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Don Rosa interpretiert Gmünds Stadtwappen

Für die Fans ist es sofort klar: Der schönste Eintrag im Goldenen Buch der Stadt stammt von Don Rosa. Der Comic-​Zeichner und „Duck Man“ war in Schwäbisch Gmünd.

Mittwoch, 10. Juni 2015
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 41 Sekunden Lesedauer

Von Reinhard Wagenblast
AUSSTELLUNG. Zwei Zeichner der unter Walt Disneys Namen erschienenen Comics genießen bei den Bildergeschichten-​Kennern höchste Verehrung: Carl Barks und Don Rosa. Nicht allein wegen der Qualität ihrer Zeichnungen, sondern weil sie die Entengeschichten in erzählerische Höhen führten und sie kongenial weiterentwickelten. Don Rosa hat vor allem die Lebensgeschichte von Dagobert Duck zu einem vielschichtigen Epos ausgearbeitet: Sein Leben, seine Milliarden.
Dabei ist der 64-​jährige Amerikaner, der zunächst als Bauingenieur arbeitete und als Freier Mitarbeiter zu Disney kam, in den USA weit weniger bekannt als in Europa. Hier hat er eine immer noch wachsende Fan-​Gemeinde, obwohl er seit neun Jahren nicht mehr zeichnet – wegen eines Augenleidens, wie es heißt, aber Don Rosa macht kein Hehl daraus, dass er vor allem über das System der Comic-​Industrie verärgert ist. Dessen Profit stehe in keinem Verhältnis zum Honorar der Künstler: „Twenty years of frustration with Disney“ seien es gewesen, sagt er im Gmünder Rathaus über die Zeit zwischen 1987 und 2006, „comic fans in Europe kept me going.“ Das dankt er ihnen mit seinen Scribbles und mit Signierstunden.
In Schwäbisch Gmünd sind Zeichnungen, Vorzeichnungen und Titelseiten von Don Rosa aus den Sammlungen von Stefan Brenner und Uwe Hufnagel bis zum 24. Juni in der VHS am Münsterplatz zu sehen; die Ausstellung wurde am Dienstagabend eröffnet. Den guten Kontakten von Volker Klei, dem Internetredakteur der Stadtverwaltung, ist es zu danken, dass Don Rosa direkt vom Münchener Comic-​Fest nach Gmünd kam. Von hier aus geht es für ihn weiter nach Leipzig. „Den zu sehen, der diese Geschichten entwickelt hat, ist eine einmalige Gelegenheit“, sagte Bürgermeister Joachim Bläse, zugleich VHS-​Aufsichtratsvorsitzender, vor dem zahlreich erschienenen Publikum, „ich hätte es nicht geglaubt, dass er in reality anwesend ist. Beeindruckend.“ Joachim Bläses Hommage an die Hauptfigur des „Duck Man“: Er erschien mit Zylinder und Entenschnabel. Schließlich war er selbst beim Rathaussturm als Onkel Dagobert aufgetreten. Don Rosa registrierte es mit amüsiertem Staunen.
Doch zuvor trug sich der „Duck Man“ ins Goldene Buch der Stadt ein – auf seine Art. OB Richard Arnold gab sich als Entenhausen-​Fan zu erkennen, besonders Daniel Düsentrieb habe ihm früher gefallen. Kann ein Stadtoberhaupt von Scrooge McDuck lernen? Im Geld zu baden gelingt wohl nie. Onkel Dagobert mehrt zwar sein Geld, „aber er investiert nicht.“ Jedenfalls nicht in Schulen und Infrastruktur.
Draußen vor dem Rathaus hatte Don Rosa ein Blick über das Portal genügt, um sich inspirieren zu lassen – fürs Goldene Buch nahm er sich die Wappenkartusche mit dem Habsburger-​Adler und dem Einhorn vor. Und insgesamt eine Stunde Zeit. So lange brauchte es, um barockes Ornament und Heraldik zu Papier zu bringen: Er wolle etwas Schönes zeichnen, sagte er. Als Vorlage diente ihm eine Farbkopie der Kartusche, die Vorzeichnung fertigte er mit Bleistift an, dann zeichnete er mit Tinte und Markern nach. Den Doppelkopf-​Adler vor goldenem Hintergrund ersetzte er durch einen die Arme und Füße ausbreitenden Donald, der freudig in Richtung Einhorn blickt. Dieses macht einen leicht schreckhaften Eindruck. Dass es blau eingefärbt ist, ähnlich wie Donalds Matrosenanzug, hat indes keine tiefere Bedeutung – die Vorlage hatte einen Blaustich, und Don Rosa übernahm die Farbe.
In der VHS beantwortete der Künstler Fragen von Jugendkunstschülern und Fans, sprach über Carl Barks, dessen Geschichten für ihn der Anstoß waren, selbst als Zeichner ins Entenhausen-​Universum einzusteigen, über die Entwicklung von Ideen und von seiner Art, Nebengeschichten in seinen Storys unterzubringen. Sie wurden auf diese Weise zu vielschichtigen, mit einer enormen Fülle von zeichnerischen Einfällen und historischen Details gesättigten Geschichten, die man immer und immer wieder lesen kann, um Neues darin zu entdecken.

Am heutigen Mittwoch findet von 14 bis 17.30 Uhr eine Signierstunde mit Don Rosa in der Stadtbibliothek statt. Auch dort ist eine Ausstellung zum Thema zu sehen.

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