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Reges Bürgerinteresse und viel Neues beim Ortsgeschichte-​Vortrag des Lorcher Stadtarchivars Simon M. Haag

An zwei Abenden konnte der Lorcher Bürgermeister Karl Bühler zusammen über 120 interessierte Bürger zum Vortrag von Stadtarchivar Simon M. Haag über das historische Waldhausen im dortigen Dorfhaus begrüßen. Bühler machte deutlich, wie sehr ihm die Geschichte der Lorcher Teilorte am Herzen liege.

Donnerstag, 04. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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LORCH-​WALDHAUSEN (pm). Deshalb habe er Haag vor mehreren Jahren gebeten sich mit dem Thema Waldhausen auseinander zu setzen. Es sei beabsichtigt – führte er weiter aus – in der Zukunft weitere Vorträge über die Geschichte der Teilorte zu erarbeiten. Der Stadtarchivar unterhielt die Zuhörer mit viel Engagement in Stimme und Mimik.
Zunächst berichtete er von der Entstehung der Waldhäuser Mühle, welche 1728 auf der „grünen Wiese“ erstellt worden war. Außerdem fand er in einem württembergischen Besitzverzeichnis von 1485 Hinweise auf zwei weitere Mühlen in Waldhausen, welche aber während der Ortszerstörung 1519 eingegangen sind. Beide Mühlen sind urkundlich bereits 1467 erwähnt.
Nach intensiven Recherchen in den Archiven von Lorch und Plüderhausen sowie im Hauptstaatsarchiv Stuttgart in den Archiven konnte Haag deren einstige Standorte klären: eine Mahlmühle stand auf dem heutigen Grundstück Rattenharzer Straße 5 und die Sägemühle auf dem Mühlplatz anstelle des Hauses Remsgartenstraße 23.
Weiter gelang es dem Historiker Haag die Waldhäuser Bebauung zum Stichjahr 1752 auf der Urkarte von 1840 zu fixieren und davon ausgehend die Aufsiedlung des Ortes bis in die 1930er Jahre nachzuzeichnen. Zu einem kleinen Bauboom scheint es 1874/​75 mit vier neuen Wohnhäusern entlang der ab 1860 eingerichteten Bahnhofstraße bekommen zu sein.
Die Anfänge der westlichen Remsstraße konnte Haag auf das Jahr 1874 datieren. Sein Exkurs in die Moderne beendete er mit dem Abbruch der alten 1507 erbauten Marienkirche im Jahr 1957, nachdem die evangelische Kirchengemeinde 1956 ihre neue Martin-​Luther-​Kirche geweiht hatte. Diese neue Kirche kam auf einem Platz zu stehen, der seit einem größeren Brand im Jahr 1911 freigehalten worden war.
Ausgehend von den für 1752 festgestellten Gebäuden gelang es dem Lorcher Stadtarchivar aber auch, die örtliche Bausubstanz zurückzuführen, zunächst bis 1708: Damals scheinen die Waldhäuser Parzellen in 24 Lehen eingeteilt worden zu sein, von welchen das Herzogtum Württemberg den Löwenanteil als Grund– und Zinsherr besessen hatte. Ihm stand auch die Ortsobrigkeit zu. Weitere Grund– und Zinsherren waren die Schlossherrschaft Plüderhausen, die Herrschaft Wäschenbeuren sowie die württembergischen Klosterämter Lorch und Adelberg und der Waldhäuser Kirchen– oder Armenkasten. Haag gelang es ferner aufzuzeigen, welche Lehen bereits aus staufischer Zeit herrühren dürften, und dass der Ort ursprünglich als Straßensiedlung entlang der Vorstadtstraße und der Rattenharzer Straße ausgebildet war. Die vermutlich aus dem 6./7. Jahrhundert stammende und erstmals 1326 nachweisbare bäuerliche Siedlung Waldhausen war ein Weiler. Er dürfte im Hochmittelalter zur Versorgung der erstmals 1150 mit dem staufischen Ministerialen Conrad von Waldhausen erwähnten und 1311 zerstörten Burg gedient haben. An beiden Abenden klang der Vortrag mit einer regen Diskussion aus.

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