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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Oberbürgermeister Wolfgang Leidig wird heute im Rahmen einer festlichen Gemeinderatssitzung verabschiedet

Nach acht Jahren auf dem Chefsessel des Gmünder Rathauses sagt Oberbürgermeister Wolfgang Leidig (54) heute im Rahmen einer festlichen Gemeinderatssitzung seinen nicht immer einfachen Mitstreitern ade. Wie kaum ein anderes Stadtoberhaupt hat er Gmünd in Aufbruchstimmung versetzt. Von Heino Schütte

Montag, 20. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 51 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Was war das für ein Freudentaumel, der sich auf dem Marktplatz vor dem Rathaus abspielte! Und merkwürdigerweise an beiden Wahlsonntagen. Zunächst am 8. April 2001 (Wahl von Wolfgang Leidig) und dann auch am 10. Mai 2009 (Abwahl von Wolfgang Leidig). Das vor acht Jahren im bis dahin traditionell „schwarzen Gmünd“ für einen Sozialdemokraten sensationelle Wahlergebnis von 67 Prozent wirkte, als wäre da ein Erlöser ins Rathaus eingezogen. Und nun am 10. Mai 2009: Hat der rote Mohr seine Schuldigkeit getan, kann er gehen? Ein tieferes Wechselbad der Gefühle kann der Wähler einem Politiker kaum geben. Doch Demokratie lebt vom Wechsel. Es ist an Dynamik und Dramatik nicht zu überbieten, was in diesem Zeitraum für die Demokratie in Schwäbisch Gmünd passiert ist. Am Ende der Amtszeit von Leidigs Amtsvorgänger (Gerhard Rembold) sägte die CDU selbstherrlich am eigenen Ast, auf dem sie seit Jahrzehnten saß. Die Quittung war die Protestwahl zugunsten von Wolfgang Leidig und gegen eine offenkundig gewordene „Vetterlespolitik“. Es ist auch Wolfgang Leidigs Verdienst, dass in Gegenwart und Zukunft im Rathaus die Vielfalt regiert: Stetes Ringen um die besten Argumente und Gründe. „Ich habe in Schwäbisch Gmünd viel gelernt“, erklärte OB Leidig im Stadtgarten anlässlich der Kandidatenvorstellung. Vielleicht wurde ihm zum Verhängnis, dass manches Gelernte, die eine oder andere Einsicht zu spät kam. Denn es fiel ihm in den ersten Jahren seiner Amtszeit sichtlich schwer, vom gewohnten Ministeriumsbetrieb mit eindeutigen Hierarchien umzuschalten auf den Job des „Bürgermeisters“ in einer Stadt mit besonderen Merkmalen und Originalität, in der man nur gemeinsam mit „Bürgern“ Aufgaben „meistern“ kann. Hatte er vielleicht den Kreis seiner Berater zu eng, zu konservativ im Sinne des antrainierten, ständig ängstlichen Freund-​Feind-​Denkens gezogen? Schade. Denn in der zweiten Halbzeit seines Wirkens konnten die Gmünder ihren OB auch als einen anderen kennenlernen. Er scheute keine Diskussion vor Ort, waren die Themen bei Bürgerversammlungen, in Ortschaftsräten oder auch bei Demos auf der Straße noch so unangenehm. Die Autoritätsperson des einstigen Ministerialrats gewann an Teamgeist und Vertrauen, was auch von Mitarbeitern im Rathaus zunächst arg vermisst worden war. Im Zusammenspiel mit Bürgermeister Bläse stimmte dann recht spät die Chemie. Doch mit Baubürgermeister Frieser verharrte das Miteinander bis zuletzt in einem Schmirgelpapier-​Verhältnis. Viele Pakete, die Frieser entweder ziemlich lose oder gleich mit einem Gordischen Knoten schnürte, wurden zu schweren Päckchen, die letzten Endes Leidig zum Bürger, in Ministerien und zu Investoren zu tragen hatte. Geduld wurde zu seiner Tugend.
Noch nie wurde die Stadt Schwäbisch Gmünd in eine solche Phase des Aufbruchs versetzt wie in der Amtszeit von Oberbürgermeister Wolfgang Leidig. Ganz markant war hierbei der endlich eingeleitete Bau des Tunnels, nachdem ja seit dem offiziellen Spatenstich fast zehn Jahre lang um dieses Hauptbauwerk für die neue Ortsdurchfahrt gebangt und gekämpft worden war. Dann natürlich der Durchbruch für die Landesgartenschau, zuerst für 2012. Dann durch Leidigs vorsorgliche Ahnung das hilfreiche Aufschieben auf 2014. Wolfgang Leidig geht ganz gewiss als der Oberbürgermeister der Spatenstiche in die jüngere Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd ein. Viele notwendige Zweckbauten brachte er auf den Weg, angefangen von zeitgemäßen Feuerwehrhäusern in Stadtteilen bis hin zum Sportzentrum im Unipark. Der Erfolg hat freilich immer viele Väter, Wolfgang Leidig zählte zu ihnen, als das rekordverdächtige Kunststück mit dem Landesgymnasium für Hochbegabte gelang: Innerhalb eines Jahres wurde die alte US-​Kaserne in ein modernes Gymnasium verwandelt. Zum besagten Spatenstich-​OB gehört auch das umfangreichste Schulbau– und Schulsanierungsprogramm der Nachkriegsgeschichte. Dazu das längst überfällige Bestreben, endlich für alle Stadtteile ausreichend Baugebiete für Häuslebauer vorhalten zu können. Dies auch im Sinne einer Sozialpolitik, um gewachsene Orts– und Familienstrukturen nicht auseinanderzureißen. Noch nie konnte die Stadt auch eine so umfangreiche Auswahl an Gewerbe– und Industriebauflächen bereithalten. Nicht zuletzt ist Gmünd durch die Handschrift Leidigs sozialer und familienfreundlicher geworden: Stadtteilbüros, Spielplätze, Seniorenzentren, Bildungsprogramme, Integrationskonzepte, der Start des ehrgeizigen Projektes NIKE (Nachhaltig Integrierte Kommunale Entwicklungsstrategie). Wolfgang Leidig hinterlässt starke Fundamente, auf denen eine gute Gmünder Zukunft aufgebaut werden kann.

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