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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Überstunden und der Einsatz von Pensionären sorgen dafür, dass am Gmünder Berufsschulzentrum selten Unterricht ausfällt

Lehrermangel führt an einigen Beruflichen Schulen in Baden-​Württemberg zu enormen Unterrichtsausfällen. Am Berufsschulzentrum in Schwäbisch Gmünd wird dem so weit es geht entgegengewirkt und Unterrichtsstunden bei Bedarf teilweise von Pensionären abgedeckt. Auch die Überstunden häufen sich. Von Nicole Beuther

Freitag, 22. Oktober 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 56 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Gisela Stephan, Leiterin der Kaufmännischen Berufsschule, spricht von sogenannten „Rucksackstunden“. 35 000 gebe es allein in Baden-​Württemberg; an der Kaufmännischen Berufsschule sind es über 100 Stunden.
Schwer ist es hier vor allem, Ersatz für erkrankte Lehrer zu finden. In Mathe und Datenverarbeitung würden Unterrichtsstunden bereits im vierten Jahr von einem Pensionär abgedeckt, so Stephan. Lehrermangel gibt es zunehmend auch in den Fächern Englisch, Deutsch und Betriebswirtschaftslehre.
Auch an der Agnes-​von-​Hohenstaufen-​Schule herrscht schon seit Jahren ein Lehrermangel. Im Fach Mathematik, manchesmal aber auch in Deutsch und Englisch. Vor allem an Krankheitsvertretungen mangele es, so Schulleiter Friedrich Müller. Unterrichtsausfall gibt es jedoch nur selten. Müller: „Es ist alles abgedeckt, was sein muss.“ Notfalls finden in den betroffenen Fächern wenigstens zwei von insgesamt vier Stunden statt.
Einzig Förder– und Zusatzunterricht sind an der Agnes-​von-​Hohenstaufen-​Schule ob des geringen Personals nicht möglich. „Es wird, so gut es geht, aufgefangen“, so Müller, der schon kurz nach Schuljahresbeginn die Stundenpläne umschreiben musste. So fehlten fünf Lehrer krankheitsbedingt; eine Pädagogin befindet sich im Mutterschutz. Die Folge: Eine wachsende Anzahl von Überstunden.
Das gleich Bild auch an der Gewerblichen Schule. „Die Lehrer schieben einen großen Berg an Unterrichtsstunden vor sich her“, so Rektor Gerhard Barreith. Jährlich seien es über 1000 Überstunden die an der Gewerblichen Schule anfallen, 2009 waren 1500 Überstunden. Auch hier versucht man den Ausfall von Lehrkräften im Krankheitsfall so gut es geht zu kompensieren. Unter anderem sind derzeit vier Pensionäre im Einsatz, die insgesamt 24 Stunden abdecken. Sie unterrichten Mathe, Wirtschaftskunde, Gemeinschaftskunde, das Fach „Farbe“ und Deutsch. Für diese Fächer, so Gerhard Barreith, gebe es derzeit keine ausgebildeten Lehrer auf dem Markt. Froh ist der Schulleiter, dass drei Lehrerstellen in der letzten Ferienwoche erhalten werden konnten. Besetzt wurden die Stellen mit Spezialisten aus Industrie, Handwerk und Handel. Sie sind nun insgesamt 70 Stunden in der Woche im Werkstatt– und Textilbereich tätig.
Was die Werkstattlehrer angehe, gebe es überhaupt keinen Mangel, so Barreith. Hier nämlich könne man auf die „übliche Meisterebene zurückgreifen“.
Mangel herrscht dagegen bei den Lehrkräften, die Theorieunterricht geben. Dies, so Barreith, könnten nur jene, die ein entsprechendes Studium absolviert hätten. Schon seit drei Jahren wird an der Gewerblichen Schule eine Studierende für Hygiene und Körperpflege gesucht. Die Zeit drängt. Denn der Kollege, der den Schülern derzeit dieses fachspezifische Wissen vermittelt, geht bald in den Ruhestand.
Auf die Frage, wie Abhilfe geschaffen werden kann, weiß Barreith eine Antwort: „Wir müssen selber Personalpolitik machen.“ Und so kommt es schon mal vor, dass der Schulleiter versucht, so manchem seiner Schüler, der das nötige Potential besitzt, den Beruf des Berufsschullehrers schmackhaft zu machen.

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