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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Betroffenen Mut machen und helfen

Betroffenen Mut zu machen war das größte Anliegen, als die Gmünder Tinnitus-​Selbsthilfegruppe vor 20 Jahren an den Start ging. Unzähligen Menschen wurde seitdem geholfen und im Zuge der Würdigung, die vor allem Detlef Lemke beim Festakt am Dienstag zuteil wurde, war auch immer wieder herauszuhören, wie sehr sein großes ehrenamtliches Engagement dazu animiert, sich auch selbst für andere einzusetzen.

Mittwoch, 06. Mai 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Es werde ein wichtiger Beitrag für die Betroffenen geleistet, so Oberbürgermeister Richard Arnold. In der Selbsthilfegruppe sei immer jemand, der zuhöre und verstehe. Arnold dankte allen Engagierten für deren Arbeit und würdigte Lemke, den Vorsitzenden und Gründer der Tinnitus-​Selbsthilfegruppe, für all das, was er in den vergangenen Jahren in Gmünd und darüberhinaus geleistet habe.
Seitens der Barmer GEK – der Festakt fand in der Hauptverwaltung in Bettringen statt – richteten Regionalgeschäftsführer Kai Nar und Dietmar Weiß, Abteilungsleiter Marketing und Vertrieb, einige Worte an die rund 300 Gäste. Hervorgehoben wurde dabei die enge Verbundenheit zu der Selbsthilfegruppe, was dann auch durch die Übergabe eines Spendenschecks von 4000 Euro unterstrichen wurde. Weiß lobte den Tatendrang von Detlef Lemke und nannte diesen auch als Fundament für die Beständigkeit der Selbsthilfegruppe. Großen Stellenwert hat bei der engen Zusammenarbeit zwischen der Selbsthilfegruppe und der Barmer GEK auch die Präventionsarbeit. „Wir zeigen Acht– und Neuntklässlern im Rahmen des Biologieunterrichts, wie sie ihr Gehör durch lautes Musikhören langfristig schädigen“, so Weiß. Aktionen, für die es auch von Wolfram Reif, Regionaldirektor Aalen der Deutschen Rentenversicherung Baden-​Württemberg, anerkennende Worte gab. Denn, so sagte er, immer dort, wo professionelle Hilfe aufhöre, da müsse zusätzliche Hilfe greifen. Im schlimmsten Fall drohe bei Tinnitus die Erwerbsminderungsrente. „Solche Menschen mit ihrer Zivilcourage und ihrem Engagement, die brauchen wir“, sagte er an Detlef Lemke gerichtet. Gerd-​Günter Begerow, früherer Rektor der Franz-​von-​Assisi-​Realschule, dachte gestern sehr gerne an die zahlreichen in der Schule durchgeführten Präventionsveranstaltungen und nannte sie pädagogisch wertvoll. Wie viele an Tinnitus leiden und wie groß das Bedürfnis ist, mit Betroffenen zu sprechen, darauf verwies Detlef Lemke dann auch in Zahlen. Rund drei Millionen Bundesbürger leiden an einem Tinnitus, dessen Ursache oft unbekannt ist. Und seit die Selbsthilfegruppe an den Start ging, waren es mehr als 7500 Betroffene und Angehörige, die bei Lemke und seinem Team Hilfe suchten und bekamen. Nur wer 24 Stunden am Tag von Geräuschen gequält werde, könne die damit verbundenen psychischen und physischen Belastungen ermessen und zum Beispiel durch Aufklärung über die Auswirkungen vom Lärm dazu beitragen, dass anderen dieses Schicksal erspart bleibe, so Lemke, der es als Glück bezeichnete, im Jahr 1996 zu der ARD-​Live-​Talkshow „Fliege“ eingeladen worden zu sein. „Nach dieser Sendung haben sich erstmals Rat– und Hilfesuchende an mich gewandt“, so Lemke, der neben der Selbsthilfegruppe in Gmünd und Aalen auch weitere in Göppingen (2002) und in Heidenheim (2009) gegründet hat.
Dr. Guido Mühlmeier, Facharzt für Hals-​Nasen-​Ohrenheilkunde am Bundeswehrkrankenhaus und Leiter vom Tinnitus Therapie Centrum in Ulm, berichtete gestern über die neuesten Behandlungsmöglichkeiten. Als wichtigen Faktor nannte er die Zeit. „Wenn Ohrengeräusche nicht über Nacht verschwinden, sollte innerhalb der ersten drei Tage ein Hals-​Nasen-​Ohren-​Arzt aufgesucht werden“, so Mühlmeier. In den ersten drei Wochen lasse sich ein Tinnitus mit Tabletten, Infusionen und Spritzen ins Ohr noch recht gut behandeln.

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