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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Freundeskreis legt historische Stollen frei und bringt das Moses– bzw. Storchenbrünnele wieder zum Sprudeln

Der jüngste Erfolg der Schaffer des Salvator-​Freundeskreises müsste eigentlich auch dem Kindersegen in Schwäbisch Gmünd zugute kommen. Denn Werner K. Mayer, Sprecher der zupackenden Bürgerinitiative, erinnert sich an Erzählungen seiner Eltern: Der Klapperstorch hole die Gmünder Kinderlein aus diesen Brunnenfassungen.

Freitag, 22. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 1 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Mehrere Tage und Versuche umfasste diese außergewöhnliche Mission der ehrenamtlichen Helfer. Angespornt durch den Erfolg von Mitstreiter Hans-​Georg Walter, der vor einigen Wochen bereits das heilsame Herz-​Jesu-​Brünnlein in der Brunnenkapelle am Kreuzweg wieder in Gang setzen konnte, galten nun die erfolgreichen Bemühungen dem Moses-​Brunnen direkt an der Felsenkirche. Die Darstellung symbolisiert die biblische Szenerie, als Moses in der Wüste die Felsen auseinanderklaffen ließ, um sein durstiges und ungeduldiges Volk beim Auszug aus Ägypten mit Trinkwasser zu versorgen.
Experten des Landesdenkmalamts vermuten angesichts der fast noch römischen Bekleidung der Brunnenfigur ein uraltes Bildhauerwerk, das noch weit vor der Ersterwähnung (1617) des St. Salvator anzusiedeln ist.
Seit vielen Jahren gab der so symbolträchtige Brunnen keinen Tropfen mehr von sich. Allenfalls abgestandenes Regenwasser und viel Schmutz sammelte sich im Brunnentrog an. Schon vor Wochen machten sich die Experten um Werner K. Mayer auf die Suche nach alten Quellfassungen und Leitungen. Zunächst vergebens. Mayer erinnerte sich an die sonderbaren Zugänge und Bauwerke gut 50 Meter weit oberhalb der Kirche an der kleinen Straße in Richtung Wustenriet. Die einen Spaziergänger deuteten die finsteren Löcher bislang entweder als Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg oder auch als alte Vorratskeller der ehemaligen Salvator-​Bewohner. Werner K. Mayer fiel aber eine Legende ein, die seine Eltern gerne erzählten. Und zwar die vom Storch, der da im Taubentalwald die Kinderlein aus Brunnenschächten hole, um sie nach Gmünd hinab zu befördern. Es war früher sogar namentlich vom „Storchenbrünnele“ die Rede. Die Helfer starteten eine Art Höhlenexpedition. Mutig stiegen bzw. schlüpften sie hinein, mitten in einen stinkenden Sumpf aus Wasser und Abfall, trotzten Spinnen und anderem Getier. Mit Tauchpumpen wurde das Wasser abgesaugt. In Handarbeit fischten die Helfer Müll, Schrott und jede Menge Schlamm heraus. Vor den staunenden Blicken nahmen zwei unterirdische Kammern Gestalt an, die sich als historische Quellfassungen entpuppten. Zunächst war es nur eine Vermutung, doch in folgenden Versuchen gab’s den Beweis. Die Stollen haben eine direkte Verbindung hinab zum Mosesbrunnen. Mit Überdruck– und Unterdruckgeräten und Reinigungsspiralen wurden die Leitungen sorgsam gereinigt. Ein Kanalspülwagen des städtischen Baubetriebsamts half, brachte jedoch nicht den vollständigen Erfolg. Immer wieder wurde getüftelt und probiert. Mit einer provisorischen Leitung musste das Spülwasser zunächst einmal den Berg hinauf befördert werden.
Dann endlich vorgestern Abend der große Augenblick. Munter plätscherte glasklares Wasser ins gereinigte Mosesbrünnele. Werner K. Mayer und seine Mitstreiter waren noch zurückhaltend: Erst wenn’s morgen auch noch sprudelt, dann funktioniert’s. Das neueste „Wasserwunder vom Salvator“ sprach sich in Windeseile herum. Gestern „pilgerten“ die ersten Schau– und auch Hörlustigen hinauf. Einfach nur wunderbar: Das fröhliche, pulsierende Plätschern schafft eine besondere Atmosphäre auf den stillen Platz vor der unteren Felsenkapelle. Ein Quell des Lebens; der Klapperstorch müsste nun wieder hochmotiviert sein.

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