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Interessante heimatgeschichtliche Vortragsveranstaltung der Dorfgemeinschaft Frickenhofen

Vor wenigen Tagen veranstaltete die Dorfgemeinschaft Frickenhofen zusammen mit dem Heimat– und Geschichtsverein Gschwend einen heimatgeschichtlichen Vortrag. Es ging dabei um das Thema „Wie kam das Wasser früher ins Haus?“. Von Sabine Demeter

Donnerstag, 12. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 16 Sekunden Lesedauer

GSCHWEND-​FRICKENHOFEN. Um 20 Uhr fanden sich im Friedrich-​von-​Schmidt-​Haus in Frickenhofen Interessierte aus allen Altersgruppen ein. Eberhard Zimmer vom Heimat– und Geschichtsverein begrüßte die Besucher und führte mit lokalen Bezügen in den Abend ein.
Der Referent, Winfried Müller aus Kirchheim/​Teck, befasste sich nicht nur in seinem Beruf als technischer Leiter bei der VEDEWA (Vereinigung der Wasserversorgungsverbände) intensiv mit dem Thema Wasserversorgung. Auch in seiner Freizeit ließ ihn das „Wasser“ nicht mehr los. Im Freilichtmuseum Beuren ist er Berater und baute dort eine entsprechende Sammlung auf. Das Ergebnis seiner Forschungen veröffentlichte er in dem Buch „Vom Schöpfbrunnen zum Wasserwerk“.
In seinem Vortrag zeigte Müller bei einer Reise durch Zeit und Raum die Entwicklung der Wasserversorgung seit 4000 v. Chr. auf. Erst das Sesshaftwerden der Jäger und Sammler aus der Steinzeit machte Wasserversorgungsanlagen notwendig. Die Vortragsbesucher „reisten“ mit dem Referenten zu Euphrat und Tigris, in das Indusgebiet, nach Ägypten und Israel. In diesen Gebieten gab es schon vor Tausenden von Jahren Kanäle, Brunnen, Wasserleitungen, Bäder und sogar Toiletten. In Nordafrika wurde das Grundwasser über Kilometer von den Bergen durch Wüstengebiete in die Städte transportiert.
In Europa wurde erstmals 1900 v. Chr. in Griechenland und später in Italien Regenwasser über die Dächer in Zisternen geleitet. Wasserleitungen ermöglichten die Anlage von Bädern und Springbrunnen. Mit Aquädukten wurde das Wasser über größere Entfernungen transportiert — eine architektonische Meisterleistung. Die Römer brachten diese Errungenschaften auch zu uns, indem sie entlang des Limes Bäder und Brunnen anlegten.
Doch nach dem Rückzug der Römer gab es dafür zunächst keinen Bedarf mehr. Wassertechnisch war Germanien ein Entwicklungsland. Erst durch den Bau von Burgen und die Gründung von Klöstern im Mittelalter entstand die Notwendigkeit einer gezielten Wasserversorgung
. Die Bevölkerung in ihren Dörfern war nach wie vor auf das Oberflächenwasser aus Teichen und Tümpeln angewiesen. Erst mit der Zeit wurden hier zentrale Brunnen gebaut, aus denen das Wasser geschöpft und dann in die Häuser transportiert werden musste. Das Sauberhalten der Brunnen und der maßvolle Umgang mit dem Wasser waren Pflicht.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts überzeugte auf der Schwäbischen Alb der Ingenieur Ehmann mehrere Gemeinden von den Vorteilen einer gemeinsamen Wasserversorgung mit Pump– und Wasserwerken. In diesem Wassermangelgebiet war vorher eine ständige Versorgung nicht gewährleistet. Jetzt war es endlich möglich, Wasser ins Haus zu holen. Jedes Haus bekam wenigstens einen Wasserhahn in der Küche. Bis zur heutigen Situation, dass auch warmes Wasser jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung steht, war es allerdings noch ein weiter Weg. Ab 1923 wurde Frickenhofen über den alten Wasserturm versorgt. Davor wurden Quellen und Brunnen genutzt, die es teilweise heute noch gibt. Der Wasserversorgungsverband Menzlesmühle entstand 1956. Müller verstand es, mit zahllosen Dias diese Entwicklung zu veranschaulichen. Er zeigte auf, dass Wasser die Menschen immer und überall beschäftigt hat und auch in Zukunft ein kostbares Gut ist, was man nicht als selbstverständlich ansehen sollte.
Thomas Schönauer, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, bedankte sich beim Referenten. Das Gespräch konnte in gemütlicher Runde fortgesetzt werden. Die Besucher nahmen dieses Angebot gerne an und ließen sich vom Jugendzentrum Frickenhofen bewirten. Die Reihe „Leben – früher“ soll fortgesetzt werden.

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