Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Reise von Abu Dhabi nach Deutschland brachte Matthias Volkmer fast zur Verzweiflung

Vier Männer, zwei Autos, ein Motto: „Once in a lifetime“ — Einmal im Leben auf acht Rädern von Abu Dhabi nach Deutschland reisen. Naiv waren sie nie, denn sie kannten sich in der arabischen Welt aus, aber mit so vielen Widerständen haben sie trotzdem nicht gerechnet. Von Isabelle Jahn

Donnerstag, 20. August 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 49 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Matthias Volkmer ist 26 Jahre alt und hat zwei kräftezehrende Wochen hinter sich, in denen eigentlich eine tolle Reise stattfinden sollte. Die Reise gab es zwar, sie war jedoch alles andere als Urlaub. Matthias lebte zuvor vier Jahre lang in Abu Dhabi, wo er beruflich bei Mercedes-​Benz tätig war. Nebenher brachte er bei einem Ferienprojekt einheimischen Jugendlichen technisches Handwerk nahe. Ein Jahr verbrachte er danach in Deutschland, bis er wieder nach Abu Dhabi flog.
Mit zwei anderen Deutschen und einem Pakistani startete er mit dem Auto. Das Ziel war Deutschland. Der Weg führte durch Saudi Arabien, Jordanien und Syrien weiter in die Türkei und von dort aus nach Italien, über Österreich zurück in die Heimat. Die erste Schwierigkeit stellte das Visum für Saudi Arabien dar, so dass ihre Reise schließlich nur unter der Bezeichnung Geschäftsreise durchging. Matthias und seine Freunde bemühten sich, die verlorene Zeit wieder einzuholen. Dieser Mühe standen jedoch weitere Strapazen entgegen: Grenzbeamte forderten Bescheinigungen, von denen die Reisenden zuvor nie gehört hatten oder verschwanden mit den Papieren stundenlang. Bei 50 Grad stand die Gruppe dann wartend am Straßenrand, wo alte Fahrzeuge abbrannten und es nach Müll stank. „Wir wussten nicht was da ablief“, sagt Matthias. Das konnte nicht nur an den sprachlichen Problemen liegen. Beamte anderer Landesgrenzen hatten bereits von den zwei Autos mit den blauen „Export-​Nummerschildern“ gehört und forderten Gelder ein, von denen Matthias und seine Freunde bis heute nicht wissen, wo sie gelandet sind.
Hunderte von Stempeln mehr und von Geldscheinen weniger, hatten sie nur ein Ziel: „So schnell wie möglich in die Türkei“, so Matthias. Durch Syrien hätten sie — weil keine Frauen und Kinder an Bord — ohne Pause fahren müssen, wenn sich der Polizeikonvoi, der sie begleiten musste, nicht unterwegs verloren hätte. „Wir brauchten Nerven wie Drahtseile“, gibt Matthias zu. Kulturelle Zwischenhalte ließen er und die anderen Reisenden sich aber nicht nehmen: in Jordanien schwebten sie auf dem toten Meer, in der Türkei zog es sie nach Istanbul und in Italien nach Florenz.
Nach fast 7000 km Fahrtstrecke hat sich das Motto „Once in a lifetime“ bestätigt, denn noch einmal würde Matthias diese Reise nicht machen. Er schätzt zwar, dass er die Erfahrung machen konnte, die Anstrengungen übertrafen aber das, worauf er gefasst war. Nach Abu Dhabi möchte er jedoch zurückkehren und dort auf unbestimmte Zeit leben.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

3780 Aufrufe
439 Wörter
5369 Tage 14 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 5369 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2009/8/20/Die-Reise-von-Abu-Dhabi-nach-Deutschland-brachte-Matthias-Volkmer-fast-zur-Verzweiflung/