegeschichtliches Ereignis. Auf dem früheren Firmengelände von Erhard & Söhne an der Weißensteiner Straße wurde der Geburtsstunde des Wirtschaftswunderkindes Unimog vor 70 Jahren in Schwäbisch Gmünd gedacht.

Sonntag, 10. Mai 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 25 Sekunden Lesedauer

Wo heute das hochmoderne DRK-​Kreisverbandszentrum steht und auch eine Einkaufszentrum sein Zuhause hat, befand sich zuvor rund 100 Jahre lang die traditionsreiche Metall– und Silberwarenfabrik Erhard & Söhne. Das Familienunternehmen, so kam gestern in den Festreden und auch angesicht einer Ausstellung von Produkten zum Ausdruck, war tief geprägt von Kunstsinn und Erfindergeist. Bereits in den ersten Wochen nach Kriegsende ebnete vor 70 Jahren mitten in Zeiten von Not und Zukunftsangst Fabrikant Eduard Köhler mit Kapital, guten Kontakten zu den Militärbehörden und mit seinen Facharbeitern einem verschworenen Kreis von in Gmünd gestrandeten Daimler-​Ingenieuren den Weg für die Entwicklung und Bau der ersten Unimogs.
Der Gmünder Unimog-​Historiker Spiller kämpfte schon seit Jahren um eine würdige Erinnerungsstätte, die nun gestern mit Infotafeln und vor allem mit einem geretteten und restaurierten Fehrle-​Relief, das das Fabrikanwesen im Eingangsbereich schmückte. Der Bildhauer Jakob Wilhelm Fehrle (1884 – 1974) absolvierte wie viele Gmünder Künstler eine Ziseleur-​Lehre bei Erhard & Söhne. Für seinen einstigen Arbeitgeber schuf er 1961 diese Metallplastik, die Firmenwappen, Produkte, Maschinen und Arbeiter im Bild vereint.
Überglücklich begrüßte Egon Spiller gestern nun eine große Festversammlung, für die das Foyer im DRK-​Zentrum fast zu klein war. Aus der ganzen Welt waren auch Nachfahren der Fabrikantenfamilien Erhard und Köhler angereist. Für die feierliche Umrahmung sorgten Bläser der Kolpingkapelle, natürlich unter der Leitung ihres früheren Dirigenten Egon Spiller. „Die Geburtsstadt des Unimog ist und bleibt Schwäbisch Gmünd!“ betonte er und drückte OB Richard Arnold und den beiden Bürgermeistern Joachim Bläse und Julius Mihm auch gleich Schilder für eine „Unimogstraße“ in die Hand, die nun unbedingt folgen müsse. Egon Spiller führte durch die Unimog-​Geschichte, erinnerte vor allem an das „geniale Team“ von damals und an Fabrikant Eduard Köhler, der mit der Unimog-​Idee ein sehr hohes unternehmerisches Risiko eingegangen war. Durch dessen Mut sei der heute weltumspannende Unimog-​Mythos entstanden. Und Eduard Köhler habe in den schwierigen Jahren nach Kriegsende viele Arbeitsplätze und Familienexistenzen gerettet und gesichert. „Hier an diesem Ort ist Industrie– und Automobilgeschichte geschrieben worden“.
Bürgermeister Dr. Joachim Bläse führte auch als Hausherr durch den Reigen der Ansprachen. Landrat Klaus Pavel meinte: Schon allein angesichts der Leistungen hier bei Erhard & Söhne hätte sich die Region ja schon vor 70 Jahren das Markenzeichen „Raum für Talente und Patente“ geben können. Die Nachfahren Norman Erhard und Erhard Köhler beschrieb intensive Erinnerungen und Ehrfurcht vor Kunstsinn und Unternehmergeist: Die Firma Erhard & Söhne sei von einem ganz besonderen Charakter geprägt gewesen, voller Ideen und Menschen, die sich mit und in diesem Unternehmen verwurzelt gefühlt hätten. Im von Eduard Köhler verschafften Freigeist und losgelöst von allen Regeln sei vor 70 Jahren die Unimog-​Idee realisiert worden.
Jan Debler, Abteilungsleiter Lkw-​Entwicklung Mercedes-​Benz AG in Wörth, blickte in Gegenwart und Zukunft. Der Unimog sei seit 70 Jahren seinen Alleinstellungsmerkmalen als hochgeländegängiger Geräteträger und Lkw treu geblieben. Für Daimler sei Unimog ein ganz wichtiger Imageträger. Jan Debler, der mit seinem Familienstammbau in Gmünd verwurzelt ist, dankte Egon Spiller herzlichst für dessen Bemühungen, die Fahne in der Unimog-​Geburtsstadt Schwäbisch Gmünd hochzuhalten.
Oberbürgermeister Richard Arnold zeigte sich beeindruckt von der Beharrlichkeit Spillers, aber auch von diesem großen internationalen Treffen der Familien Köhler und Erhard. Auch die Geschichte des Unimogs habe ihm, Arnold, mal wieder gezeigt, dass sich „irgendwie und immer alle Wege in schwäbisch Gmünd kreuze“.

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