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Offizielle Kandidatenvorstellung in der Kochertalmetropole zur Bürgermeisterwahl in Abtsgmünd

Erfahrung am Ort oder Erfahrung im Amt – das sind die Trümpfe, mit denen die beiden Bürgermeister-​Bewerber in Abtsgmünd gestern Abend bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der Kochertalmetropole aufwarteten. Von Manfred Laduch

Freitag, 19. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

ABTSGMÜND. Über eine gut gefüllte Halle konnte sich der scheidende Schultes Georg Ruf bei seiner Begrüßung freuen. 630 Plätze waren bestuhle, und trotzdem standen noch viele Zuhörer. Das sei „ein starkes Signal für den nächsten Bürgermeister.“
Armin Kiemel, 41-​jähriger Hauptamtsleiter im Abtsgmünder Rathaus schilderte zunächst seinen persönlichen Werdegang. Der Diplom-​Verwaltungswirt ging kurz auf seine sechs Jahre als Leiter des örtlichen Bauverwaltungsamtes und die acht Jahre an der Spitze des Hauptamtes ein. Ihm obliege die allgemeine Verwaltung der Gemeinde mit Ordnungs– und Sozialamt, Standesamt, Einwohnermeldeamt, Bibliotheken und viele Aufgaben mehr. Er sei Personalchef von 155 Beschäftigten mit einem jährlichen Personalbudget von über vier Millionen Euro.
Öffentliche Auftritte seien bislang seine Sache nicht gewesen. Deshalb spreche er auch nicht „die Sprache der Politiker, sondern Ihre Sprache“, bedeutete er dem Publikum und zählte dann seine Ziele auf. Er wolle Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder erreichen – mit noch flexibleren, bedarfsgerechten Öffnungs– und Betreuungszeiten im Familienzentrum sowie Bildungshäuser in den Teilorten.
16 neue Gymnasialklassen benötigten Sportflächen, also eine neue Halle. Außerdem stehe das Sport– und Freizeitzentrum Täferwiesen im Raum. Es gelte, mit allen Beteiligten ein Konzept mit Prioritäten zu erarbeiten. Junge Familien benötigten Wohnraum – und damit ausreichend neue und erschwingliche Baugebiete in Abtsgmünd und den Teilorten.
Über das Baukindergeld hinaus könne er sich eine Unterstützung junger Familien vorstellen, die alte Bausubstanz auf einen modernen Stand bringen wollen. Um die ärztliche Versorgung zu sichern, denke er an ein Ärztehaus, in dem sich auch Fachärzte ansiedeln könnten.
Notwendig sei auch eine zukunftsorientierte Seniorenarbeit. Verstärkte Angebote in der Tagespflege und moderne Wohnformen schweben Kiemel hier vor. Aktive Senioren wolle er zur Mitarbeit auffordern – etwa nach dem Vorbild des Centro Sociale in Castel Bolognese, wo Senioren ein tolles Gemeindezentrum ehrenamtlich betreiben. Abtsgmünd solle „ein Begriff in Sachen Lebensqualität“ werden. Der neue Titel „Erholungsort“ biete dabei eine Riesenschance.
Die Zahl der Arbeitsplätze sei in seiner Zeit als Wirtschaftsbeauftragter um 18 % auf 2200 gestiegen. Damit dies so weitergehe müsse das Gewerbegebiet Dettenried-​Süd realisiert werden. Man brauche auch „ein konzentriertes Gemeindemarketing und eine noch attraktivere Ortsmitte“. Voraussetzung sei immer eine solide Finanzpolitik – gerade im Hinblick auf die Schulden für das Gymnasium.
Er habe sich in 14 Jahren für die Gemeinde wirklich eingearbeitet: „Ich kenne mich aus“, rief Kiemel der Versammlung zu.
Als „Mensch, der vom Leben geprägt ist“, stellte sich Manfred Pawlita mit sehr persönlichen Worten vor. Der 51-​Jährige, ebenfalls Diplom-​Verwaltungswirt, ging kurz auf seine Zeit als Bürgermeister von Heuchlingen ein. Er habe dort nach 16 Jahren aufgehört, weil nur so wieder frischer Wind in eine Gemeinde kommen könne. Seinem Nachfolger habe er ein gut funktionierendes Gemeinwesen hinterlassen. Acht Jahre sei er nun Personalcoach und Vereinsmanager, selbständiger Berater von Vereinen, Verbänden, Kommunen und Unternehmen.
Als Motivation, sich in Abtsgmünd zu bewerben nannte Pawlita mehrere Gründe. Abtsgmünd sei eine Gemeinde, die gut und zukunftsweisend aufgestellt sei. Die eigene Identität der Teilorte in ein Ganzes zu fügen, sei eine schöne, interessante, permanente und zugleich anspruchsvolle Herausforderung. Die Menschen mitnehmen, als erster Diener mitwirken zu können sei eine wunderbare Aufgabe. Seine vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen wolle er einbringen — aus der Bürgermeister-​Erfahrung, aus den jetzigen beruflichen Erfahrungen — eben nicht nur aus der Verwaltung . Er sehe eine Chance für ein neues Miteinander, einen Wechsel im Politik– und Führungsstil.
Er wolle alle Menschen ernst nehmen und so arbeiten, dass er in acht Jahren wiedergewählt werde, erklärte Pawlita. Das Rathaus sehe er als Dienstleister; es müsse größtmögliche Transparenz bieten. Der Haushalt müsse konsolidiert, die Finanzmittel sparsam, wirtschaftlich und zielorientiert eingesetzt werden. Die Belastungen der nächsten Jahre müsse man ertragen und diese Zeit nutzen, um weitere angedachte Projekte voranzutreiben und auf Umsetzungsstatus zu bringen.
Pawlita plädierte für eine weitere Baulandentwicklung mit Auge, Maß und Ziel – auch in den Teilorten. Intensiven Kontakt wolle er mit Gewerbe, Handel und Industrie pflegen, um die Wirtschaft weiter zu entwickeln. Als neue Idee könnte er sich zum Beispiel ein Gründerzentrum vorstellen.
Er wolle „das Profil Erholungsort schärfen“ – Wanderwege– und Radwegekonzept weiter vorantreiben. Seniorenarbeit müsse ebenso wie Kinder– und Jugendarbeit zukunftsgerecht gestaltet werden. Auch Pawlita sprach die durch das Gymnasium zusätzlich benötigte Sporthallenfläche an. Gemeinsam mit allen am Thema Beteiligten wolle er eine Bildungskonzeption entwickeln.
Pawlita gab ein klares Bekenntnis zum Feuerwehrhaus ab. Auch wolle er das Sanierungsgebiet Abtsgmünd West voranbringen, in fairer Abstimmung mit den Betroffenen den Ortskern attraktiver gestalten.
Er wolle das Ehrenamt stärken, weil ihm solches Engagement seit seiner Jugend selbstverständlich sei. Selbst wenn er jetzt Sportkreisvorsitzender sei, wolle er kein Sportbürgermeister werden, sprach sich Pawlita für eine intensive Kulturarbeit in der Gemeinde aus.
Abtsgmünd brauche als Mittelpunktgemeinde eine intensive interkommunale Zusammenarbeit. Hier könne er seine vielfältigen Verbindungen nutzen. Er wolle die Gemeinde mit ihren Menschen „leidenschaftlich, ohne Experimente authentisch und tatkräftig“ weiter voranbringen.

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