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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Von der Burg ins Zelt

Die Konferenz der Kirchengemeinderäte des Dekanatsbezirks Gmünd befasste sich mit den größer werdenden pastoralen Räumen. Über diese Herausforderungen spannte Dr. Anton Rotzetter einen Bogen.

Samstag, 27. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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Der Kapuzinerpater aus der Fribourg in der Schweiz war schon einige Male im Franziskaner zu Gast. „Von der Burg ins Zelt“, so fasste er die Entwicklung zusammen, die sich in der katholischen Kirche vollzieht. Er habe ein ambivalentes Verhältnis zu den größer werdenden Räumen im pastoralen Bereich, es sei paradox: die kleiner werdende Zahl von Gläubigen verlangt nach größeren Räumen. „Die Anpassung der Funktionen ist ein Thema, das seit 40 Jahren in der Kirche ansteht — und es geschieht nichts.“ Er spreche seit langem von der „Zerstörung der Kirche von oben“. In größeren Einheiten geht nur ein kleiner Prozentsatz von Gläubigen in andere Kirchen, „wir werden noch einmal mehr als die Hälfte der Gottesdienstbesucher verlieren.“ Düstere Aussichten also, zumal diese Entwicklung mit einer „Entsakramentalisierung“ einhergehe. Die Eucharistie gebe es noch am Sonntag, „aber was ist mit den anderen Sakramenten, der Beichte, der Krankensalbung?“ Hinzu komme die Anonymisierung.
Rotzetter sah die Notwendigkeit einer kirchlichen Spiritualität, womit er nicht die gängige Beliebigkeit meinte, die sich mit diesem Begriff inzwischen verbindet, sondern „ein Leben, das vom Heiligen Geist geführt wird, ein Leben mit Taufe, Gemeinde und dem auferstandenen Christus.“ Es sei Aufgabe, ein Gotteszeugnis zu geben, so sein erstes Postulat. Heute gebe es oft ein konfuses Gottesbild, „in vielen Predigten wird eine Wischi-​waschi-​Theologie weitergegeben, lauter Banalitäten.“ Es sei das Spezifikum des biblischen Gottes, dass er da sei, das gelte es zu kommunizieren. Die Kirchengemeinde sei der „kommunikative Ort der Liebe“ und erfordere Hellhörigkeit. Der Pfarrgemeinschaft empfahl er eine solidarische Ökonomie. Im größeren Maßstab habe dies deutliche Konsequenzen: „Die christliche Globalisierung muss Maß nehmen an der geschwisterlichen Universalität“, sie müsse ökologisch verantwortlich sein, „die Kirche hat in diesem Bereich versagt.“ Bei offiziellen Anlässen beispielsweise wäre es sinnvoll, wenn auf Fleisch verzichtet würde, „Globalität muss zu radikalen Veränderungen des Verhaltens führen.“ Aktivismus führe aber nicht weiter. Rotzetters Empfehlung: „Eucharistie mit Stille“, aber auch der Versuch, die säkulare Sprache zu lernen.

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