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Nach 19 Jahren verlässt Pfarrer Wilhelm Tom die Gemeinde Spraitbach und die Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald

Pfarrer Wilhelm Tom scheint auf seiner Lebensreise noch einmal umzusteigen. Nach 19 Jahren als katholischer Pfarrer in Spraitbach, Ruppertshofen, Schlechtbach und Gschwend und seit fünf Jahren als Leiter der Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald tritt er am Sonntag offiziell in den Ruhestand. Von Dorothee Wörner

Donnerstag, 23. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 38 Sekunden Lesedauer

SPRAITBACH. Zur Seelsorgeeinheit zählen auch Zimmerbach, Durlangen und Tanau. Für 4900 katholische Christen war der Geistliche in dieser Zeit verantwortlich und hat damit ein erstaunliches Arbeitspensum geleistet.
Seine Lebensreise begann im Nordwesten Rumäniens, in Scheindorf, einem Ort an den vor fast dreihundert Jahren deutsche Katholiken aus Oberschwaben umgesiedelt wurden, da sich die Bevölkerung dort durch den russisch-​türkischen Krieg dezimiert hatte. Wenn Pfarrer Tom von seiner alten Heimat erzählt, so verbindet sich ein hohes Geschichtswissen mit einer liebevollen Beschreibung der Lebensumstände der Sathmarer Schwaben, zu der auch seine Familie gehörte. „Wir sprachen zuhause schwäbisch“ sagt Pfarrer Tom und mit zu Hause meint er Scheindorf, die Gemeinde, der er sogar ein Buch gewidmet hat mit dem Titel: „Scheindorf – meine Heimat“. Aber er bekennt auch: „Ich fühle mich dort zu Hause, wo ich arbeiten kann“.
Ein Pfarrer und Lehrer hat den jungen Wilhelm Tom besonders geprägt und war mit Sicherheit auch maßgeblich beteiligt an der Richtung, die er auf seiner weiteren Lebensreise eingeschlagen hat: Pfarrer Dr. Michael Tyukodi, ein Mensch mit einer besonderen Ausstrahlung, der den Mut hatte für die deutsch sprechende Bevölkerung in deutscher Sprache zu predigen. Er war sein Idol und Vorbild und so begann er mit 18 Jahren am Karlsburger Priesterseminar zu studieren. Fast auf den Tag genau, am 26. Juli vor 43 Jahren feierte er Primiz in Rumänien, in seinem Heimatort Scheindorf. Ihn selbst habe das Deutsche immer interessiert, sagt er, und vor allem das Schwäbische, bei seinen Lieblingssendungen im Fernsehen wird Dialekt gesprochen, so wie bei „Hannes und der Bürgermeister“, einer Sendung, die ihm gut gefällt. In Rumänien aber gab es nach dem 2. Weltkrieg eine feindliche Gesinnung gegenüber den Deutschen, sie waren „Bürger dritter Klasse“, wie sich Pfarrer Tom erinnert. Und als er im Jahr 1989 seinen Bruder in Augsburg besuchte, kehrte er von seiner Reise nach Deutschland nicht mehr nach Rumänien zurück. Seit September 1990 lebt und arbeitet er nun in Spraitbach und Umgebung und dass diese Umgebung ganz schön weitläufig ist, so dass er sie mit einer Diaspora, der Zerstreuung von Christen, vergleicht, das hat ihn zu einem Reisenden in Sachen Glauben gemacht. Er ist dankbar, dass er in all den Jahren viel Unterstützung aus den kirchlichen Gremien erhalten hat. Mit drei verschiedenen Kirchengemeinderäten arbeitete er zusammen, das bedeutet allein schon drei Sitzungen monatlich mit völlig unterschiedlichen gemeindlichen Voraussetzungen. Auch bei der Vorbereitung der Kommunionkinder habe er Hilfe aus den Elternkreisen erhalten und im Bezug auf die Ökumene lief alles bestens, so Pfarrer Tom. Ökumenische Gottesdienste und auch die ökumenische Bibelwoche in Gschwend waren die verbindenden Veranstaltungen mit den evangelischen Kollegen und den Kirchengemeinden.
Am Sonntag soll Pfarrer Wilhelm Tom verabschiedet werden, zum Gottesdienst wird Dekanatsreferent Martin Kessler erwartet, im Anschluss gibt es einen Stehempfang und der Musikverein Spraitbach wird zur musikalischen Unterhaltung beitragen. Pfarrer Tom wird in der Seelsorgeeinheit Schwäbischer Wald fehlen, zunächst muss die Stelle ausgeschrieben werden, bis dahin gilt die Vakanz mit der Vertretung durch die Kollegen aus den benachbarten Seelsorgeeinheiten.
Der 67-​Jährige hat einen weiteren Abschnitt seiner Lebensreise vor sich. Der Ausgangsort wird nach der Verabschiedung nicht mehr Spraitbach, sondern Mutlangen sein, „es ist schon alles gerichtet dort“, sagt er. Aber aushelfen wird er noch, bei den Sonntagsgottesdiensten und so gut er kann immer dort wo er gebraucht wird. Sein Leitwort aus der Bibel, Psalm 43, wird ihn auch dann begleiten, dort heißt es „Sende dein Licht und deine Treue, damit sie mich geleiten“. Mit diesem Bibelwort lässt sich die Lebensreise, die ihn besuchsweise vielleicht auch noch einmal zurück nach Scheindorf führt, mit Gelassenheit fortsetzten.

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