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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Stadtverwaltung und Gemeinderat präsentierten gestern Zukunftsstrategie zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes

Eine Pressekonferenz gestern im Rathaus hatte regionalpolitische Bedeutung und lokalhistorischen Charakter: Gemeinsam präsentierten Stadtverwaltung und alle Gemeinderatsfraktionen in frischgebackener Einigkeit ein 50 Seiten umfassendes Strategiepapier für die Stärkung des Wirtschafts– und Wohnstandortes Schwäbisch Gmünd.

Donnerstag, 12. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 55 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Oberbürgermeister Richard Arnold zitierte aus Schillers „Die Räuber“, um darzustellen, warum er zusammen mit dem Gemeinderat e konventionelle Bürokratie, Politik und Grenzen sprengen möchte, damit Schwäbisch Gmünd im Städtevergleich weiter vorwärts streben kann: „Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre.“
Der Gemeinderat hatte sich unlängst mit ihm und anderen Führungsspitzen aus dem Rathaus zu einer Klausurtagung zurückgezogen, um nun mit einem 50 Seiten umfassenden Strategiepapier an die Öffentlichkeit zu treten. Bei der gestrigen Präsentation betonte OB Arnold, dass vor dem Hintergrund der Finanzkrise er es nicht damit belassen wollte, nur wieder eine so genannte Haushaltsstrukturkommission einzuberufen, um Sparmaßnahmen und Kürzungen zu erzwingen. Die Gmünder, so brachte er zum Ausdruck, dürfen nicht nur kurzfristig denken und reagieren, sondern er beschrieb mehrfach den Zeitraum bis 2025, der mit den nun erfolgten strategischen Überlegungen ganz grundsätzlich gestaltet werden soll. Die Analyse bei der Klausurtagung und in den vorhergegangenen Sitzungen der von Richard Arnold gegründeten Strategiekommission mit Vertretern der Wirtschaft: Seit etwa zehn Jahre gebe es Negativentwicklungen für Gmünd, mit deutlichen Auswirkungen auf die Einnahmen bei den Steuerzuweisungen, insbesondere einen ganz erheblichen Bevölkerungsschwund. Das Ruder, so hat sich der OB zum persönlichen Ziel gesetzt, müsse nun endlich herumgerissen werden. „Schonungslose Analyse, aber keine schlechte Stimmung!“ So formulierte er hierzu als Parole. Eine erste ganz konkrete Maßnahme sei die laufende Einkaufsoffensive gemeinsam mit dem HGV, die schon sehr viel positive Resonanz in Gmünd und vor allem rundherum ausgelöst habe. Weiteres wichtiges Anliegen, dass OB Arnold und auch Baubürgermeister Julius Mihm strategisch in Angriff nehmen wollen: Junge Leute halten und neue Bürger nach Gmünd holen. Praktische Maßnahm hierzu: Deregulierung der Bauvorschriften für die Siedlungsgebiete. Auch für die Entwicklung von Handwerk und Industrie soll vom Rathaus aus ein neues Klima der Freiheit und der Menschlichkeit ausgehen. Diese Stadt, so zeigt sich Richard Arnold nach vielen Gesprächen und Firmenbesuchen überzeugt, besitze mit ihrer Wirtschaft ein „Superknowhow“. Durch Vernetzung und Förderung sieht er das Potenzial einer Fortentwicklung und Verzahnung von bislang rein automobilbezogenen Entwicklungen, Forschungen und Produkten mit den Wachstumsbranchen Energie– und Umwelttechnik. Längerfristig, so warnt er, werde es wieder zu einem Fachkräftemangel kommen, so dass schon jetzt alles daran gesetzt werden müsse, auch so genannte weiche Standortfaktoren zu stärken, damit sich alte und neue Bürger in dieser Stadt wohlfühlen. Die Zielrichtung für eine verstärkte Gmünder Imageoffensive legte Richard Arnold gestern vor: Richtung Westen, zur Metropolregion Stuttgart. Diese regionale Komponente will der Baubürgermeister mit einem attraktiven Bauplatzangebot in den westlichen Stadtbereichen stärker denn je berücksichtigen. In den Stellungnahmen zeigten sich die Fraktionsvertreter einig. Tenor: Die Situationsanalyse der Klausurtagung war zwar gnadenlos, jedoch wichtig als Basis für weitere Entscheidungen. Sigrid Heusel (SPD) nannte es entscheidend, die Planungen für die Landesgartenschau nun „konsequent und ohne weitere Zeitverzögerungen“ fortzusetzen. Gmünd habe sich bislang unter Wert verkauft. Bildungspolitisch sei es auch von strategischer Bedeutung, die Übergangsquote von Kindern und Jugendlichen in weiterführenden Schulen zu verbessern. Zuvor hatte OB Arnold auch als Strategie beschrieben: „Integrationsbemühungen für und von Migranten ist auch ein Wirtschaftsfaktor für Gmünd.“ Die Klausurtagung habe viele gute Ideen hervorgebracht, zeigte sich auch Brigitte Abele (Bündnis90/​Die Grünen) zufrieden. Wichtig sei die Anbindung Gmünds an den Stuttgarter Verkehrsverbund VVS. Karin Rauscher (FWF) lobte den Einstieg der Stadtverwaltung in einen „guten Dialog und in eine neue Kommunikation auch mit den Leistungsträgern der Wirtschaft“. Das bringe bessere Ergebnisse als seinerzeit mit der Haushaltsstrukturkommission. „Die Musik für Gmünd spielt im Westen“, so sprach auch sie sich für eine stärkere Bindung an die Metropolregion Stuttgart aus. Ullrich Dombrowski (FW/​FDP) betonte gleichfalls die enorme Bedeutung der Migrationspolitik für die strategische Entwicklung dieser Stadt. Kaufkraft und Zentralität für Gmünd müssten gesteigert werden, wobei er schon gute Schritte in diese Richtung sieht.
Celestino Piazza (CDU): Es sei prima, dass nicht nur wieder über Sparaktionen debattiert werde und die Infrastruktur Gmünd dadurch zerschlagen werde, sondern vielmehr über die Förderung von „Wohlfühlfaktoren“ und eine Verbesserung der Kommunikation mit den „Wirtschaftskapitänen“ dieser Stadt. Endlich werde mit denen geredet und deren Rat durch die Mitwirkung in der Strategiekommission direkt in die Kommunalpolitik integriert.

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