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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Mit gutem Beispiel vorangehen und Verantwortung übernehmen: Paten an der Rauchbeinschule

nter anderem eine Studentin und zwei Unternehmerinnen machen mit, pensionierte Lehrer, eine Mutter, die findet, nicht nur die eigenen Kinder hätten eine Chance verdient: Sie alle stehen als Paten ausgewählten Neuntklässlern der Rauchbeinschule zur Seite.

Freitag, 06. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 16 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Heidi Preibisch, Stadträtin und Geschäftsfrau, ist mit dieser Paten-​Idee in die Rauchbeinschule marschiert, um damit bei Rektor Klaus Dengler und seiner Stellvertreterin Ulrike Müller offene Türen einzurennen. 90 Prozent seiner Schülerinnen und Schüler, schätzt Dengler, haben von Haus aus sehr viel schlechtere Startbedingungen als gemeinhin erwartet werden darf. Will heißen: Die jungen Leute haben Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, sie wachsen in chaotischen Verhältnissen auf oder haben aus anderen Gründen entscheidende Defizite: „Auch in Gmünd gibt es Hartz-​IV-​Karrieren“. Mit gutem Grund freut sich die Rauchbeinschule nicht nur über eine Schulsozialarbeiterin, sondern als einzige Hauptschule im Gmünder Raum auch über die von der Arbeitsagentur finanzierte Berufseinstiegsberaterin Eva-​Elise Sorg, die sich all der Nöte annimmt, mit denen so viele Schülerinnen und Schüler geschlagen sind. Der 28-​Jährigen hätte gar nichts Besseres passieren können als Heidi Preibisch und ihre Rekrutierungskampagne. Denn die umtriebige Ehrenamtliche kümmert sich nicht nur um Yonca — die Neuntklässlerin wächst nach Ansicht aller Beteiligten über sich hinaus -, sie gewinnt auch andere Freiwillige für ihr Projekt: Ann-​Kathrin Dörr, Tatjana Kasper, Dietmar Müller, Raimund und Hermann Barth, Konstantin Lipp und Johannes Petos versuchen ebenfalls, ihre Schützlinge „ganzheitlich“ zu unterstützen und zu fördern. Damit ist gemeint, dass sie sich nicht nur zu Deutsch-​, Englisch– und Mathe-​Lektionen in der Rauchbeinschule einfinden, sondern sich gleichermaßen den sozialen Kompetenzen widmen. Mehr noch: Auch die „personalen Kompetenzen“ sind großes Thema — Zuverlässigkeit also, Pünktlichkeit, Ehrgeiz, Ausdauer. Nicht wenige der jungen Leute, die am Ende dieses Schuljahres ins Leben entlassen werden, müssen Eigenverantwortung erst noch lernen. Wie schwierig das bei fehlenden Vorbildern ist, macht Eva-​Elise Sorg deutlich. Was sie so aus ihrem Alltag erzählt — von der Familie ohne Esstisch, die auf dem Sofa isst oder vor dem Kühlschrank, wird erzählt, oder von den Kindern, die niemanden kennen, der’s geschafft hat in dieser Gesellschaft, deren Versagensängste keinerlei Motivation zulassen — ist haarsträubend und erklärt zumindest ansatzweise, warum so viele Jugendliche als „nicht ausbildungsfähig“ gelten. Diesen fehlenden familiären Hintergrund kann Schule nicht alleine kompensieren, deshalb ist auch Hrisanti Walter, Klassenlehrerin der 9a, sehr froh über die unerwartete Unterstützung. Alle vier Wochen treffen sich die Paten mit den Lehrkräften, um sich auszutauschen. Wer am liebsten aufgeben würde, weil sich gar so wenig Fortschritte zeigen, weil Erfolge kaum messbar sind, erfährt dann zum Beispiel, dass sich eine Schülerin zum allerersten Mal im Unterricht gemeldet hat.
„Es ist eine schöne Aufgabe“, versichert Heidi Preibisch. die „ihr“ Projekt gerne ausbauen würde. Nicht nur die Neuntklässler brauchen jemanden an ihrer Seite, der sich für sie interessiert, der einen anderen Lebensentwurf lebt und der daran glaubt, dass jedes Kind, jeder Jugendliche eine echte Chance verdient hat. In Mutlangen etwa beginnen Freiwillige bereits im Kindergarten mit intensivem Deutschunterricht — mit durchschlagendem Erfolg. Klaus Dengler spricht in diesem Zusammenhang nicht nur die soziale Verantwortung der Schule und der Gesellschaft an: Der Anteil der Kinder mit erheblichen Problemen steige, für Unqualifizierte gebe es aber immer weniger Arbeit. Die qualifizierten Arbeitskräfte hingegen würden knapp — und immer mehr zum Standortfaktor.

Rektor Dengler kann den „Paten“ eine Aufwandsentschädigung zukommen lassen. Weitere Helferinnen und Helfer sind dringend erwünscht (Tel. 07171 38019).

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