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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Fünfter „Gottesdienst auf Schwäbisch“ in Großdeinbach /​Neuer Kirchenwein offiziell vorgestellt

Schwäbisch ist die Sprache, die „näher an unserem alltäglichen Leben“ ist. Das erklärte Pfarrer Stephan Schwarz gestern zum Auftakt des fünften Großdeinbacher Mundart-​Gottesdienstes. Und der Geistliche konnte sich auch über Besucher von Auswärts freuen. Von Manfred Laduch

Montag, 15. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 23 Sekunden Lesedauer

GMÜND-​GROSSDEINBACH. Nur wenige Teile der Liturgie und drei der Kirchenlieder blieben in diesem Gottesdienst dem Hochdeutschen vorbehalten. Schon die Schriftlesung aus dem 85. Psalm wurde im Dialekt vorgetragen. Wobei Pfarrer Schwarz immer ein Schwäbisch wählte, das auch von Menschen mit innerdeutschem Migrationshintergrund bei einem Mindestmaß an sprachlicher Integrationsbereitschaft zu verstehen war.
Das Evangelium des Tages steht bei Lukas und beschreibt die Erklärungen Jesu über das Kommen des Reiches Gottes. Stephan Schwarz trug es zunächst in Luthers Worten vor – legte doch der Reformator durch seine Bibelübersetzung den wichtigsten Grundstein für die deutsche Hochsprache.
Dann allerdings „das Gleiche der Verständlichkeit halber nochmal auf Schwäbisch.“ Und die Erklärung, dass der darin vorkommende Pharisäer „net e Tass Kaffee mit em Haufa Schnaps“ sei. Wobei er die Entstehung dieses Getränks einem Pfarrer zuschrieb der „no strengr als em Schönblick“ gewesen sei.
Die Welt sei nicht schwarz-​weiß, die bloß Bösen gebe es nur im Krimi, führte der Pfarrer aus. Viele Menschen sehnten sich nach dem Gottesreich, betonte der Geistliche: Im Heiligen Land, wo man so dringend Frieden brauche, in Afrika, wo eine ganze Generation an Aids zu sterben drohe oder auch hier, wo sich die Großmutter angesichts des Klimawandels um eine von ihren Enkeln noch bewohnbare Welt sorge.
Jesus sage gleichzeitig, dass das Reich Gottes mitten unter uns sei und dass es dereinst komme, wie ein Blitz. Was davon richtig sei? Beides: „Verzwenga ka mrs ned, abr mr ka ebbes d’fir doa“, machte Stephan Schwarz seiner Gemeinde deutlich. Er legte ihnen die Regel Benedikts („ned dr Ratzengr en Rom“) ans Herz: „Bet ond schaff“ habe der Ordensgründer gesagt.
Sogar eines der Lieder aus dem Gesangbuch wurde auf Schwäbisch gesungen (den Text gab’s als extra Blättle). Und so wurde aus „Suchet zuerst Gottes Reich in dieser Welt“ ein „Gucket als erschtes nach Gott ond nach seim Reich“.
Am Ende des Gottesdienstes lud Pfarrer Schwarz zu einem kleinen Empfang ins benachbarte Gemeindehaus. Dort wurde der erste Großdeinbacher Kirchwein vorgestellt. Bei dem Wein handelt es sich um einen 2008er Untertürkheimer Lemberger aus dem Weingut Gerhard Schwarz, der Familie von Pfarrer Stephan Schwarz.
Es ist ein typischer Lemberger, kräftig und würzig, ideal als Begleiter zu einem Festtagsbraten oder zum Genuss am offenen Kamin, ein Wein für die kalte Jahreszeit. Wobei der Winzersohn schon ein wenig die Stirn runzelte, als die Frage auftauchte, ob sich der Tropfen denn auch als Glühwein eigne. „Eher nicht“, lautete die Antwort, wobei es Schwarz aber richtig nannte, dass man auch für Glühwein nie ein minderwertiges Ausgangsprodukt nehmen dürfe.
Micha Rau erläuterte das von ihm entworfene Etikett. Er habe für die Gestaltung bewusst nicht die ganze Kirche plakativ in den Mittelpunkt gestellt, sondern ein unauffälliges, aber schmuckes Detail der evangelischen Kirche ausgewählt. Zu sehen ist die Fensterrosette der Westfassade der evangelischen Kirche Großdeinbach. Aufgenommen im Herbst zeigt das Foto auch einen Baum im Kirchgarten in warmer Herbstfärbung, passend zu einem Wein, der vorrangig im Winter getrunken werden will.
Dr. Klaus Richter bedankte sich namens des Kirchengemeinderates bei dem Team, das diese Idee nicht nur gehabt, sondern auch umgesetzt habe. Man freue sich auch, aber nicht nur, über eine weitere kleine Quelle zur Finanzierung der Kirchenheizung.
Zu erwerben ist der „Deinbacher Kirchwein“ auch beim Adventsbasar der Kirchengemeinde am 1. Advent.

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